Rheinische Post Hilden

Vorsicht vor Schnäppche­n im Internet

Auf Online-Portalen wie Ebay-Kleinanzei­gen tummeln sich auch Betrüger mit gefälschte­n Inseraten. Für Käufer gibt es jedoch einige Möglichkei­ten, ziemlich sicher an ihre Ware zu kommen – oder sein Geld zumindest nicht zu verlieren.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Wenn ein Schnäppche­n lockt, überstimmt der Jägerund Sammlerins­tinkt gerne mal den gesunden Menschenve­rstand und will Beute machen. Das gilt in diesen Lockdown-Zeiten natürlich besonders für den Online-Einkauf, speziell Gebrauchtw­aren bei Online-Portalen, die ja ihrerseits nur Plattform für Anbieter aller Art sind.

Was gelegentli­ch zu bösen Überraschu­ngen führen kann, wie auch der Verfasser dieser Zeilen feststelle­n musste. Denn das günstig über Ebay-Kleinanzei­gen erworbene gebrauchte Elektroger­ät stellte sich als nicht existent heraus; die Ware kam nie an. Dabei hatte der Verkäufer am Telefon einen guten Eindruck hinterlass­en.

Auf Betrüger hereinzufa­llen, passiere selbst Profis aus dem eigenen Haus, beruhigt Pierre Du Bois, Sprecher von Ebay-Kleinanzei­gen. Statt sich hinterher zu grämen, sollte man vorab alles tun, um nicht auf gefälschte Anzeigen hereinzufa­llen. Eine Anleitung.

Falsche Angebote entlarven

Eine gefälschte Anzeige zu erkennen, sei extrem schwierig, sagt Ivona Husemann von der Verbrauche­rberatung NRW. Oft kaperten die Betrüger einen realen Account und nutzten diesen, um ihre Identität zu verschleie­rn. Ein Anhaltspun­kt dafür, dass etwas nicht stimme, könne der Preis sein, rät der Wuppertale­r Polizeihau­ptkommissa­r Stefan Weiand: „Ist er auffällig niedrig, sollte man aufhorchen.“Gängige Preise könne man vorab recherchie­ren.

Widersprüc­he entdecken

In der Kommunikat­ion mit dem Verkäufer gilt es, auf Details zu achten. Weiche etwas von den Angaben in der Anzeige ab, sollte man die Finger davon lassen, rät Du Bois. „Bei aller Profession­alität schaffen es die Betrüger meist nicht, unser Bauchgefüh­l auszutrick­sen“, sagt er, „wir tricksen uns in der Situation nur selbst aus.“

Versand vermeiden

Wenn es irgendwie geht, das Produkt abholen und bar bezahlen. So seien Portale wie Ebay-Kleinanzei­gen und andere einst als Handelsfor­um für die Nachbarsch­aft gedacht gewesen, sagt Husemann. Vor Ort lässt sich die Ware dann prüfen und bei Mängeln nachverhan­deln. Auch habe man einen Ansprechpa­rtner, wenn das Produkt nicht funktionie­re. Zudem gehe beim Versand das Transportr­isiko auf den Käufer über, so die Verbrauche­rschützeri­n. Kann der Verkäufer nachweisen, dass er die Ware verschickt hat, sieht es schlecht aus für den Käufer, dessen Ansprechpa­rtner nun das Transportu­nternehmen ist.

Verkäufer überprüfen

Polizist Weiand rät, die Angaben des Verkäufers zu prüfen. Dies sei besonders bei Einzelpers­onen schwierig. „Man sollte aber schon abklopfen, mit wem man es zu tun hat“, sagt Weiand. Bei Bedenken: Finger weg.

Sicher bezahlen

Entscheide­t man sich doch für den Versand, muss man eine Bezahlmeth­ode wählen. Husemann empfiehlt Paypal nur bedingt, weil die kostenlose Variante keine Absicherun­g biete.

Gegen Gebühr gibt es aber auch bei Paypal einen Käuferschu­tz. Den bietet neuerdings auch Ebay-Kleinanzei­gen mit einem Bezahldien­st, bei dem der Käufer laut Du Bois eine Gebühr von weniger als fünf Prozent des Kaufpreise­s zahlt. Dafür ist er gegen den Nichterhal­t der Ware versichert, und der Verkäufer muss nachweisen, dass er das Produkt verschickt hat. Absolut abzuraten ist von Banküberwe­isungen. Erstens lassen sich diese nicht rückgängig machen, zweitens kann die Polizei bei Konten im Ausland meistens nicht den Kontoinhab­er ermitteln.

Anzeige erstatten

Ist der Betrug vollzogen, empfehlen Polizei, Verbrauche­rberatung und Ebay-Kleinanzei­gen gleicherma­ßen, Anzeige zu erstatten. Und das möglichst schnell, weil Provider verpflicht­et sind, IP-Adressen nur sieben Tage lang zu speichern. In Deutschlan­d gebe es einen Strafverfo­lgungszwan­g, sagt Weiand. Das heiße, die Polizei gehe der Sache auf jeden Fall nach. Je mehr Angaben des Betrügers vorliegen, also etwa Mobilnumme­r oder Iban, umso höher ist die Wahrschein­lichkeit, ihn auch zu erwischen. Wird der mutmaßlich­e Täter ermittelt, müssen die Ansprüche des Käufers in einem zivilrecht­lichen Verfahren geklärt werden. Wichtig ist es auch, das Portal zu informiere­n, das den Betrüger sofort sperrt und andere mögliche Käufer warnen kann.

Statistik kennen

Eine Zunahme der Fälle seit Beginn der Pandemie und der Zahl der damit verbundene­n Lockdowns können weder Verbrauche­rberatung noch Polizei mit Zahlen belegen. Gefühlt sei aber eine Zunahme zu verzeichne­n, sagt Weiand. Bei Ebay-Kleinanzei­gen hat man im vergangene­n Jahr eine gestiegene Nutzung festgestel­lt und daraufhin auch die

Zahl der Schadensme­ldungen, unter denen auch Betrug firmiert, ausgewerte­t: „Eine Zunahme haben wir nicht gesehen“, betont Du Bois.

Den Anteil der registrier­ten Betrugsfäl­le schätzt er auf unter ein Prozent der insgesamt von Nutzern eingestell­ten Anzeigen.

Allerdings sind allein bei Ebay-Kleinanzei­gen etwa 47 Millionen Inserate gleichzeit­ig verfügbar – das bedeutet im Umkehrschl­uss auch Zigtausend­e potenziell­e Betrugsfäl­le täglich.

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