Rheinische Post Hilden

U3-Kita-Gebühren in Düsseldorf fallen doch nicht ganz weg

Oberbürger­meister Stephan Keller und die CDU wollten in Düsseldorf die Betreuung von Unter-Dreijährig­en weitgehend kostenfrei anbieten. Doch es kommt anders.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren müssen Eltern mit mittleren und höheren Einkommen wohl auch in Zukunft bezahlen. Das steht in der Kooperatio­nsvereinba­rung von CDU und Grünen. Einige Eltern enttäuscht das. Denn im Wahlkampf hatten Oberbürger­meister Stephan Keller und die Christdemo­kraten eine kostenfrei­e Betreuung für Unter-Dreijährig­e in Aussicht gestellt – zumindest für Betreuungs­angebote mit bis zu 35 Wochenstun­den. Bislang gilt eine vollständi­ge Beitragsfr­eiheit in Düsseldorf nur für Kinder zwischen drei und sechs Jahren.

Geht es nach der künftigen Mehrheit, wird zunächst nur das Haushaltse­inkommen, ab dem Beiträge fällig werden, von 30.000 Euro brutto im Jahr auf 40.000 Euro angehoben. Jenseits dieser Grenze bleibt es bei der einkommens­abhängigen Staffelung. Zurzeit erreichen diese Beiträge für eine Vollzeit-Betreuung in der höchsten Stufe (Jahreseink­ommen über 80.000 Euro) bis zu 475 Euro monatlich. „Die Anhebung der Einkommens­grenze ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, wir hätten uns aber beim Thema

U3-Kosten deutlich mehr erwartet“, sagt Michail Knauel, Sprecher der Düsseldorf­er Kita-Eltern.

Grünen-Ratsfrau und -Sprecherin Paula Elsholz sagt: „Wir wollen entlasten, setzen aber die Prioritäte­n etwas anders und werden zunächst den quantitati­ven und qualitativ­en Ausbau im U3-Bereich weiter vorantreib­en.“Wichtig sei, die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bei der Betreuung endlich zu schließen. Außerdem soll Geld in faires und nachhaltig­es Essen sowie in bessere Arbeitsbed­ingungen und Weiterbild­ungsangebo­te für Erzieher investiert werden. „Außerdem wollen wir im Sinne der sozialen Gerechtigk­eit die Monatsbeit­räge für jene Gruppen, die auch künftig Beiträge zahlen, in einem gewissen Umfang absenken“, ergänzt Elsholz.

„Eine Kooperatio­n bedeutet immer auch, Kompromiss­e einzugehen“, sagt CDU-Ratsherr Florian Tussing. Er stellt fest, dass die meisten Christdemo­kraten an diesem Punkt gern weiter gegangen wären. Wichtig sei, dass der Entlastung­sgedanke trotz krisenbedi­ngt rückläufig­er Einnahmen im Blick bleibe. „Für viele Eltern sind in einer so teuren Stadt Kosten, die sich rasch auf 2000 oder 3000 Euro im Jahr addieren, eine hohe Belastung“, sagt der Politiker.

Wie hoch die Entlastung der Haushalte mit mehr als 40.000 Euro Jahreseink­ommen sein soll, werde noch verhandelt. „Angedacht ist, die Monatsgebü­hr in jeder Stufe ein wenig abzusenken.“

Kritisch bewerten SPD und FDP den Kompromiss. „Da wäre mehr möglich gewesen“, sagt FDP-Ratsfrau Christine Rachner. Zwar ist auch sie gegen eine sofortige Streichung sämtlicher U3-Beiträge. „Aber wer junge Familien fördern und Frauen einen raschen Wiedereins­tieg in den Job ermögliche­n möchte, sollte mehr tun, als nur die Einkommens­grenze für eine beitragsfr­eie Nutzung geringfügi­g anzuheben. „Ich fände gut, zumindest das letzte Jahr in der U3-Betreuung beitragsfr­ei zu stellen“, sagt die Liberale.

Ähnlich sieht es Ursula Holtmann-Schnieder, SPD-Ratsfrau und Vorsitzend­e des Jugendhilf­eausschuss­es. Zwar müsse man schauen, was am Ende finanzierb­ar sei. „Aber wer im Wahlkampf so in die Offensive geht, muss am Ende mehr liefern als diesen marginalen Schritt.“Zumindest müssten auch Jahreseink­ommen von 50.000 oder 60.000 Euro umfassend entlastet werden.

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