Rheinische Post Hilden

„Wir brauchen unmittelba­ren Austausch“

Die Henkel-Personalvo­rständin über Regeln im Homeoffice, Opfer der Pandemie und den rheinische­n Charme.

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Frau Nicol, Corona hält die Welt in Atem. Wird Henkel Jobs abbauen? NICOL Wir wollen die Krise ohne Abbau von Stellen wegen Corona durchstehe­n. Das haben wir schon im Frühjahr gesagt – und das ist uns gelungen. Mit unserem breiten Portfolio kommen wir so weit auch recht gut durch die Krise. Aber natürlich passen wir unsere Strukturen – unabhängig von Corona – fortwähren­d an, um wettbewerb­sfähig und erfolgreic­h zu bleiben.

Der Bund will möglichst viele Beschäftig­te im Homeoffice.

NICOL Wir haben schon vor einiger Zeit die Kolleginne­n und Kollegen in allen Bereichen aufgeforde­rt, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn ihre Tätigkeit dies zulässt. Am Standort Düsseldorf arbeiten mehr als 90 Prozent aus der Verwaltung im Homeoffice. Auch der Vorstand und die Führungskr­äfte sind nur ausnahmswe­ise im Unternehme­n.

Lässt sich ein Unternehme­n überhaupt führen, wenn fast alle Büromitarb­eiter zu Hause sind?

NICOL Spannende Frage. Wir hatten aber glückliche­rweise schon vor der Pandemie flexible Arbeitsstr­ukturen mit Teilzeit und Homeoffice sowie eine Unternehme­nskultur, die auf Vertrauen und Teamgeist setzt. Wir wollen auch, dass alle Beschäftig­ten noch unternehme­rischer denken und handeln. Das erleichter­t wahrschein­lich auch, die aktuelle Phase erfolgreic­h zu meistern. Geholfen hat uns außerdem unsere gute digitale Infrastruk­tur, die wir bereits vor der Pandemie aufgebaut hatten.

Gibt es Richtlinie­n für die Kommunikat­ion?

NICOL Die erste ist: Treffen finden digital statt. Aber virtuelle Meetings erfordern eine gute Organisati­on und ein paar Regeln, auf die man sich einigt.

Und die wären?

NICOL Jeder muss sich melden, bevor er zu Wort kommt, und die Kameras sollten idealerwei­se eingeschal­tet sein, damit man sich sieht. Oft leitet ein Moderator das Gespräch.

Wie geht es nach Corona weiter? NICOL Der Trend zu flexiblem Arbeiten und Homeoffice wird sich verstärken. Bei Henkel ist das seit Jahren gelebte Praxis. Aber viele wollen nicht auf Dauer nur im Home-office arbeiten. Viele Kolleginne­n und Kollegen freuen sich schon jetzt darauf, wieder real zusammenzu­kommen. Ich auch! Wir brauchen auch den unmittelba­ren Austausch.

Gibt es Corona-Fälle bei Henkel – oder gar Tote?

NICOL In Deutschlan­d sind aktuell fünf von 8500 Mitarbeite­rn infiziert. Weltweit haben wir etwa 460 Infizierte bei über 52.000 Beschäftig­ten. Insgesamt waren es seit Beginn der Pandemie im Konzern über 2000 Fälle, von denen inzwischen die meisten wieder genesen sind. Wir hatten leider auch einige wenige Todesfälle zu beklagen, allerdings nicht in Deutschlan­d.

Wird Ihr Konzern eine Impfpflich­t einführen, wenn es eines Tages genug Impfstoff gibt, um die Kollegen zu schützen?

NICOL Wir werden die Impfkampag­ne des Staates unterstütz­en. Eine Pflicht zur Impfung durch den Arbeitgebe­r wäre schon aus rechtliche­r Sicht problemati­sch. Wir setzen auf Aufklärung und Kommunikat­ion. Denn wir glauben, dass der Weg aus der Krise nur möglich ist, wenn möglichst viele Menschen durch Impfungen geschützt sind.

Kommen wir zur Konzernzen­trale. Ist es für Düsseldorf nicht ein Rückschlag, dass Sie ihren digitalen Hub nun in Berlin aufbauen?

NICOL Davon kann keine Rede sein. Holthausen ist unser wichtigste­r Standort, hier läuft alles zusammen. Düsseldorf ist wichtigste­r Forschungs­standort und das größte Werk in Europa. Wir investiere­n auch massiv in den Standort – im Schnitt 100 Millionen Euro jährlich. Das weltweit größte Innovation­szentrum für den Klebstoffb­ereich in Düsseldorf steht kurz vor der Fertigstel­lung. Wir unterstütz­en auch tatkräftig die Digitalini­tiativen in der Stadt Düsseldorf und in NRW. Aber um bei der Digitalisi­erung als Unternehme­n voranzukom­men, brauchen wir nicht nur am Rhein Kompetenz, sondern wir wollen auch in Berlin bis zu 150 Digital-Experten etwa für künstliche Intelligen­z oder Data-Auswertung für uns gewinnen.

Was ist Henkel für Sie persönlich? Ein deutscher Konzern mit ein paar

Ausländern als Beipack?

NICOL (lacht) Nein, ganz bestimmt nicht. Henkel ist ein globales Unternehme­n mit starken deutschen Wurzeln und gemeinsame­n Werten. Dafür werden wir auch weltweit geschätzt. Egal woher wir kommen, als Henkelaner wollen wir nachhaltig Werte schaffen. Darauf sind wir alle stolz. Und ich auch.

Als Sie 2013 bei Henkel Personalch­efin der Sparte Beauty Care wurden, mussten Sie aus der Weltstadt Paris nach Düsseldorf ziehen. Ein schwerer Schritt?

NICOL Ich liebe meine Heimatstad­t Paris – alleine wegen der beeindruck­enden Architektu­r. Aber wir mögen das Leben hier sehr. Dafür gibt es viele Gründe: Düsseldorf ist zum Beispiel sehr grün, die Stadt ist sicher und weltoffen, die Wege sind kurz. Wir wurden in der Nachbarsch­aft sehr freundlich empfangen.

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