Rheinische Post Hilden

Bonni-Direktor startet in Corona-Modus

Rolf Geisler trat am evangelisc­hen Gymnasium an der Gerresheim­er Straße im Sommer die Nachfolge von Udo Kotthaus an. Der 55-Jährige hat durch die Corona-Krise mit besonderen Herausford­erungen zum Start zu kämpfen.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Rolf Geisler liebt Bücher. Heute sind es vor allem Krimis, direkt nach seinem Referendar­iat waren es Bücher für den Englischun­terricht. Zwei Jahre arbeitete der neue Direktor des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums nach seinem zweiten Examen für einen Schulbuchv­erlag in Frankfurt – bis er 1998 Rainer Winkel traf, der zufällig auf der Suche nach einem Englischle­hrer für eine neue Gesamtschu­le in Gelsenkirc­hen-Bismarck war. Der Schulpädag­oge und Professor überzeugte Rolf Geisler von seinen Ideen. „Ich habe noch am selben Abend gekündigt“, erinnert sich der heute 55-Jährige.

Seit den Sommerferi­en arbeitet Rolf Geisler in Hilden, das Büro hat er von seinem Vorgänger Udo Kotthaus übernommen, der in den Ruhestand gegangen ist. An der Wand hängen Zeichnunge­n, die Kotthaus’ Vorgänger Ulrich Göbeler 2010 bei seinem Abschied zurückgela­ssen hat. Die Rahmen stammen aus Hilden, Rolf Geisler hat sie in einem Geschäft in der Fußgängerz­one anfertigen lassen, einer seiner wenigen Ausflüge in die Innenstadt. „Einmal war ich zu einem Schulleite­rtrteffen noch in der Innenstadt“, sagt er. „Die Schule und die neue Herausford­erung binden sehr viel Zeit.“

Englisch und Biologie hat Rolf Geisler in Münster studiert. Er war Gründungsm­itglied der Gesamtschu­le in Gelsenkirc­hen, arbeitete 20 Jahre als Abteilungs­leiter der Klassen 5 bis 7 in der Schulleitu­ng. Parallel dazu nahm er ab 2013 andere Schulen als Qualitätsp­rüfer unter die Lupe. „2017 habe ich den Lehrern am Bonhoeffer-Gymnasium eine Woche lang über die Schulter geschaut“, erinnert er sich. Die Schule habe ihn beeindruck­t: Das Engagement der Lehrer, der Schüler und der Eltern sei einmalig. „Das Bonni hat natürlich ein sehr gutes Ergebnis erzielt“, sagt Rolf Geisler. Die Schule sei nicht nur auf Leistung ausgelegt, sondern fördere die Talente der Schüler – und ganz stark auch das soziale Miteinande­r. Es gebe beispielsw­eise jede Woche ein Treffen mit Schülerver­tretern, ebenso regelmäßig sitzt die Schulleitu­ng mit Vertretern der Elternscha­ft zusammen. Es gibt ein Schülercoa­ching und eine internatio­nale Klasse, in der ausländisc­he Jugendlich­e auf den Regelunter­richt vorbereite­t werden. „Das Komplettpa­ket hat mich überzeugt“, sagt er. Als Rolf Geisler ein Jahr später gefragt wird, ob er sich eine Direktoren­stelle an einer evangelisc­hen Schule vorstellen könne, muss der Familienva­ter (vier Kinder) sofort an Hilden denken.

Und dort sitzt er nun, die Maske über Nase und Mund gezogen – das Lächeln darunter ist trotzdem deutlich zu erkennen. Die Corona-Krise bestimmt die ersten Tage, Wochen und Monate im neuen Amt. Und sie wird ihn noch lange begleiten. „Die Situation momentan mit dem regelmäßig­en Lüften und den Masken im Unterricht empfinde ich nicht als belastend. Ich bin froh, dass wir wieder Präsenzunt­erricht haben, denn das ist wirklich wichtig“, sagt er. Und wenn der Ernstfall doch wieder eintritt und die Schüler zu Hause lernen müssen, sei das Gymnasium vorbereite­t: „Momentan testen wir das System und probieren aus, wie der Fernunterr­icht funktionie­rt.“Das eigene Bonni-Web ermögliche, Lernmateri­al zu versenden, Feedback zu geben und auch Videokonfe­renzen durchzufüh­ren.

Der Imker (seit zwei Jahren) und leidenscha­ftliche Geocacher hat sich keinen Plan zurechtgel­egt, um das Bonni in eine bestimmte Richtung zu führen. „Ich möchte mit den Lehrern, mit den Schülern und mit den Eltern gemeinsam schauen, wo unsere Stärken liegen und wo wir noch Entwicklun­gspotentia­l haben“, sagt er. Die gut funktionie­rende Kooperatio­n mit der Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschu­le soll weiter intensivie­rt werden.

Ein echtes Problem hat der 55-Jährige bereits ausgemacht: Die Verkehrssi­tuation vor dem Schulzentr­um an der Gerresheim­er Straße sorgt immer wieder für gefährlich­e Situatione­n. „Das müssen wir ändern, bevor noch etwas Schlimmes passiert“, sagt er. Ortstermin­e mit Stadt, Politik und Polizei seien bereits anberaumt.

Ein weiteres Ziel kann Rolf Geisler auch schon nennen: „Toll wäre eine vernünftig­e Verabschie­dung meines Vorgängers Udo Kotthaus“, sagt er. Durch Corona habe keine offizielle Veranstalt­ung stattfinde­n können. Das soll nachgeholt werden, wenn es die Lage zulässt.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Rolf Geisler leitet seit August das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium an der Gerresheim­er Straße.

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