Tausenden Modehändlern droht wegen Corona das Aus
DÜSSELDORF Die Verlängerung des Lockdowns um drei Wochen verschärft auch die Misere im deutschen Modehandel. „Allein die Umsatzverluste des gesamten Winter-Lockdowns dürften sich bis Ende Januar auf rund zehn Millarden Euro aufsummieren“, prognostiziert Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels. Durch den Wert- und Preisverfall der Ware am Saisonende seien diese Einbußen später nicht mehr aufzuholen. Zwar ist das Online-Geschäft auch im Modebereich während der Pandemie um etwa 30 Prozent gewachsen, aber natürlich sind damit die erlittenen Verluste im stationären Geschäft nicht wettzumachen.
Zu den Problemen der Branche, die Textilhändler gleichermaßen treffen wie beispielsweise Schuhverkäufer und Lederwaren-Anbieter, gehören nicht nur die fehlenden Einnahmen, mit denen die Unternehmen in den nächsten Wochen eigentlich die Frühjahrsware bestellen müssten.
Auch viele Artikel aus dem alten Jahr sind in den Läden hängengeblieben. „Es gibt einen großen Teil an Waren, die wir nicht mehr loswerden. Von der Frühjahrskollektion ist vieles liegengeblieben. Einen
Teil davon haben wir eingelagert und versuchen, sie im kommenden Frühjahr zu verkaufen. Aber wahrscheinlich bis zu einem Viertel der Frühjahrskollektion aus dem vergangenen Jahr müssen wir entsorgen“, sagt Pangels. Zumal die Hersteller aus China, wo die Pandemie und ihre Folgen fast schon wieder Geschichte sind, mit ihren neuen Produkten auf den europäischen Markt drängen. Rund 70 Prozent der Ware kommt aus Asien.
Was jetzt noch in den Geschäften hängt, ist ab Februar oder März vermutlich nur mit entsprechenden Rabatten zu verkaufen. Das drückt auf die Umsätze und die Margen. Viele Händler sind längst in existenziellen Nöten. Es droht ein Firmensterben. „Wenn die Politik nicht schnellstens umsteuert, gehen Tausende Geschäfte und damit Zehntausende Arbeitsplätze allein im stationären Modehandel verloren“, so Pangels. Von möglichen Firmenzusammenbrüchen wären aus seiner Sicht vor allem die kleinen, inhabergeführten Geschäfte betroffen.
Pangels’ Appell an die deutsche Politik: „Wir fordern einen Innenstadtfonds mit 250 Millionen Euro für den innerstädtischen Modehandel. Wenn die Politik uns als maßgeblichen Faktor für die Innenstädte sieht, muss sie auch danach handeln.“