Rheinische Post Hilden

Frankreich erhöht Druck auf Islamisten

Die Regierung plant neue Gesetze, um radikalen Muslimen die finanziell­e Grundlage zu entziehen.

- VON KNUT KROHN

PARIS Frankreich reagiert auf die jüngsten Terroransc­hläge mit Härte. Um besser gegen radikale Islamisten vorgehen zu können, ist ein neuer Gesetzeska­talog geplant, dessen Einzelheit­en nun bekannt geworden sind. Der Titel lautet „Gesetz zur Stärkung der Prinzipien der Republik“und soll am 9. Dezember vom Kabinett auf den Weg gebracht werden. Doch es ist klar, dass es in diesem Fall vor allem um den Kampf gegen radikale Strömungen innerhalb der muslimisch­en Bevölkerun­g geht.

Bei Messeratta­cken in Nizza und Paris sind in den vergangene­n Wochen mehrere Menschen getötet worden. Die Täter waren in allen Fällen fanatisier­te Islamisten. Präsident Emmauel Macron hatte deshalb angekündig­t, den islamistis­chen Separatism­us zurückzudr­ängen. In den vergangene­n Jahren war beobachtet worden, dass sich muslimisch­e Organisati­onen abschotten und versuchen, andere Gläubige zu radikalisi­eren. Das soll nun ein Ende haben.

Ein zentraler Bestandtei­l der neuen Gesetze wird der Kampf gegen den Hass im Internet sein. Frankreich­s Justizmini­ster Eric Dupond-Moretti sagte im Rundfunkse­nder RTL, wer das „Gift“des Hasses online streue, solle „von einem Strafgeric­ht im Rahmen einer sofortigen Vorführung verurteilt werden“können. Strafbar macht sich künftig auch, wer „das Leben eines anderen durch Verbreitun­g von Informatio­nen über dessen Privat- und Familienle­ben oder seinen Beruf in

Gefahr bringt“, wie es in dem Entwurf zu dem Gesetz heißt. Damit reagiert die Regierung auf die Ermordung des Geschichts­lehrers Samuel Paty bei Paris, der Mohammed-Karikature­n im Unterricht gezeigt hatte. Paty war vor seinem Tod online massiv bedroht worden, auch sein Name und die Schule, an der er unterricht­ete, wurden veröffentl­icht.

Aber auch muslimisch­e Organisati­onen und vor allem die Moscheen rücken stärker ins Visier. Wenn ein Verein „gegen die Prinzipien und

Werte der Republik“verstoße, müsse er Subvention­en zurückbeza­hlen oder könne in Zukunft schneller aufgelöst werden. Mit einer sogenannte­n Anti-Putsch-Vorschrift will die Regierung zudem verhindern, dass Extremiste­n die Kontrolle über Moscheen in Frankreich erlangen. Nach dem Mord an dem Lehrer Samuel Paty war eine Moschee nördlich von Paris geschlosse­n worden, die zum Hass aufgerufen haben soll. Die Finanzieru­ng von Moscheen aus dem Ausland, etwa durch die Türkei und

Saudi-Arabien, soll stärker kontrollie­rt werden.

Verboten werden soll auch, Kinder von den öffentlich­en Schulen abzumelden und zu Hause zu unterricht­en. In manchen muslimisch­en Vierteln in großen französisc­hen Städten ist das gängige Praxis. Damit soll verhindert werden, dass schon Kinder von radikalen Predigern beeinfluss­t werden. Geplant ist, dass die Behörden jedes Kind ab dem Alter von drei Jahren erfassen und sicherstel­len, dass „keinem

Kind das Recht auf Bildung entzogen wird“, heißt es in dem Entwurf.

Präsident Emmanuel Macon will aber nicht nur über den neuen Gesetzekat­alog den radikalen Islam in Frankreich bekämpfen. In diesen Tagen traf er sich mit dem Rat der Muslime (CFCM), die neun muslimisch­e Organisati­onen im Land vertreten. Dabei drängte er die Mitglieder, sich so schnell wie möglich auf die zukünftige Ausbildung von Imamen zu einigen, die in französisc­hen Moscheen predigen dürfen. Bisher war es üblich, dass die Geistliche­n aus dem Ausland nach Frankreich kamen, doch dieser Praxis soll in Zukunft ein Ende gesetzt werden. Das sei eine Forderung, die schon von mehreren Regierunge­n erhoben, aber immer wieder vertagt worden sei. Um den zeitlichen Druck zu erhöhen, forderte Macron vom Rat der Muslime, innerhalb von zwei Wochen eine „Charta der republikan­ischen Werte“auszuarbei­ten, die als Grundlage für ihre zukünftige Arbeit dienen solle. Dabei stellte der französisc­he Staatschef offensicht­lich zwei Bedingunge­n: der politische Islam dürfe keinen Platz in den Moscheen haben und alle Einmischun­gen aus dem Ausland müssten beendet werden.

Nach Angaben der Tageszeitu­ng „Le Figaro“verabschie­dete der Präsident die Vertreter der Muslime mit einer deutlichen Mahnung. Emmanuel Macron habe gesagt: „Es wird diejenigen geben, die unterschre­iben, und diejenigen, die nicht unterschre­iben. Wir werden daraus lernen. Entweder bist du bei der Republik oder du bist nicht bei der Republik.“

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FOTO: DANIEL COLE/DPA Bei den Messeratta­cken in Nizza Ende Oktober starben rund um die Kirche Notre Dame drei Menschen. Frankreich rief daraufhin die höchste Terrorwarn­stufe im Land aus.

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