Die ganze Welt steht Pate
Noch bis Freitagabend werden Ideen für den Kaufhof am Wehrhahn gesammelt.
STADTMITTE Genießen wie in Toronto, pulsierendes Metropolenleben à la Tokio, Rückzugsorte wie in London oder ein Museum für Nachhaltigkeit, Innovation und Wissenschaft wie in Amsterdam: Die ganze Welt steht Pate für das Areal des Kaufhofs am Wehrhahn. Düsseldorfer kommen rum und wünschen sich viel Gutes für ihre Stadt. Das zeigt die Lektüre der Beiträge auf der Internetseite „dialog-kaufhofderideen“. Dort sammelt der Eigentümer Signa noch bis Freitagabend Vorschläge. Sie sollen in den Planungsprozess einbezogen werden, der in Kürze beginnt. Im Sommer soll entschieden werden, was auf dem Kaufhof-Areal geschieht, eventuell wird auch der komplette Block Tonhallenstraße/Am Wehrhahn/Oststraße überplant.
Wie in Internetforen üblich, kennzeichnet ein Für und Wider die Beiträge. Eine Oper am Wehrhahn fänden manche gut, andere überhaupt nicht, da es ein zu elitäres Angebot an dieser Stelle sei. Gleiches gilt für ein Hochhaus, ein Autor fände auch zwei nicht schlecht. Die Beiträge sind oft gehaltvoll, haben Niveau und lokale Kompetenz. So schreibt ein Autor: „Ich würde mir einen grünen Blickfang für diese, bisher ungeliebte Ecke wünschen. Ich denke an ein Gebäude, wie das Bosco Verticale in Mailand. Düsseldorf hat genügend Mut für architektonische Höhenflüge.“Ein anderer erwidert: „Ich würde mir eine Kombination von traditioneller Architektur à la Königsallee mit modernen Elementen (Dachbegrünung, Fassadenbegrünung) wünschen, die sich vernünftig in die Stadt eingliedert. Es ist nicht sinnig, mit jedem neuen Gebäude einen architektonischen Rekord brechen zu müssen.“
Diese Kernfrage muss am Ende die Politik entscheiden, wobei exzessive Höhenflüge, wie die bisherige Debatte zeigt, eher nicht zu erwarten sind. Der Trend in Richtung Nachhaltigkeit (Begrünung, Energiekonzept) kennzeichnet viele Beiträge, ebenso der zur Mischnutzung
(Signa spricht selbst von Handel, Büro, Wohnen, Gastronomie) inklusive Ansiedelung regionaler Produzenten oder von Startups. Die Vorstellung einer begrünten Dachterrasse regt die Phantasie an, während ein „Baumwipfelrondell als Radrampe“von Mitdiskutanten offenbar aus Realitätssinn abgeschmettert wird. Einige Beiträge nehmen gleich eine konkrete Belegung der Ebenen vor. Zum Beispiel: „Erdgeschoss: kleinflächiger Einzelhandel, Verbindung zur Oststraße durch eine Ladenpassage, Außenflächen für Gastronomie sowie Raum für kulturelle Veranstaltungen und wechselnde Ausstellungen. Zweites und drittes Stockwerk: Raum für Dienstleistungen, mehrstufiger Dachgarten, der mit sonnigen Plätzen zum Verweilen einlädt. Einbindung der Ladenpassage.“
All dies ist nicht unter einen Hut zu bringen, aber eine Schnittmenge zwischen Bürgervorschlägen, Investorinteressen und Auffassungen der städtischen Planungsexperten ist erkennbar.