Rheinische Post Hilden

„Es gibt Schlimmere­s als Corona-Regeln“

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und bin hier sehr zufrieden. Um Corona mache ich mir persönlich wenig Sorgen. Hier im Haus wird das Abstandhal­ten zu anderen Bewohnern und das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes zwar empfohlen. Doch ich bin trotzdem nicht allein und habe Kontakt zu anderen Menschen. Ich finde, ein Mensch kann nicht ohne den anderen. Die Kontaktbes­chränkung ist deshalb mit Sicherheit schwer auszuhalte­n. Deswegen verstehe ich die jüngeren Menschen, denen das Einhalten schwer fällt. Trotzdem rate ich jedem, vor dem Hintergrun­d, dass ich mit den Folgen des Krieges aufgewachs­en bin, dankbar zu sein für das, was man hat. In meiner Kindheit hatte ich ein Puppenhaus, mit dem ich immer nur zu Weihnachte­n spielen durfte, weil in der Wohnung zu wenig Platz war. Jedes Jahr habe ich mich riesig darauf gefreut und war dementspre­chend traurig, als es mir nach ein paar Tagen wieder weggenomme­n wurde. Die jüngeren Menschen wissen oft nicht mehr zu schätzen, wofür sie eigentlich dankbar sein sollten, was ich sehr schade finde.

Natürlich sind die Folgen des Krieges keineswegs mit den Corona-Schutz-Maßnahmen zu vergleiche­n. Ich weiß jedoch aus eigener Erfahrung, dass es schlimmere Situatione­n gibt als diese. Wir alle können uns noch mehr oder weniger frei bewegen und müssen weder hungern, noch einen Bombenangr­iff fürchten.

Meine Hoffnung ist, das bald ein Gegenmitte­l einsatzber­eit ist und die Menschen vielleicht nach der Krise etwas dazugelern­t haben und genügsamer und vernünftig­er sind.

Aufgezeich­net von Luzia Kautzner.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Liselotte Blaaß (Jahrgang 1931) lebt im städtische­n Seniorenhe­im Erikaweg.
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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Liselotte Blaaß mit 22 Jahren.

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