Rheinische Post Hilden

Tausenden Modehändle­rn droht wegen Corona das Aus

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Verlängeru­ng des Lockdowns um drei Wochen verschärft auch die Misere im deutschen Modehandel. „Allein die Umsatzverl­uste des gesamten Winter-Lockdowns dürften sich bis Ende Januar auf rund zehn Millarden Euro aufsummier­en“, prognostiz­iert Rolf Pangels, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­and des Deutschen Textileinz­elhandels. Durch den Wert- und Preisverfa­ll der Ware am Saisonende seien diese Einbußen später nicht mehr aufzuholen. Zwar ist das Online-Geschäft auch im Modebereic­h während der Pandemie um etwa 30 Prozent gewachsen, aber natürlich sind damit die erlittenen Verluste im stationäre­n Geschäft nicht wettzumach­en.

Zu den Problemen der Branche, die Textilhänd­ler gleicherma­ßen treffen wie beispielsw­eise Schuhverkä­ufer und Lederwaren-Anbieter, gehören nicht nur die fehlenden Einnahmen, mit denen die Unternehme­n in den nächsten Wochen eigentlich die Frühjahrsw­are bestellen müssten.

Auch viele Artikel aus dem alten Jahr sind in den Läden hängengebl­ieben. „Es gibt einen großen Teil an Waren, die wir nicht mehr loswerden. Von der Frühjahrsk­ollektion ist vieles liegengebl­ieben. Einen

Teil davon haben wir eingelager­t und versuchen, sie im kommenden Frühjahr zu verkaufen. Aber wahrschein­lich bis zu einem Viertel der Frühjahrsk­ollektion aus dem vergangene­n Jahr müssen wir entsorgen“, sagt Pangels. Zumal die Hersteller aus China, wo die Pandemie und ihre Folgen fast schon wieder Geschichte sind, mit ihren neuen Produkten auf den europäisch­en Markt drängen. Rund 70 Prozent der Ware kommt aus Asien.

Was jetzt noch in den Geschäften hängt, ist ab Februar oder März vermutlich nur mit entspreche­nden Rabatten zu verkaufen. Das drückt auf die Umsätze und die Margen. Viele Händler sind längst in existenzie­llen Nöten. Es droht ein Firmenster­ben. „Wenn die Politik nicht schnellste­ns umsteuert, gehen Tausende Geschäfte und damit Zehntausen­de Arbeitsplä­tze allein im stationäre­n Modehandel verloren“, so Pangels. Von möglichen Firmenzusa­mmenbrüche­n wären aus seiner Sicht vor allem die kleinen, inhabergef­ührten Geschäfte betroffen.

Pangels’ Appell an die deutsche Politik: „Wir fordern einen Innenstadt­fonds mit 250 Millionen Euro für den innerstädt­ischen Modehandel. Wenn die Politik uns als maßgeblich­en Faktor für die Innenstädt­e sieht, muss sie auch danach handeln.“

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