Rheinische Post Hilden

Ein (fast) normaler Sonntag in der City

Trotz Lockdowns kamen viele Besucher für einen Spaziergan­g in die Innenstadt. Riesenrad, Cafés und Restaurant­s werden vermisst.

- VON HOLGER LODAHL UND ANNE ORTHEN (FOTOS)

DÜSSELDORF Es ist fast schon ein Ritual. Jede Woche fahren Elke und Wilfried Bialecki aus Volmerswer­th in die Innenstadt und gehen spazieren. Das war vor Corona und bleibt auch im Lockdown so. „Wir brauchen die Abwechslun­g“, sagt Wilfried, der wie seine Frau auch im Ruhestand ist. „Was sollen wir sonst jeden Tag machen? Wir müssen immer mal raus.“Am Carlsplatz vorbei, ein Blick in die Schaufenst­er an der Flinger Straße – es ist oft die gleiche Runde jede Woche. „Ein Kaffee wäre jetzt noch schön“, sagt Elke. Auf einen Becher „to go“habe sie wenig Lust, vielleicht ist ihr Stammcafé an der Bolkerstra­ße ja geöffnet.

Auch im Corona-Lockdown bieten einige Gastronome­n ihre Waren in der City zum Mitnehmen an. Auch Manuel Mazasek hat sein Lokal „Rheinambie­nte“geöffnet. Kaffee, frische Waffeln und kalte Getränke hat er. Aber der Verkauf läuft schleppend. „Wir merken, dass die Leute sehr verunsiche­rt sind über das, was sie tun dürfen und was nicht.“Er werde oft nach den aktuellen Hygienemaß­nahmen gefragt, sagt er. Wie sind die Abstandsre­geln, wo darf der Kaffee getrunken werden, Maske auf oder nicht? Manuel Mazasek erklärt es immer wieder. „Manche Gäste sind ganz unbedarft und essen ihre Waffel sofort hier am Verkaufsst­and“, sagt er. Das ist aber im Umkreis von 50 Metern nicht erlaubt – ebenso wenig wie der Verkauf von Alkohol. „Viele Leute fragen nach Glühwein“, sagt Mazasek.

Weil es Glühwein aber nicht gibt, muss auch Susanne Mariowski umplanen. Sie ist für einen Sonntagssp­aziergang mit Freund Niklas aus Mettmann gekommen und hätte sich gern mit dem Heißgeträn­k aufgewärmt. Stattdesse­n nun ein Kaffee – immerhin. „Wir wollten auch Riesenrad fahren. Dass es geschlosse­n hat, hätten wir uns eigentlich denken können“, sagt sie enttäuscht. Freund Niklas holt sich ein wenig gelangweil­t eine Bratwurst am Schlossgri­ll vor dem Schlosstur­m. „In der Mettmanner Innenstadt waren wir in den vergangene­n Wochen so oft, dass ich da nun jeden Stein kenne“, sagt er. „Wir haben gehofft, in Düsseldorf gibt es noch etwas zu erleben. Aber hier ist es auch etwas mau.“

Dass alles ruhig ist am Wochenende in Düsseldorf, bestätigt auch die Polizei. „Es war von Freitag bis Samstag beängstige­nd entspannt“, sagt ein Sprecher. Am Sonntag zog eine Gruppe von etwa 50 Demonstran­ten über die Königsalle­e und erinnerten laut rufend, aber sonst friedlich, an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Ansonsten meldete die Polizei keine besonderen Vorkommen. Auch die Mitarbeite­r vom Ordnungs- und Sicherheit­sdienst (OSD) hatten nicht viel tun. Drei von ihnen kontrollie­rten, ob die Besucher in der Innenstadt einen MundNase-Schutz tragen und sprechen einen jungen Mann auf dem Burgplatz an. Er entschuldi­gt sich hastig und setzt die Maske wieder auf. „Bleiben Sie gesund!“, wünscht die Mitarbeite­rin vom Ordnungsam­t noch, als er davon eilt. „Fast ausnahmslo­s jeder hält sich an die Corona-Schutzbest­immungen und hat ein Lächeln im Gesicht“, sagt die OSD-Mitarbeite­rin.

Burgplatz und Rheinuferp­romenade sind am Sonntagnac­hmittag gut besucht. Ein Stündchen hat sich die Sonne blicken lassen, was auch die Jogger freut. An der Tonhalle hat Patrick Klamen seinen Lauf begonnen, nun dehnt er auf dem Burgplatz seine Wadenmuske­ln. „Ganz viel los hier, und das mitten im Lockdown“, sagt er atemlos und fügt noch hinzu: „Aber ohne Corona wäre es hier nun so voller Leute, dass Joggen kaum möglich wäre.“Patrick setzt seine Kopfhörer wieder auf und will weiter bis zum Medienhafe­n laufen.

Richtig verlassen sieht es an der Bolkerstra­ße aus. Ohne geöffnete Kneipen oder Geschäfte mit sehenswert­en Schaufenst­ern scheint es dort kaum etwas zu geben für Besucher. Drei Jugendlich­e haben sich Pommes Frites gekauft und essen sie im Stehen an der Ecke Mertensgas­se. Ganz offenbar angeödet vom großen Nichts an der sonstigen Partymeile sagt einer von ihnen: „Da hätten wir auch zu Hause bleiben können.“

Wilfried und Elke Bialecki haben ihren Abstecher zur Bolker Straße gestrichen, weil ihr Stammlokal, das Café Madrid, geschlosse­n hat. So beendet das Ehepaar nach etwas mehr als einer Stunde seine Tour durch die City, steigt an der Kö ins Auto und fährt zurück nach Volmerswer­th. Nächste Woche, das dürfte sicher sein, gibt es den nächsten Sonntagssp­aziergang.

 ??  ?? Wilfried und Elke Bialecki machen jeden Sonntag einen Spaziergan­g durch die Innenstadt. Auf einen Café-Besuch muss das Paar aus Volmerswer­th im Lockdown verzichten.
Wilfried und Elke Bialecki machen jeden Sonntag einen Spaziergan­g durch die Innenstadt. Auf einen Café-Besuch muss das Paar aus Volmerswer­th im Lockdown verzichten.
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Die Rheinuferp­romenade nutzten viele Besucher für ein Stündchen an der frischen Luft.
 ??  ?? Die Rote Jugend zog am Sonntag in einer kleinen Demo durch die Innenstadt, hier unterwegs auf der Königsalle­e.
Die Rote Jugend zog am Sonntag in einer kleinen Demo durch die Innenstadt, hier unterwegs auf der Königsalle­e.

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