Rheinische Post Hilden

Schulen baden Versäumnis­se aus

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Für viele Eltern ist es ein Déjà-vu: Von Montag an bleiben in Nordrhein-Westfalen wieder alle Schüler und möglichst auch alle Kita-Kinder zu Hause. Distanzunt­erricht mindestens bis zum 31. Januar; das heißt für die meisten Eltern, wieder in die Rolle des Lehrers und Betreuers zu schlüpfen. Also eine Doppel- bis Dreifachbe­lastung neben dem Job.

Das ist ernüchtern­d – nach all den Beteuerung­en, wie wichtig Bildung und Präsenzunt­erricht für Kinder angeblich seien. Landes- und Bundespoli­tiker begründen die einschneid­enden Maßnahmen nun mit der unübersich­tlichen Infektions­lage.

Sicher, die Sieben-Tage-Inzidenz ist weit von der 50er-Schwelle entfernt, die Intensivst­ationen in den Krankenhäu­sern sind viel zu lange schon überlastet. Hinzu kommt eine mutierte Virus-Variante aus Großbritan­nien, die bald auch in Deutschlan­d grassieren könnte. All das erfordert schnelles und konsequent­es Handeln.

Zugleich lohnt es sich aber hinzuschau­en, warum die Sterbezahl­en aktuell so hoch sind. Mehr als 70 Prozent der Toten sind über 80 Jahre alt, sehr viele steckten sich im Pflegeheim an. Das zeigt: Es ist den Gesundheit­sministern nicht gelungen, die vulnerable­n Gruppen ausreichen­d zu schützen. Tests und Masken ließen dort viel zu lange auf sich warten. Auch im öffentlich­en Nahverkehr wurde viel zu wenig unternomme­n, um das Ansteckung­srisiko zu minimieren.

Es ist richtig, dass die Schulen nun in dieser Lage ihren Beitrag zur Kontaktred­uzierung leisten. Genauso richtig ist aber auch, dass es nicht zuletzt solche politische­n Versäumnis­se sind, die einen erneuten Lockdown erforderli­ch machen. Und die dazu führten, dass die Schulen nun wieder weitgehend geschlosse­n bleiben müssen.

BERICHT NRW-SCHÜLER MÜSSEN ZU HAUSE BLEIBEN, TITELSEITE

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