Ein kleiner Lichtblick für die Corneliusstraße
Cole Blaq kreiert Skulpturen aus Legosteinen – und bringt eine davon jetzt als Graffiti auf die triste Wand einer Unterführung.
FRIEDRICHSTADT Die Unterführung am Ende der Corneliusstraße gehört sicherlich zu den hässlichsten Orten in Düsseldorf. Dass dem schon bald nicht mehr so ist, liegt an Cole Blaq. So nennt sich der Street-ArtKünstler Aran Hudson, wenn er zur Sprühdose greift, wobei sein Repertoire weit über Graffiti hinausgeht. Genau genommen ist er einer der wenigen Vertreter der Brick Art hierzulande. Was in den USA, England oder in Frankreich durchaus ein Begriff ist, sorgt in Deutschland bisweilen noch für abfälliges Kopfschütteln. Denn es handelt sich dabei um die Schaffung von Kunst aus Klemmbausteinen. Oder auf den Punkt gebracht: aus Legosteinen. Aus dem vermeintlichen Spielzeug kreiert Cole Blaq (bleiben wir einfach bei dem Namen) wundersame Skulpturen. Aber er ist eben auch Graffiti-Künstler. So viel zur Vorgeschichte.
In Düsseldorf, eben in dieser usseligen Unterführung, ist der 44-Jährige gerade dabei, beide Kunstformen miteinander zu vereinen. Blaq hat eines seiner fiktiven Objekte, das entfernt an ein utopisches Raumschiff erinnert, an eine der Wände gebracht. Das Werk ist noch nicht ganz fertig, er will dem Ganzen noch eine kristalline Hintergrundstruktur hinzufügen, sodass eine Mehrdimensionalität entsteht, die Kunst mit der schnöden schwarzen Wand eine Einheit eingeht, den Übergang zum Raum findet. Anfang Dezember soll das Werk vollendet sein.
Anderthalb Jahre dauerten die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn als Eigentümer der Fläche, bis der Gestaltungsvertrag unterschrieben war. Dass er vom Kulturamt eine Förderung für sein Projekt erhielt, freut Cole Blaq besonders. „Es ist doch toll, dass die Stadt mehr Farbe
und Bilder im öffentlichen Raum haben will. Gerade an dieser Stelle, die doch eigentlich ein Entree für Düsseldorf darstellt, kam das bislang zu kurz.“
Graffiti ist bei ihm durch die Konzentration auf Brick Art zuletzt etwas in den Hintergrund getreten, auch wenn er mit seinem Schaffen nach wie vor um Anerkennung ringt, „der Kunstmarkt ist hier doch recht konservativ“. Cole Blaq sieht sich da noch in einer Vorreiterrolle. Wenn er sich nicht gerade mit Urban Art beschäftigt, ist er in der kulturellen Bildung tätig, an Museen, Schulen, Jugendfreizeiteinrichtungen und anderen Kulturhäusern, oft ist er im Schlossmuseum Benrath anzutreffen. Auch Kindern versucht er nahe zu bringen, dass Legosteine weit mehr als Spielzeug sein können, „das finden die meistens ziemlich cool“. Sein Lebenslauf ist alles andere als geradlinig, auch wenn er Kunstgeschichte studiert hat. „Aber das haben 80.000 andere in Deutschland auch“, sagt Cole Blaq, der in einer pädagogischen Betätigung seine nebenberufliche Bestimmung fand.
Denn zu allererst versteht sich Cole Blaq natürlich als Künstler.
Das Projekt an der Corneliusstraße ist sein erstes ganz Großes in Düsseldorf, vielleicht verhilft es ihm ja zum Durchbruch. Wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm, er hält jedenfalls daran fest, an dem, wovon er überzeugt ist. Er wohnt auch gar nicht weit weg von der Unterführung an der Corneliusstraße, insofern war es für Cole Blaq in den vergangenen Wochen ungefähr so, als er ginge er jeden Tag zur Arbeit.
Die Kunst mit Klemmbausteinen ist für ihn wie ein Spiegel der Zeit, der Stadtstruktur selbst, als gewachsenes und aus Steinen gebautes Geflecht. So etwas muss sich am Ende einfach durchsetzten, wenn es um Urban Art geht.
Info Mehr Informationen über den Künstler Cole Blaq im Internet unter cole-blaq.com