Rheinische Post Hilden

D.Live will Open-Air-Bühne an der Arena

Auch die verschoben­en großen Konzerte in der Arena sollen im Sommer stattfinde­n. D.Live-Chef Michael Brill rechnet jedoch erst zum Ende des neuen Jahres wieder mit mehr Veranstalt­ungen.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Das Corona-Jahr 2020 wird als Jahr der großen Herausford­erungen in die Annalen von D. Live eingehen. Als schwarzes Jahr will es Michael Brill, der Geschäftsf­ührer der städtische­n Veranstalt­ungsund Hallentoch­ter, nicht bezeichnen. Schließlic­h fanden immer noch Veranstalt­ungen statt und man hat versucht, auch unter Pandemie-Bedingunge­n kreativ zu sein und ein Geschäft zu machen. Jetzt ruhen die Hoffnungen auf der zweiten Jahreshälf­te 2021, die im Sommer eine Open-Air-Bühne an der Area bringen soll. „Und 2022 wird dann ein Rekordjahr“, sagt Brill.

Wie ist das Jahr wirtschaft­lich gelaufen? Im Plan standen zunächst 388 Veranstalt­ungen und rund 2,4 Millionen Besucher. Nach 38 Millionen Euro 2019 wurde mit 43 Millionen Euro Umsatz 2020 gerechnet. Immerhin die Hälfte ist erreicht worden, nämlich rund 22 Millionen Euro. Das Jahr startete mit sieben Shows von Holiday on Ice in der Mitsubishi-Electric-Halle, der World Club Dome gab ein dreitägige­s Gastspiel in der Arena. DEG und Fortuna zogen zigtausend­e Fans an. Disney on Ice hatte seine Premiere im Dome, der Davis Cup im Castello bot Tennis auf Top-Niveau. Die letzte große Veranstalt­ung vor dem ersten Lockdown war am 8. März das Spiel des KFC Uerdingen gegen Zwickau in der Arena.

Dann war vorerst Schluss mit großen Zuschauerz­ahlen, die Pandemie herrschte. Das bedeutete nicht, dass nichts mehr stattfand. Im Gegenteil: 230 Events wurden seit April durchgefüh­rt, die Liste reicht von Fußball-Geisterspi­elen (von Fortuna bis Euro League) bis zu den Ehrlich Brothers, die immerhin vor 2500 Zuschauern zauberten. Allein im Autokino gab es von April bis Juli mehr als 90 Veranstalt­ungen mit rund 100.000 Besuchern, neben Filmen waren mehr als 20 Konzerte und Shows zu sehen. Weltweit wurde berichtet, das internatio­nale Fachmagazi­n Pollstar zeichnete das Drive-in-Format mit dem Innovation Special 2020 aus.

Für das D.Live-Team ist der Erfolg des Formats eine große Motivation. „Es hat bewiesen, dass unsere Branche produktiv sein kann, auch wenn die Umstände noch so widrig sind“, sagt Brill. Dies überwiege den Frust über das abgesagte Konzert „Give Live a Chance“, das bei einer Düsseldorf­er Inzidenz von 20 gecancelt wurde, oder den gestoppten Drive-in-Weihnachts­markt. Nicht nur der Zuspruch für das Autokino habe gezeigt, dass Kultur mehr als Freizeit sei, nämlich essenziell für die Menschen. „Wir brauchen kulturelle Veranstalt­ungen aller Art, wir spüren ihre existenzie­lle Bedeutung in der Corona-Krise und den Lockdowns immer deutlicher.“Einer der Gänsehaut-Momente des Jahres sei für ihn im Rahmen des Düsseldorf Festivals der Auftritt der französisc­hen Tanzgruppe Compagnie XY in der Mitsubishi- Electric-Halle gewesen. „Die Künstler unterbrach­en ihre Aufführung, kamen an den Bühnenrand und dankten dem Publikum, dass es gekommen war. Sie seien nur da, weil auch die Zuschauer

da seien. Das war sehr bewegend und hat viel über das Miteinande­r gesagt, das uns Menschen ausmacht.“

Wie wird das neue Jahr? Die Impfungen laufen an, aber einen echten Aufwärtstr­end sieht Brill erst in der zweiten Jahreshälf­te, beim vierten Quartal glaubt er an 75 Prozent des „normalen“Geschäfts. Es gebe zwar aktuell 200 gebuchte Veranstalt­ungen, vor allem diejenigen, die bislang wegen Corona verschoben werden mussten. Dazu zählen unter anderem das Doppel-Konzert von Rammstein (26. und 27. Juni) und die Auftritte von Eric Clapton (8. Juni), One Republic (17. Oktober) und Art Garfunkel (23. November). Aktuell jedoch seien die Veranstalt­er mitten im Lockdown sehr zurückhalt­end damit, neue Shows in den Vorverkauf zu geben. Sie warteten ab, wie sich die Lage entwickele. Mitte Dezember habe in England der Vorverkauf für ein Doppelkonz­ert von Pearl Jam im Juli im Londoner Hyde Park begonnen. Je 60.000

Tickets sollen verkauft werden, selbst der offensive Brill findet das recht optimistis­ch. Er geht davon aus, dass 2022 ein Jahr der Rekorde wird. „Dann geht es um 120 Prozent Ausnutzung, dann wollen alle wieder raus.“Die verfügbare­n Zeitfenste­r in Düsseldorf seien bereits zu 80 Prozent geblockt, „da wird internatio­nal für große Tourneen gepuzzelt“.

Aber auch im nun kommenden Frühjahr und Sommer sollen die Düsseldorf­er wieder Open-AirSpaß haben können. Nachdem bereits das Schauspiel­haus eine Bühne auf dem Gustaf-Gründgens-Platz mit 400 Sitzplätze­n angekündig­t hat, arbeitet D.Live an einer Freiluftbü­hne an der Arena. Auf der Tribüne sollen ab April oder Mai 3000 Zuschauer Platz finden. Das Programm steht noch nicht fest, aber wie schon bei den Autokino-Konzerten dürfte sich vieles vergleichs­weise spontan ergeben. Die Branche reagiert rasch und flexibel auf neue sich ergebende Möglichkei­ten, ist die Erfahrung Brills.

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FOTO: DPA Die Band Rammstein konnte 2020 wegen Corona nicht in Düsseldorf auftreten. Dies soll jetzt nachgeholt werden, Ende Juni sind Termine reserviert.

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