Bohrende Fragen rund um Corona-Beschlüsse
Die Verantwortlichen in Bund und Ländern präsentieren sich seit Ausbruch der Pandemie als lernendes System. Sie wissen inzwischen mehr über das Virus und haben auch die Verfassung besser im Blick. Die Weiterentwicklung lässt sich bereits an einem Punkt im Vergleich der Ministerpräsidentenkonferenzen vor den höchsten Feiertagen erkennen: Vor Ostern scherte sich die Runde wenig um die verfassungsrechtlich garantierte Ausübung der Religionsfreiheit, vor Weihnachten versucht sie lediglich mit den Religionsgemeinschaften ins Gespräch zu kommen, damit das Christenfest keinen Großveranstaltungscharakter bekommt.
Und doch werden die Fragen mit jedem Tag bohrender. Warum toleriert das Virus in großen Läden zwanzig Quadratmeter pro Kunde, in kleinen aber nur zehn? Was soll das Ringen um die Zahl derer, die Weihnachten zusammen feiern „dürfen“? Der Staat weiß doch genau, dass er nicht vor jede Haustür einen Polizisten stellen wird, der mit Liste und Ausweiskontrolle die Ankömmlinge abhakt oder abweist. Es ist auch schwer nachzuvollziehen, dass das Virus derzeit nur Treffen von fünf Personen aus zwei Haushalten zulässt, zwischen dem 23. Dezember und dem 1. Januar aber zehn. Und wie sinnig sind solche Zahlenvorgaben angesichts unterschiedlicher Wohnverhältnisse? In einer Großfamilie mit riesigem Wohnzimmer kann ein Heiligabend zu zwölft weniger bedenklich sein als im winzigen Appartement eine Silvesternacht zu viert.
Die rücksichtsvollen Anständigen wissen am besten selbst, was die Stunde geschlagen hat, wenn nun an einem einzigen Tag über 400 Infizierte gestorben sind. Sie wissen, dass Corona an Weihnachten genauso gefährlich ist wie an jedem anderen Tag, auch wenn ihnen die Politik suggeriert, zum Fest mal nachlässig sein zu können.
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