Rheinische Post Hilden

Das sind die Nebenwirku­ngen des Impfstoffs

- VON ANTJE HÖNING UND TANJA WALTER

Müdigkeit, Kopfschmer­zen, selten schwere Begleitsym­ptome: Biontech und Moderna bewähren sich.

DÜSSELDORF An der Corona-Impfung scheiden sich die Geister: Viele bedauern, dass sie nicht schneller kommt. Andere lehnen die Impfung ab, weil sie sich vor Nebenwirku­ngen sorgen.

Wie werden überwacht?

Nebenwirku­ngen Alle Ärzte haben eine gesetzlich vorgeschri­ebene Mitteilung­spflicht. Sie melden Nebenwirku­ngen über die Gesundheit­sämter an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Dort können auch Bürger direkt Meldungen machen.

Welche Nebenwirku­ngen gibt es?

„Wir registrier­en bisher akzeptable, vorübergeh­ende Nebenwirku­ngen, die keinen Schaden nach sich ziehen. Im Vergleich zu den jährlichen Grippeimpf­ungen ist die Intensität und Häufigkeit der Nebenwirku­ngen allerdings höher“, sagt PEI-Präsident Klaus Cichutek. Beim Biontech-Impfstoff sind etwa aufgetrete­n: Schmerzen an der Injektions­stelle (80 Prozent), Müdigkeit (60 Prozent), Frösteln (54,5 Prozent), Kopfschmer­zen (50 Prozent), Muskelschm­erzen und Schüttelfr­ost (30 Prozent), Fieber und Schwellung­en an der Injektions­stelle (zehn Prozent). Ähnlich sieht es beim Impfstoff von Moderna aus.

Wie viele Nebenwirku­ngen wurden gemeldet?

Bis zum 10. Januar haben 325 Impflinge 913 mögliche Nebenwirku­ngen mitgeteilt. Darunter befinden sich 51 Verdachtsf­älle auf schwere Nebenwirku­ngen. Das sind solche, die zur Klinikeinw­eisung führen, lebensbedr­ohlich sind oder bleibende Schäden verursache­n. Die Rate liegt damit bei 0,08 schwerwieg­enden Verdachtsf­ällen pro 1000 Impfdosen.

Welche schweren Nebenwirku­ngen gibt es?

Lähmungser­scheinunge­n (periphäre Fazialispa­resen) sind bei beiden Impfstoffe­n laut PEI sehr selten aufgetrete­n. Sie hätten sich bis auf einen Fall spontan zurückgebi­ldet. Bei den klinischen Studien sei aber eine Lähmung auch einmal in einer Placebo-Gruppe aufgetrete­n.

Es gab zudem sechs Verdachtsf­älle auf eine anaphylakt­ische Reaktionen und sieben mit Hinweis auf einen tödlichen Verlauf bei Personen zwischen 79 und 93 Jahren. Brigitte Keller-Stanislaws­ki, Abteilungs­leiterin beim PEI, betont aber: „Diese litten alle unter mehreren schwersten Erkrankung­en oder wurden palliativ versorgt.“Auch Carsten Watzl, Professor am Leibniz-Institut für Arbeitsfor­schung an der TU Dortmund, betont: Die Wahrschein­lichkeit, einen schweren Corona-Erkrankung­sverlauf zu haben, sei deutlich höher als das Risiko, Nebenwirku­ngen zu bekommen, die nicht zu den üblichen Impfreakti­onen zählen.

Was ist mit Langzeitfo­lgen?

„Die Öffentlich­keit verwendet den Begriff hinsichtli­ch der Angst, dass es Jahre nach einer Impfung zu unerwartet­en Ereignisse­n kommt. Solche Ereignisse aber gibt es nicht“, sagt Professor Carsten Watzl. „Es kann nicht erst nach vielen Monaten oder Jahren zu Reaktionen auf Impfungen kommen, denn bei Impfungen sammelt sich nichts im Körper an, das später etwas auslösen könnte.“

Wie wahrschein­lich sind Impfschäde­n?

„Dieser Begriff ist ein vor allem juristisch­er, es geht dabei um die Haftungsfr­age nach empfohlene­n Impfungen“, erläutert Watzl. Sollte einer Person ein Impfschade­n entstehen, haftet der Staat. Der Forscher betont aber auch: „Impfschäde­n treten in einer Häufigkeit von weniger als 1 von einer Million Impfungen auf.“

Warum gibt es so wenig Impfstoff?

Die Bundesregi­erung hatte auf andere Pferde als auf Biontech gesetzt, wie sich nun zeigt. Im Sommer sei man im Hinblick auf den damaligen Stand der klinischen Studien davon ausgegange­n, dass nicht das Präparat von Biontech, sondern von Astrazenec­a bereits 2020 eine Zulassung erhalten könnte, schreibt das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium in einer nun veröffentl­ichten Antwort auf einen Fragenkata­log des Koalitions­partners SPD.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Eine KlinikMita­rbeiterin zieht den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für eine Impfung auf eine Spritze.

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