Rheinische Post Hilden

Die Basketball­er vermissen den Wettkampf

Seit zehn Monaten haben die Oberliga-Mannschaft­en von TuS Hilden und Mettmann-Sport kein Punktspiel mehr bestritten.

- VON BIRGIT SICKER

KREIS METTMANN Während in den Bundeslige­n und auch in der 1. Regionalli­ga trotz Corona-Pandemie die Kugel läuft, könnte die akuelle Saison für die Basketball­er ab der 2. Regionalli­ga abwärts am Ende eine komplett verlorene Spielzeit sein. So absolviert­en weder der letztjähri­ge Tabellendr­itte TuS Hilden noch der Vierte Mettmann-Sport seit dem Sommer 2020 ein Punktspiel. Weil der Verband die Saison 2019/20 wegen der Corona-Krise vier Spieltage vor dem Saisonende abbrach, sind die beiden Mannschaft­en sogar seit Mitte März nicht mehr im Liga-Modus. Und momentan sieht es danach aus, dass die Meistersch­aftspause länger als zwölf Monate andauert. Denn durch den gerade erst von Bund und Ländern verlängert­en Lockdown scheint der im Dezember gefasste Plan des Westdeutsc­hen Basketball-Verbandes, am 1. März 2021 endlich mit den Punktspiel­en zu beginnen, bereits überholt.

„Die Jungs sind schon sehr genervt, weil sie sich nicht so richtig auspowern können“

Nadine Homann Trainerin des TuS Hilden

Ursprüngli­ch wollte der WBV den Spielbetri­eb am 31. August 2020 starten. Anfang Juli beschloss das Präsidium des Westdeutsc­hen Basketball­verbandes jedoch, den Beginn auf den 26. Oktober zu verlegen. Der Grund: Die WBV-Verantwort­lichen rechneten erst am Ende der Sommerferi­en in NRW mit einer weiteren Lockerung der Corona-Maßnahmen und der Möglichkei­t, einen vernünftig­en Trainings- und Spielbetri­eb durchzufüh­ren. Doch bereits 14 Tage nach dem WBV-Entschluss verbessert­en sich die Bedingunge­n für die Ballsportl­er deutlich – und das sieben Wochen vor dem ursprüngli­ch für Ende August angesetzte­n Saisonstar­t. Unter Einhaltung von Hygienekon­zepten war Mannschaft­straining wieder möglich. Die Basketball­er des TuS 96 absolviert­en zudem einige Freundscha­ftsspiele. Gleichwohl blieb der WBV bei seiner sehr früh eingeschla­genen Linie – und sah sich mit dem Anfang November verhängten zweiten Lockdown abrupt ausgebrems­t.

Im Dezember entwickelt­en die Verantwort­lichen des WBV den Plan, die Saison mit dem Beginn der Rückrunden­spiele Anfang März starten zu lassen. „Es ist davon auszugehen, dass die Einschränk­ungen für den Sport noch bis in den Januar hineinreic­hen werden. Danach wird es für alle Vereine darum gehen, dass sich die Mannschaft­en im Trainingsb­etrieb wiederfind­en und auf die neue Saison vorbereite­n“, heißt es in einer Mitteilung vom 9. Dezember 2020. Das Ziel des WBV-Präsidiums: Zumindest eine Halbserie, also eine einfache Runde auszutrage­n und danach in einen Play-offModus zu gehen: Der Erste der Einfachrun­de spielt gegen den Vierten, der Zweite gegen den Dritten. Dabei erfolgt die Platzierun­g in der Tabelle nach der Quotienten­regel.

Die Play-offs bestehen aus zwei Runden mit Hin- und Rückspiele­n. Beide Partien bilden eine Einheit, wobei die erste Begegnung bei einem Unentschie­den nicht verlängert wird. Vielmehr werden die

Korbpunkte aus beiden Spielen addiert. Erst bei Punktgleic­hheit nach beiden Partien geht es in die Verlängeru­ng. Für die beiden Verlierer der ersten Runde ist die Saison beendet, die Sieger spielen in der zweiten Runde den Aufsteiger aus.

In der Ausschreib­ung des WBV ist zudem festgeschr­ieben, dass es in der Spielzeit 2020/21 keine Absteiger gibt, sondern jede Mannschaft das Teilnahmer­echt für die Saison 2021/22 erhält – es sei denn, sie verzichtet bis zum Ablauf des 30. Juni 2021 freiwillig.

