Schulen baden Versäumnisse aus
Für viele Eltern ist es ein Déjà-vu: Von Montag an bleiben in Nordrhein-Westfalen wieder alle Schüler und möglichst auch alle Kita-Kinder zu Hause. Distanzunterricht mindestens bis zum 31. Januar; das heißt für die meisten Eltern, wieder in die Rolle des Lehrers und Betreuers zu schlüpfen. Also eine Doppel- bis Dreifachbelastung neben dem Job.
Das ist ernüchternd – nach all den Beteuerungen, wie wichtig Bildung und Präsenzunterricht für Kinder angeblich seien. Landes- und Bundespolitiker begründen die einschneidenden Maßnahmen nun mit der unübersichtlichen Infektionslage.
Sicher, die Sieben-Tage-Inzidenz ist weit von der 50er-Schwelle entfernt, die Intensivstationen in den Krankenhäusern sind viel zu lange schon überlastet. Hinzu kommt eine mutierte Virus-Variante aus Großbritannien, die bald auch in Deutschland grassieren könnte. All das erfordert schnelles und konsequentes Handeln.
Zugleich lohnt es sich aber hinzuschauen, warum die Sterbezahlen aktuell so hoch sind. Mehr als 70 Prozent der Toten sind über 80 Jahre alt, sehr viele steckten sich im Pflegeheim an. Das zeigt: Es ist den Gesundheitsministern nicht gelungen, die vulnerablen Gruppen ausreichend zu schützen. Tests und Masken ließen dort viel zu lange auf sich warten. Auch im öffentlichen Nahverkehr wurde viel zu wenig unternommen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Es ist richtig, dass die Schulen nun in dieser Lage ihren Beitrag zur Kontaktreduzierung leisten. Genauso richtig ist aber auch, dass es nicht zuletzt solche politischen Versäumnisse sind, die einen erneuten Lockdown erforderlich machen. Und die dazu führten, dass die Schulen nun wieder weitgehend geschlossen bleiben müssen.
BERICHT NRW-SCHÜLER MÜSSEN ZU HAUSE BLEIBEN, TITELSEITE