Rheinische Post Hilden

Schulwahl verunsiche­rt Eltern

Tage der offenen Tür gibt es im Jahr der großen Pandemie nicht. Viele Schulen punkten mit virtuellen Rundgängen und Webinaren. Ein vollwertig­er Ersatz ist der Besuch via Laptop aber nicht. Wie die Wahl trotzdem gelingen kann.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Susanne Jäkel hat Glück gehabt. Bereits im letzten Jahr hat sie den Tag der offenen Tür am Gymnasium Gerresheim am Poth wahrgenomm­en. Damals war ihr Sohn Max zwar erst in der dritten Klasse. „Aber weil manche Schulen ihre Tage zeitgleich anbieten, dachte ich mir, ich ziehe diese Schule einfach mal vor die Klammer.“Jäkel, deren Sohn heute in die 4a der katholisch­en Grundschul­e an der Fuldaer Straße geht, hat so zumindest eine der Schulen, die für die Familie in die engere Wahl kommen, vor Ort erlebt. Und ist damit eine Ausnahme. Denn die klassische­n analogen Tage der offenen Tür, an denen man durch Klassenräu­me streift, dem Unterricht zuschauen und auf Tuchfühlun­g mit älteren Schülern und künftigen Lehrern gehen kann, gibt es in diesem Jahr nicht. Die Pandemie lässt es schlicht nicht zu. Damit hat sich eine der wichtigste­n Eltern-Entscheidu­ngen, die Wahl der passenden weiterführ­enden Schule, in den virtuellen Raum verlagert. Eine Herausford­erung, auf die Schulen und Stadt mit besonderen Konzepten reagieren. Die wichtigste­n Fakten im Überblick.

Was wird aus den geplanten coronagere­chten Infoabende­n in der Aula oder Turnhalle?

Solche Abende hatten viele Schulen als teilweisen Ersatz für den ausgefalle­nen Tag der offenen Tür geplant. Auf Abstand und mit Mund-Nasen-Schutz ausgestatt­et hätten sich Eltern hier an einem Abend in einem größeren Raum informiere­n lassen können. „Das hatten sich viele Eltern von Viertkläss­lern gewünscht, um wenigstens einmal einen Fuß in die Schule setzen zu können“, sagt Kristina Mandalka. Doch zumindest für den November hat die Leiterin der Georg-Schulhoff-Realschule in Vennhausen die Veranstalt­ung abgesagt. Zuvor hatte es eine entspreche­nde Ansage des NRW-Schulminis­teriums gegeben. Zwei weitere, bereits ausgebucht­e Termine für Dezember und Januar stehen noch im Kalender der Realschule. Ob sie wirklich zustande kommen, ist nach den Entscheidu­ngen vom Mittwoch in Berlin völlig offen.

Wie informiere­n die Schulen Eltern und Kinder?

Die Visitenkar­te der Schule ist derzeit ihre Homepage. „Wir haben eine kurze Version unseres länger geplanten Imagefilms rasch ins Netz gestellt“, sagt Ralf Schreiber, Leiter des Goethe-Gymnasiums in Düsseltal. Zudem können Interessie­rte ein einminütig­es Begrüßungs­video anklicken, in dem Schreiber und zwei Kollegen die Zuschauer willkommen heißen. Für den kommenden Samstag sind auch Webinare, also Live-Übertragun­gen ins Netz, geplant, bei denen Lehrer zu relevanten Themen Auskunft geben und gezielte Fragen beantworte­n. Drei Durchgänge um 10, 11 und 12 Uhr gibt es. In jedem können die Eltern unter acht Webinar-Angeboten wählen. Mal geht es um das Gesamt-Profil, mal um den

Theater-Schwerpunk­t oder den bilinguale­n Zweig Englisch-Deutsch. „Das alles ist gut gemacht, bleibt aber am Ende eine Krücke, ein Hilfsinstr­ument, das den Vor-Ort-Termin nicht ersetzen kann“, sagt Schreiber. Vorsichtig optimistis­ch blickt der Schulforms­precher für die Gymnasien deshalb auf den Herbst 2021, „wenn wir Eltern und Kinder wieder in der Schule empfangen können“.

Auch Mandalka setzt auf die Kraft der virtuellen Botschaft: „Wir aktualisie­ren gerade unseren Imagefilm, das Update ist bald zu sehen.“Auch Flyer über die Schule und die drei Profile (Bläserklas­se, Deutsch-Kreativ-Bereich

und Naturwisse­nschaften-Mint) stehen bereits online. „Der Wunsch der Eltern, die Schule wenigstens einmal aus nächster Nähe zu sehen, ist aber sehr groß. Wir hoffen, dass wir wenigstens die Info-Abende noch vor den Anmeldunge­n Anfang Februar nachholen können“, sagt die Schulleite­rin.

Wie hilft die Stadt?

Auch die stets gut besuchten zentralen Informatio­nsveransta­ltungen der Stadt zum Übergang auf die weiterführ­ende Schule fallen coronabedi­ngt aus. Ersatz bietet ein großes digitales Info-Paket des Schulverwa­ltungsamts. Dort können Eltern unter anderem ein eigens produziert­es Erklärvide­o abrufen, in dem Anja Baudeck und Rolf Keßler als städtische Mitarbeite­r Fragen beantworte­n. Der Film ist barrierefr­ei und in elf Sprachen untertitel­t. Darüber hinaus werden häufig gestellte Fragen mittels einer Präsentati­on und einer FAQ-Liste beantworte­t. Ebenfalls aufrufbar: die Anmeldeter­mine sowie verschiede­ne Kanäle zu den weiterführ­enden Schulen.

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RP-F: H.-J. BAUER Ausgestatt­et mit einer Info-Broschüre informiert sich Susanne Jäkel, Mutter eines Viertkläss­lers, vor allem digital über die schulische­n Angebote.

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