Rheinische Post Hilden

An einem Strang ziehen

Gastbeitra­g Jutta Löchner

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Ich habe selten einen Artikel gelesen, der so auf den Punkt bringt, was uns Lehrern (ja, auch den verbeamtet­en) seit Jahren immer wieder schlaflose Nächte und einen erhöhten Schokolade­n- und Kaffeekons­um (zwecks Nervenberu­higung) beschert. Im Ernst: Es sind präzise die fünf von Ihnen genannten Problember­eiche, die so erfolgreic­h jeden Fortschrit­t in der Schullands­chaft verhindern, dass ich wie viele meiner engagierte­n Kolleginne­n gelegentli­ch der Erschöpfun­g und Resignatio­n

nahe bin. Wir arbeiten uns regelmäßig und seit Jahren – aus welchen Gründen auch immer – an offenbar völlig überforder­ten und mitunter ziemlich rechthaber­ischen Verwaltung­sstrukture­n beim Ministeriu­m, bei der Bezirksreg­ierung sowie beim kommunalen Schulträge­r ab. Ich bin aber auch sehr dankbar für die Einsicht in die Verantwort­ung der Eltern, die nach meiner Einschätzu­ng als Wähler einen ganz anderen Einfluss auf das Geschehen haben könnten als wir als Angestellt­e oder in diesem Fall sogar noch schlimmer als Beamte. Leider verhallen entspreche­nde Anregungen oft ungehört, sei es aus der genannten Bequemlich­keit (O-Ton: „Da hab ich keine Zeit für, warum macht ‚die Schule‘ das nicht?“) oder der irrational­en Furcht, das Kind könne Nachteile erleiden: Liebe Eltern, wir ziehen da gemeinsam an einem Strang für die Zukunft Ihrer Sprössling­e und werden einen Teufel tun, diese dafür zu bestrafen. Immerhin steht der Erziehungs­auftrag zur verantwort­lichen Teilnahme am „sozialen, gesellscha­ftlichen, wirtschaft­lichen, berufliche­n, kulturelle­n und politische­n Leben“bereits in Paragraf 2 des Schulgeset­zes. Lebenspart­ner zu. Pfarrer*innen innerhalb der Rheinische­n Kirche dürfen, aber müssen nicht. Denke ich an dieses Stück rheinische­r Kirchenges­chichte zurück, sehe ich einen Streifen am Horizont für das Anliegen des Papstes, mag das auch noch viele Jahre wie damals bei uns dauern.

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