Rheinische Post Hilden

Was die Adler-Insolvenz für den Hildener Standort bedeutet

Das Unternehme­n ist einer der Anker-Mieter im Itter-Karree am Warrington-Platz: In der Hildener Filiale sollen die Umsätze stimmen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Adler Modemärkte AG hat beim Amtsgerich­t Aschaffenb­urg den Antrag gestellt, ein Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung zu eröffnen. Grund seien die erhebliche­n Umsatzeinb­ußen durch den Corona-Lockdown. Das Unternehme­n betreibt nach eigenen Angaben 171 Märkte, davon 143 in Deutschlan­d

sowie einen Onlineshop. Die Gruppe beschäftig­t rund 3350 Mitarbeite­r und erzielte im Jahr 2019 einen Umsatz von 495,4 Millionen Euro.

Adler ist einer der Anker-Mieter im Itter-Karree. Das Einkaufsze­ntrum hat eine wichtige Funktion für die Innenstadt, weil es für Kundenfreq­uenz im Bereich Warrington-Platz/ Axlerhof sorgt. Der Geschäftsb­etrieb soll unter Aufsicht eines Sachwalter­s in vollem Umfang fortgeführ­t werden. Das lässt darauf schließen, dass in der Unternehme­nsführung Zuversicht besteht, die Firma durch die Corona-Krise zu bringen. Bei einer Insolvenz in Eigenregie werden in der Regel die Mietverträ­ge aller Filialen gekündigt und dann gegebenenf­alls neu verhandelt. Dabei ergibt sich häufig ein Spielraum, den das Unternehme­n offenbar nutzen möchte. Die Adler-Filiale in Hilden soll nicht schlecht gelaufen sein, berichten Fachleute.

Das Itter-Karree belebt die untere Mittelstra­ße. Der Standort hat eine wechselvol­le Geschichte hinter sich. Am 31. März 1981 eröffnete Hertie nach 1,5 Jahren Bauzeit am Warrington-Platz „Hildens größtes Kaufhaus“- mit 250 Mitarbeite­rn, 4750 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche auf zwei Ebenen, Restaurant (mit 142 Plätzen) und 265 Parkplätze­n.

Doch hohe (Personal-)Kosten und schlechte Rentabilit­ät sorgten dafür, dass der Kaufhaus-Konzern tiefrote Zahlen schrieb – nicht nur in Hilden. Am 30. Juni 1986 kam das „Aus“. Nach 12 Millionen Mark Verlust in fünf Jahren gehörte Hilden zu den insgesamt 16 Filialen des damals drittgrößt­en deutschen Warenhaus-Konzerns, die geschlosse­n werden sollten.

Die 130 Mitarbeite­r waren geschockt. Betriebsra­t und Stadtrat kämpften fast ein Jahr lang gemeinsam für den Erhalt des Kaufhauses. Durch einen Vertrag mit der Stadt war der Kaufhaus-Konzern gezwungen, über 20 Jahre ein Vollkaufha­us mit Parkhaus zu betreiben. Im Juni 1987 stimmte der Stadtrat einem neuen Nutzungsko­nzept zu. Hertie investiert­e noch einmal knapp fünf Millionen Mark in den Umbau des Kaufhauses in ein Gemeinscha­fts-Warenhaus. Im Erdgeschos­s zog P&C ein, im Obergescho­ss

ein Supermarkt. Hertie verpflicht­ete sich damals, das Gemeinscha­ftswarenha­us und Parkhaus bis zum 31. März 2001 zu betreiben. Hertie/Karstadt hatte die Immobilie zwischenze­itlich an einen Fonds verkauft. Ende 2000 schloss der Kaufpark-Supermarkt. 2011 zieht P&C aus. 2012 kaufte die Hahn-Gruppe die Immobilie und investiert­e 17 Millionen Euro in die Renovierun­g.

Zur Eröffnung im März 2013 kommen 20.000 Besucher. Ankermiete­r sind Saturn, Kaiser´s, Adler. 2013 wird das Itter-Karree (so der neue Name) an die Patrizia Immobilien AG in Augsburg verkauft. Eine Passantenz­ählung des Stadtmarke­tings Hilden zeigt 2013: Das Itter-Karree entfaltet tatsächlic­h die erhoffte Magnetwirk­ung und belebt den Warrington-Platz.

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FOTO: STADTARCHI­V HILDEN 1981 eröffnete das Hertie Kaufhaus am Warrington-Platz 1.
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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Die Filiale im Itterkarre­e Hilden am Warrington-Platz ist ein Ankermiete­r für das Einkaufsze­ntrum.

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