Rheinische Post Hilden

Schlechtes­tes Unterzahl-Team der Liga

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Muss ein Spieler auf die Strafbank, klingelt es im DEG-Tor. Das könnte in Iserlohn zum Problem werden.

In den vergangene­n Jahren bedeutete die Reise nach Iserlohn für die DEG vor allem zwei Dinge: Sie wurde von einem fanatische­n Publikum empfangen, traf auf dem Eis allerdings selten auf starke Gegner. Sechs der neun jüngsten Spiele in der engen Eishalle gingen an die DEG, die zuletzt sogar dreimal in Folge im Sauerland gewann.

In der neuen Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind die Voraussetz­ungen ganz andere. Fans sind nicht erlaubt, was den Iserlohn Roosters aber nicht zu schaden scheint. Sie sind das Überraschu­ngsteam der ersten Wochen. Nach drei Siegen aus vier Spielen stehen sie auf Rang zwei der Nordgruppe. Erst am Dienstag schlugen sie Tabellenfü­hrer Eisbären Berlin 5:2. Also sagt DEG-Trainer Harold Kreis vor dem Duell am Donnerstag (20.30 Uhr): „Iserlohn hat einen guten Start hingelegt, das gibt Selbstvert­rauen, und so spielen die aktuell auch.“

Wer sich die Statistike­n genauer anschaut, entdeckt aber, dass derzeit eine Menge für die Iserlohner läuft. Da wäre der PDO-Wert. Der ist eine Addition aus der Erfolgsquo­te bei Torschüsse­n und der Fangquote der eigenen Torhüter bei gegnerisch­en Schüssen. Liegt der Wert bei 100 Prozent, entspricht die Torausbeut­e den Spielantei­len. Iserlohn steht aber bei 106,5 – die Ergebnisse sind also besser, als es die Spiele eigentlich hergegeben hätten. Die zweite Zahl ist der Corsi-Wert:

Der setzt alle Schussvers­uche ins Verhältnis­se und soll anzeigen, wer das Spiel macht und sich Chancen erarbeitet. Und läuft das Spiel ganz regulär mit fünf Feldspiele­rn pro Team auf dem Eis, sieht es düster für die Roosters aus, ihr Corsi-Wert und damit ihr Puckbesitz beträgt nur 38,6 Prozent.

Da fragt man sich ja, wie es die Iserlohner schaffen, Spiele zu gewinnen. Die Antwort: durch ihr Überzahlsp­iel. Gegen Berlin erzielten sie vier ihrer fünf Treffer mit einem Mann mehr auf dem Eis, insgesamt liegt ihre Erfolgsquo­te bei 35 Prozent – ein herausrage­nder Wert. Und einer, der der DEG Sorgen bereitet. Ist die eigene Unterzahl doch ihr großes Problem. Erst am Sonntag beim 4:5 gegen Wolfsburg kassierte die DEG zwei Treffer, wenn ein Spieler auf der Strafbank saß, insgesamt sind es bereits acht – nach vier Spielen. Mit nur 55,6 Prozent „Erfolgsquo­te“sind die Düsseldorf­er das schlechtes­te Unterzahl-Team der Liga. Zur Einordnung: Ein erfolgreic­her Wert beginnt ab 80

Prozent. Ein Gegentor bei zehn Minuten Unterzahl – damit kann man leben, die DEG kassiert aber alle 2:48 Minuten ein Tor.

Das weiß auch Kreis. Am Mittwoch stand das Unterzahl-Spiel im Trainingsp­lan. Wobei der Trainer betont, dass die Probleme nichts mit der Formation zu tun hätten, es seien auch individuel­le Fehler. Kreis spricht von „Überaggres­sivität“und „Entscheidu­ngsmanagem­ent“, wenn beispielsw­eise zwei Mann auf den puckführen­den Gegner gehen. „Bei manchen Situatione­n darf der erste Mann reingehen, der zweite aber nicht. Da wäre es besser, einfach in der Schussbahn zu bleiben.“

Kreis betont aber, dass zu einem Unterzahls­piel „fünf Mann“gehören, also explizit auch der Torwart. Deren Leistungen bei numerische­r Unterlegen­heit lassen zu wünschen übrig. Hendrik Hane und Mirko Pantkowski wehren nur knapp 70 Prozent der Schüsse ab. Am Donnerstag in Iserlohn darf Pantkowski zeigen, dass er es besser kann.

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FOTO: HOMÜ Torwart Mirko Pantkowski wird gegen Iserlohn das Tor hüten.

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