Lernschwache Schüler brauchen dringend Hilfe
Sozialen Sprengstoff bietet die Pandemie mehr als genug. Wirtschaftliche Existenzen, die auf der Strecke bleiben, Künstler ohne Einnahmen, Amtsträger, die sich impfen lassen, ohne dass sie an der Reihe wären, und damit Pflegekräften den knappen Impfstoff wegnehmen – die Liste ist sehr viel länger als diese wenigen Beispiele. Weithin unterschätzt sind bisher die sozialen Folgen, die sich mittel- und langfristig aus den Kita- und Schulschließungen ergeben. Zwar ist den meisten Politikern bewusst, dass diese Kinder besonders unter dem Distanzunterricht leiden. Auch Lehrer erleben jeden Tag, dass einige Schüler für sie nicht mehr erreichbar sind. Dennoch wird gerade für Kinder aus ärmeren Familien viel zu wenig getan. Warum gibt es nicht längst eine verbindliche Vorgabe, dass etwa Schulsozialarbeiter, zurzeit wenig ausgelastete Sportlehrer oder Lehramtsstudierende diese Kinder mehrmals wöchentlich zu Hause aufsuchen, um Kontakt zu ihnen aufzunehmen? Warum können lernschwache Schüler nicht in kleinen Gruppen in Extraräumen in den leeren Schulen unterrichtet werden? Unter Infektionsaspekten erscheint das vertretbar, denn auch eine Notbetreuung findet ja in NRW weiterhin statt.
Das alles würde Geld kosten. Vielleicht fällt es den Landesregierungen leichter, die erforderlichen Mittel freizugeben, wenn sie auch einmal eine volkswirtschaftliche Rechnung aufmachen: Weniges ist besser erforscht als der Zusammenhang zwischen Bildung und Einkommen. Bildungsökonomen haben jetzt errechnet, dass die 18 Wochen Schulausfall 2020/21 einen Verlust von sage und schreibe 3,3 Billionen Euro bis zum Ende des Jahrhunderts ergeben. Pro Schüler entspricht das einem Minus beim Lebenseinkommen von 4,5 Prozent – im Durchschnitt. Bei benachteiligten Schülern dürfte es deutlich höher ausfallen.
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