Rheinische Post Hilden

Wie zwei Köche der Corona-Krise trotzen

Die Sterneköch­e Yoshizumi Nagaya und Daniel Dal-Ben bieten in Corona-Zeiten ein gemeinsame­s Viergang-Menü im Lieferdien­st an – und das auf höchsten Niveau.

- VON BIRGIT WANNINGER

DÜSSELDORF Freunde sind sie seit Jahren, waren gemeinsam bei Veranstalt­ungen, aber zusammen gekocht haben sie noch nie: Yoshizumi Nagaya und Daniel Dal- Ben. Doch das ist jetzt anders geworden. Die beiden Sterneköch­e bieten in Corona-Zeiten ein gemeinsame­s Viergang-Menü an – und das auf höchsten Niveau.

Daniel Dal-Ben, ist der einzige gebürtige Düsseldorf­er, derfür sein Restaurant 1876 seit mehr als zehn Jahren einen Michelin Stern besitzt. Yoshizumi Nagaya hat sogar zwei Sterne ausgezeich­net, einen fürs Nagaya an der Klosterstr­aße und einen für sein Restaurant Yoshi an der Kreuzstraß­e. Beide verbinden in ihrer Kochkunst Klassische­s mit moderner Kreativitä­t. Das ist bei Dal-Ben (mit italienisc­hen Wurzeln) die Cucina Italiana und bei Nagaya die hohe Kunst der Japanische Küche. Natürlich verleihen beide ihren Gerichten die eigene Handschrif­t.

„Wir wollten immer schon etwas gemeinsam machen“, sagt Daniel Dal-Ben. Denn schon als sie sich kennen lernten, wussten sie, dass bei ihnen die Chemie stimmt. Da waren sie beide Juroren in der Wahl zum „Koch des Jahres“und fuhren mit dem Auto nach Kiel. Da gab es viel zu erzählen. Selbstvers­tändlich auch über Kulinarisc­hes. „Seitdem telefonier­en wir oft, sind Freunde geworden“, sagt Dal-Ben. „Aber wir sehen uns selten“, meint Nagaya, weil beide wenig Zeit haben, ständig in der Küche stehen haben – in normalen Zeiten.

Und jetzt, in der Pandemie, ergab sich die Gelegenhei­t“, fügt Yoshi Nagaya hinzu. Mit beiden Teams

– vom Souschef, Restaurant­leiter bis hin zum Beikoch haben sie tagelang experiment­iert, „und richtig Spaß dabei gehabt“, wie DalBen betont. Herausgeko­mmen ist etwas, was sich sehen lassen kann. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn was die Köche mit ihren Teams unter dem Motto „4 Hand 4 home“präsentier­en, ist schon optisch eine Augenweide. Es sollen genussvoll­e Momente für zu Hause sein. „Wir wollen den Leuten etwas Besonderes bieten, damit sie eine schöne Zeit zuhause haben“, sagt Dal-Ben und fügt in der robusten

Kochsprach­e hinzu: „Und auch wir haben richtig Bock.“Einfach nur das Restaurant schließen und Nichtstun, „das ist nix“., sagt Nagaya.

Jede Woche wollen sie im Lockdown ein neues Menü kreieren, und dabei ist jeder für zwei Gänge verantwort­lich. Exzellente Produkte sind dabei Ehrensache – ob Edel-Sashimi, Schwarzer Kabeljau oder die Crepinette vom Pyrenäen-Kalb mit Kalbsschwa­nzjus, Olivensenf und Trüffel.

Sogar die Butter ist außergewöh­nlich. Die lässt sich Dal-Ben aus Italien schicken: Rohmilchbu­tter von Riccardo Zanchetti. „Ich habe darüber einen Bericht im Fernsehen gesehen und direkt Kontakt aufgenomme­n. Denn die Butter wird geschlagen und hat einen wunderbare­n Geschmack.“

Natürlich hat die Box ihren Preis, kostet 99 Euro pro Person. Die Feinschmec­ker müssen sie vorbestell­en und können sie entweder im 1876 an der Grunerstra­ße abholen, wo es bessere Parkmöglic­hkeiten als beim Nagaya gibt. Oder die Sterneköch­e liefern nach Hause, „und zwar von

Wittlaer bis Hellerhof – nach Absprache.“Da kann es sein, dass einer der Chefs persönlich vor der Tür steht, denn alle im Team sind gleichbere­chtigt und eben auch Lieferboys. Das Essen sei „ready to eat“wie Nagaya betont, es gebe auch noch Anweisunge­n oder Beschreibu­ngen, erklärt Dal-Ben. „Und eine Überraschu­ng ist ebenfalls in der Box“– eine süße Überraschu­ng von Nina Ranger, der ehemaligen Küchenchef­in

des „Schiffchen“in Kaiserswer­th.

Außerdem bieten die beiden noch eine Appetizer-Box an (49 Euro) mit mundgerech­ten Köstlichke­iten. Von Donnerstag bis Samstag gibt es das Menü, bestellbar unter genussbox@1876.restaurant oder telefonisc­h unter 0211 1717361. Sonntags gibt es bei Dal-Ben eine eigene Genussreis­e und Nagaya hat ein Sushiund Sashimi-Angebot vom feinsten im Programm.

DÜSSELDORF (lod) Zwischen den Lockdowns ist es Gourmetfüh­rer „Gault & Millau“offenbar gelungen, seine Testesser in die Restaurant­s der Republik zu schicken. Zu den Top-Restaurant­s gehören zwei Bekannte aus Düsseldorf: „Im Schiffchen“von Jean-Claude Bourgueil in Kaiserswer­th und Yoshizumi Nagayas gleichnami­ge japanische Spitzenküc­he an der Klosterstr­aße. Mit jeweils 17 Punkten sind beide Restaurant­s in der Königsklas­se der Kochbewert­ungsliste um einen besser Punkt besser bewertet als 2019.

Auch in der 16-Punkte-Kategorie ist Düsseldorf vertreten, mit 1876 Daniel Dal-Ben, Berens am Kai, Dr. Kosch, Fritz‘s Frau Franzi, Le Flair, Setzkasten und Yoshi by Nagaya. 15 Punkte bekamen Agata‘s, Phoenix und Roku freuen.

Möglich sind theoretisc­h 20 Punkte, die aber nie vergeben werden. 19,5 Punkte sind üblicherwe­ise die Bestnote, die sechs Köche erreichten, darunter Sven Elverfeld vom „Aqua“in Wolfsburg, Christian Bau („Victor‘s Fine Dining“) in Perl und Tim Raue mit seinem Berliner Restaurant. Zum Gastronom des Jahres 2021 wurde Vincent Klink von der Wielandshö­he in Stuttgart ernannt. Hannes Radeck (Ox & Klee, Köln) bekam eine Ehrung als Patissier des Jahres; Als Entdeckung des Jahres loben die Teste Max Goldberg (Oxalis, Schluchsee) und Matteo Ferrantino (Bianc, Hamburg) als Aufsteiger des Jahres.

Der Restaurant Guide erscheint am 30. November und empfiehlt 1.000 Restaurant­s quer durch die Republik. Mehr als sechzig Restaurant­s wurden in diesem Jahr neu in den Guide aufgenomme­n.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETz Yoshi Nagaya und Daniel Dal-Ben sind in den vergangene­n Monaten richtige Freunde geworden.

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