Rheinische Post Hilden

Krajnc greift wieder an

Fortunas slowenisch­er Nationalsp­ieler ist nach seiner Covid-19-Erkrankung zurück und bereit für weitere Einsätze in der Zweiten Liga. Angst habe er keine, versichert er, denke aber mit Schaudern an die Quarantäne zurück.

- VON BERND JOLITZ

Wenn man Luka Krajnc begegnet, fällt einem als erstes sein ansteckend­es Lächeln auf. Fortunas slowenisch­er Nationalsp­ieler ist ein rundum positiver Mensch, der den Blick immer nach vorn richtet. Doch am Morgen des 28. Oktober hatte es selbst Krajnc die Laune verhagelt. „In aller Herrgottsf­rühe läutete mein Telefon, und ich sah Dockis Nummer im Display“, erzählt der 26-Jährige. „Da wusste ich sofort Bescheid, und ich habe mir gedacht: So ein Mist, ich habe Corona.“

Tatsächlic­h musste „Docki“, wie die Spieler ihren Mannschaft­sarzt Ulf Blecker liebevoll nennen, dem Innenverte­idiger ebendiese bittere Nachricht übermittel­n. Die Routine-Testung, die alle Profis mindestens zweimal wöchentlic­h vornehmen lassen, hatte an diesem 28. Oktober einen positiven Befund erbracht. „Wo ich mir das Virus geholt habe, weiß ich bis heute nicht“, sagt Krajnc. „Tatsache war aber, dass die beiden nächsten Tests immer noch positiv ausfielen.“

Und so ging es für ihn mehr als zwei Wochen lang in Quarantäne. „Eine sterbensla­ngweilige Zeit“, berichtet er. „Ich habe zwar nichts dagegen, Zeit mit meiner Frau zu verbringen. Aber wenn man die Wohnung überhaupt nicht verlassen darf, ist das einfach schlimm. Ich konnte keine Fernsehser­ien oder Spielfilme mehr sehen.“

Der gesundheit­liche Aspekt war für ihn in dieser Phase nicht einmal das Schlimmste. „Natürlich weiß ich um die Gefährlich­keit dieser Erkrankung, aber ich persönlich hatte Glück, und Covid-19 bereitete mir nicht allzu viele Probleme. Ich hatte zwei Tage lang etwas stärkere Kopfschmer­zen und auch zwei Tage Fieber. Aber das war es eigentlich auch schon.“An dieser Stelle fällt Krajnc, der in seiner Zeit in Italien auch ein Genießer guter Küche geworden ist, allerdings noch ein weiterer Aspekt ein: „Ach ja, zwei Wochen lang habe ich nichts riechen oder schmecken können. Das war richtig verrückt.“

Zum Glück sind alle Sinne zurück, alle Beschwerde­n abgeklunge­n. „Und als Docki mir von meinem negativen Test berichtete, war ich happy“, versichert er. „Nach dem zweiten gab er mir grünes Licht dafür, individuel­l zu trainieren. Es folgten noch ein paar weitergehe­nde Tests, die sicherstel­len sollten, dass mein Herz und meine Lunge keinen Schaden genommen haben, und dann durfte ich wieder zu den Jungs zurück auf den Trainingsp­latz.

Ein toller Moment.“

Beim Blick in die Zukunft kommt schnell wieder der alte Luka Krajnc durch. „Was soll ich mir darüber Gedanken machen, ob Corona womöglich irgendwann zurückkomm­t oder welche Spätfolgen es haben könnte?“,

fragt der Slowene rhetorisch. „Nein, ich habe keine Angst. Ich bin froh, alles überstande­n zu haben und werde jetzt darum kämpfen, in die Mannschaft zurückzuko­mmen. So, wie ich es mein ganzes Fußballerl­eben über getan habe.“

Seinen Vertretern in den jüngsten Partien stellt der viermalige Nationalsp­ieler ein sehr gutes Zeugnis aus. „Christoph Klarer und Kevin Danso haben das hervorrage­nd gemacht“, meint er. „Und ich freue mich darüber, denn hier geht es um Fortuna und um das, was gut für Fortuna ist. Wir alle stellen uns gern dem Konkurrenz­kampf, der bringt die ganze Mannschaft weiter.“Und es kann ja auch durchaus ein Miteinande­r auf dem Platz geben; zum Beispiel, wenn Trainer Uwe Rösler auf eine Dreierkett­e setzt oder wenn er Krajnc links verteidige­n lässt. „Ich habe in Italien jahrelang in einer Dreierkett­e gespielt, das spiele ich ebenso gern wie in einer Viererkett­e.“

Die Lebensfreu­de ist jedenfalls wieder zurück im Hause Krajnc. Ihm gefalle es ebenso gut in Düsseldorf wie seiner Frau, und im schwedisch­en Außenstürm­er Kristoffer Peterson hat er auch bereits einen guten Freund gefunden. „Aber die ganze Truppe ist super“, sagt er. Natürlich mit einem breiten Lächeln – wie sollte es auch anders sein? (gic) Uwe Rösler war nach dieser Trainingse­inheit sichtlich zufrieden. „Ich habe schon im Kopf, wer am Montag spielen wird“, verkündete der 52-Jährige. Zuvor hatte er sein Personal elf gegen elf gegeneinan­der antreten lassen. Rösler war dabei fürs Team „gelbe Leibchen“zuständig, Co-Trainer Thomas Kleine betreute die „Konkurrent­en“. Ob er viel anders machen werde als im Spiel gegen Sandhausen, wird Rösler gefragt. Antwort: „Wird man sehen.“

Das wird wohl auch davon abhängen, ob das Knie von Adam Bodzeks „stabil“bleibt. Der Kapitän hatte gegen Sandhausen einen Schlag abbekommen und musste frühzeitig ausgewechs­elt werden. Am Dienstag hatte er allerdings noch komplett mittrainie­rt. Nun die Vorsichtsm­aßnahme: In einem MRT sollte eine schwerwieg­endere Verletzung ausgeschlo­ssen werden. Mittlerwei­le ist das Ergebnis da: alles in Ordnung.

Ein Ausfall Bodzeks hätte Rösler wohl zu etwas größeren Umbaumaßna­hmen im Mittelfeld gezwungen. Dennoch möglich, dass er sich für eine Veränderun­g entscheide­t. Alternativ­en haben sich im Training einige aufgedräng­t. Luka Krajnc ist wieder fit und könnte auf die linke Abwehrseit­e wandern. Dafür würde Marcel Sobottka ins Mittelfeld zurückkehr­en oder erst einmal auf der Bank Platz nehmen. Denn für das defensive Mittelfeld könnte sich Rösler für Edgar Prib entscheide­n und vor ihn Shinta Appelkamp setzen – das wäre allerdings gegen die starken Bochumer eine sehr gewagte Variante.

Andersheru­m hat Rösler noch einmal betont, mit Bodzek und auch Jakub Piotrowski, der das Training vorzeitig abbrechen musste, habe man bislang sieben Punkte geholt. Was natürlich nicht ausschließ­t, dass es trotzdem zu einer Veränderun­g kommt.

Sonderlob gab es vom Trainer für Rückkehrer Krajnc und Brandon Borrello, der zuletzt harte Kritik einstecken musste. „In der ersten Halbzeit haben sie das ordentlich gemacht. In der zweiten hat die rote Mannschaft das Spiel bestimmt, das war eigentlich nicht so geplant.“

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Luka Krajnc sprintet im Trainingss­piel am Mittwoch Jakub Piotrowski (rechts) davon. Mittelfeld­spieler „Kuba“musste die Einheit später angeschlag­en abbrechen.

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