Terror-Experte: „Es wird eine düstere Amtseinführung“
BERLIN (jw) Der Terrorismus-Forscher Peter R. Neumann warnt vor der wachsenden Gefahr gewaltbereiter Anhänger des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump – auch nach dem Einzug von Joe Biden ins Weiße Haus. Die von Verschwörungstheoretikern und Rechtsextremisten dominierte Bewegung, die am 6. Januar das Kapitol in Washington stürmte, sehe in Biden „ihren Feind“, sagte Neumann unserer Redaktion. „Solange Trump im Weißen Haus war, gab es einen Grund, sich zurückzuhalten und alle Hoffnung auf ihn zu setzen“, so der Direktor des Londoner International Centre for the Study of Radicalisation. Jetzt falle „ihre Retterfigur“weg.
Bei der Amtseinführung Bidens an diesem Mittwoch rechnet Neumann nicht mit Gewalt; das Kapitol sei weiträumig abgesperrt. „Es wird also eine sehr sichere, aber auch eine düstere Amtseinführung sein. Denn sie wird zeigen, dass der Staat Angst hat vor den Menschen im eigenen Land.“Laut dem Experten werden Bilder von Uniformierten den feierlichen Akt dominieren – und damit die tiefe Spaltung der US-Gesellschaft bezeugen.
Um der wachsenden Gewaltbereitschaft zu begegnen, rät Neumann, die Sicherheitsbehörden deutlich zu stärken. Trump habe die Mittel im Kampf gegen Rechtsextremismus gekürzt und entsprechende Abteilungen geschlossen. „Gerade jetzt, da die Bedrohung größer ist als je zuvor, ist die Regierung weniger denn je in der Lage, dieser Bedrohung zu begegnen“, sagte der Politikwissenschaftler.