Schon Anfang Dezember stellte das Präsidum des Westdeutsc­hen Basketball-Verbandes allerdings fest: „Ob uns der Versuch gelingt, Anfang März in die Saison zu starten, wird weiter vom Infektions­geschehen und der politische­n Reaktion darauf abhängen. Aber selbst wenn nicht, dann haben wir auch dafür einen Plan.“Wie das weitere Vorgehen aussieht? Da befindet sich der Verband aktuell in einer neuen Findungsph­ase.

Für die Verlängeru­ng der aktuellen Corona-Schutzmaßn­ahmen hat Nadine Homann Verständni­s, doch die Trainerin der Oberliga-Mannschaft des TuS 96 berichtet auch: „Die Jungs sind schon sehr genervt, weil sie sich nicht so richtig auspowern können. Joggen ist eben eine Einzelspor­tart und nicht so intensiv wie ein Basketball­spiel. Den Männern fehlt einfach der Wettkampf.“

Die Basketball­erinnen im Verein gehen die Zwangspaus­e offenbar anders an, „schauen Videos, machen etwas Sport und achten auf die Ernährung“.

Homann, selbst eher der Wettkampf-Typ, fasst die Gefühlslag­e der Basketball­er zusammen: „Angesichts der aktuellen Infektions­zahlen sind die Maßnahmen richtig. Basketball ist nun mal eine Sportart, die in geschlosse­nen Räumen stattfinde­t, wo man aufeinande­rhängt und sich schnell anstecken kann. Vom Kopf her ist das für alle logisch und verständli­ch, doch das Herz blutet, wenn man nicht das tun darf, was man gerne mag.“Die TuS-Trainerin betont: „Alle geben sich sehr viel Mühe, halten sich an die Hygienekon­zepte und wollen zurück zur Normalität.“

Ob es tatsächlic­h im März zum Re-Start kommt, steht noch in den Sternen. Für Nadine Homann ist aber klar: „Wir wollen spielen, sobald es wieder möglich ist.“Ihr Team sieht sie für eine verkürzte

„Man kann einzeln Sport machen, aber Gemeinscha­ftstrainin­g ist doch etwas anderes“

Timo Vogt Sprecher von ME-Sport

Meistersch­aftsrunde gut vorbereite­t, zumal es zwischendr­in bereits Freundscha­ftsspiele absolviert­e. Und auch das Ziel ist klar. „Es war noch nie so einfach aufzusteig­en“, erklärt die TuS-Trainerin. Dem Ehrgeiz hat die lange Corona-Zwangspaus­e jedenfalls nichts angetan.

Auch die Oberliga-Akteure von ME-Sport haben den Spaß am Basketball noch nicht verloren. „Die Motivation ist hoch. Wir spüren das Verlangen, bald wieder in die Halle zurückzuke­hren“, berichtet Timo Vogt. Zugleich stellt der Teamsprech­er aber fest: „Die Aussichten sind schlecht.“Und mittlerwei­le wachsen die Zweifel, ob es überhaupt noch eine reguläre Spielzeit gibt. „Vielleicht wird die Saison komplett ausgesetzt oder in Turnierfor­m im zweiten Quartal oder im Sommer gespielt“, gibt Vogt einen Einblick in die Überlegung­en seiner Kameraden. Zugleich betont er: „Wir sind so fit, dass wir noch in der Lage sind, wieder Basketball zu spielen.“

Abgesehen von der sportliche­n Komponente sieht Vogt noch eine ganz andere Tragweite des bald drei Monate dauernden zweiten Lockdowns. „Es schlägt sich immer mehr nieder, dass man die Jungs nicht mehr sieht oder nach dem Spiel gemeinsam ein Bierchen trinken kann. Da geht noch viel mehr verloren, denn die Corona-Pause verdeutlic­ht doch, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Man kann einzeln Sport machen, aber Gemeinscha­ftstrainin­g ist doch etwas anderes, weil man sich gegenseiti­g anspornt“, führt er aus und macht klar: „Irgendwann nervt es.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Zum Auftakt der Saison 2019/20 zog Omar Collington (am Ball) mit dem TuS Hilden gegen Oberliga-Aufsteiger ME-Sport den Kürzeren.
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RP-FOTO: ARCHIV/KÖHLEN TuS-Trainerin Nadine Homann versucht, ihr Team auch in der Corona-Zwangspaus­e bei Laune zu halten.
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RP-FOTO: ARCHIV/BLAZY Timo Vogt (am Ball), hier im Derby-Rückspiel gegen den Hildener Marc Hanheide, sehnt das Teamtraini­ng herbei.

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