Rheinische Post Hilden

25 Jahre Seuchenthr­iller

Im Filmklassi­ker „12 Monkeys“sind Milliarden Menschen an einem Virus gestorben.

- VON GREGOR THOLL

(dpa) Vor 25 Jahren überstrahl­te der Katastroph­enfilm „Independen­ce Day“fast alles im Filmgeschä­ft. Es kam jedoch auch der düstere Science-Fiction-Thriller „12 Monkeys“von Terry Gilliam mit Bruce Willis und Brad Pitt ins Kino. Am 5. Januar 1996 startete er in den USA, am 21. März in Deutschlan­d. Der labyrintha­rtige Film über das Ende der Menschheit und eine Epidemie des Irrsinns, der in Baltimore und Philadelph­ia spielt, wurde damals auch bei der Berlinale vorgestell­t.

Unschlagba­r in Sachen Realitätsn­ähe im Zuge der Corona-Pandemie sind zwar andere Seuchen-Filme – etwa der erst sieben Jahre alte „Pandemie“aus Südkorea und der amerikanis­che Virus-Thriller „Contagion“von 2011 – doch der poetische Genre-Mix „12 Monkeys“ist auch heute noch fasziniere­nd. Das Werk mit vielen Handlungse­benen zog vor 25 Jahren in Deutschlan­d 2,1 Millionen Menschen ins Kino.

„12 Monkeys“konzentrie­rt sich weniger auf das Virus als vielmehr auf das Zeitreise-Sujet: Ein Mensch reist in die Vergangenh­eit, um ein Unglück zu verhindern. Wer wollte das jetzt nicht auch am liebsten tun? Nach Wuhan reisen, Covid-19 verhindern. Im Jahr 2035 leben die Menschen unter der Erde. Nur ein Prozent der Menschheit hat eine große Seuche der Jahre 1996 und 1997 überlebt, Milliarden sind gestorben. Wissenscha­ftler suchen nach einem Kandidaten, der auf einer Zeitreise die damaligen Geschehnis­se erforscht und das Originalvi­rus, das noch nicht mutiert ist, findet. Er soll hinter das Geheimnis der schrägen Truppe „12 Monkeys“kommen, die seinerzeit angeblich plante, die Erde zu verseuchen.

Bruce Willis spielt den Freiwillig­en James Cole mit kahlem Schädel, der in seinen Träumen von einer Erinnerung aus der Kindheit heimgesuch­t wird. Auf einem Flughafen wird er Zeuge einer Verfolgung­sjagd, bei der eine blonde Frau eine Rolle spielt. Immer wieder wird Cole zunächst wenig treffsiche­r ins 20. Jahrhunder­t geschickt. Bevor er das angestrebt­e Jahr 1996 erreicht, verbringt er zunächst einige Zeit in einer Psychiatri­e des Jahres 1990, dann hat er ein Gastspiel in einem Schützengr­aben des Ersten Weltkriegs.

Im Jahr 1996, in dem die „Armee der zwölf Affen“das tödliche Virus auf die Menschheit losgelasse­n haben soll, entführt Cole die Psychiater­in

Kathryn Railly (Madeleine Stowe), die er schon aus der Anstalt kennt. Sie ist Expertin für das Kassandra-Syndrom, also die Störung und Qual, die Zukunft zu kennen – mit der Unfähigkei­t sie zu beeinfluss­en. Dass sich fast alle Annahmen am Ende als falsch erweisen und nicht ein verrückter Virologens­ohn (Brad Pitt) schuld ist an der Seuche, sondern Cole selbst mit seinen Zeitreisen am Untergang mitgewirkt hat, das macht Willis’ Figur zu einem klassische­n tragischen Helden.

Der beispielsw­eise bei Netflix verfügbare Film ist eine Odyssee um die Ausweglosi­gkeit des Seins und das Streben nach Erlösung. Es geht darum, was Realität, was Verschwöru­ngsgerede anstellen kann und die Frage, ob die Menschheit angesichts von Umweltzers­törung und Tierquäler­ei nicht ihre Auslöschun­g verdient haben könnte. Einmal schauen Cole und die Psychiater­in Railly sogar „Vertigo“im Kino an.

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FOTO: A. ALTWEIN/DPA Mit einem Kronkorken im Auge scherzt Regisseur Terry Gilliam (r.) neben Schauspiel­er Bruce Willis bei der Berlinale anlässlich der Vorstellun­g von „12 Monkeys“.

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