„In dieser Zweiten Liga ist alles möglich“
Rachid Azzouzi war in der Saison 2015/16 Sportdirektor der Fortuna. Ein Gespräch über Fußball, Vergangenheit und Zukunft.
DÜSSELDORF Der Tabellendritte erwartet den Fünften, beide in Schlagdistanz zu den direkten Aufstiegsplätzen. Viel mehr Spitzenspiel geht nicht, wenn sich am Freitag (18.30 Uhr) die Spielvereinigung Greuther Fürth bei Fortuna vorstellt. Für Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi (50) ist es zugleich die Rückkehr an seinen früheren Arbeitsplatz.
Mit welchen Gefühlen kommen Sie am Freitag nach Düsseldorf? AZZOUZI Mit großer Vorfreude! Beide Mannschaften spielen eine starke Saison, es ist ein echtes Spitzenspiel. Zudem werde ich viele Menschen wiedersehen, die ich richtig ins Herz geschlossen habe. Wie zum Beispiel Ulf Blecker und Thomas Kleine.
Haben Sie in Ihrer Zeit bei Fortuna Geduld vermisst?
AZZOUZI Es ist ja klar, dass bei großen Vereinen wie bei der Fortuna auch immer viele Menschen unterwegs sind. Mit eigenen Interessen. Die meinen es dann zwar gut, aber das kann den Verein dennoch in eine Instabilität führen.
Haben Sie das damals so erlebt? AZZOUZI Ja. Mich hat der Vorstand geholt, an dessen Spitze Dirk Kall stand. In der täglichen Arbeit habe ich dann sehr schnell gemerkt, dass sehr viel Unruhe im Verein herrschte. Nach dem Abstieg und einem wirklich schlechten Jahr in der Zweiten Liga war eine Riesen-Erwartungshaltung da. Aber es war enorm kontraproduktiv, dass so viele Leute gegeneinander gearbeitet haben. Aus der Ferne betrachtet, habe ich momentan einen anderen Eindruck von der Fortuna.
Wie ist denn dieser Eindruck? AZZOUZI Ich glaube, dass Björn Borgerding, den ich ja auch noch kenne, in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender schon eine gewisse Ruhe in den Verein gebracht hat.
Sie glauben also, bei Fortuna wird gute Arbeit geleistet?
AZZOUZI Ja. Auch von Trainer Uwe Rösler und seinem Team. Ich kenne die beiden alten Fürther Thommy Kleine und Sascha Rösler noch sehr gut, Axel Bellinghausen ebenfalls. Sicher gab es im vergangenen Jahr den Abstieg, aber mit einem Verein wie Fortuna Düsseldorf kann ein Abstieg passieren. Wichtig ist, dass man eine klare Idee behält und nicht unruhig wird. Alle schwärmen immer von Freiburg – aber warum haben sie dort Erfolg? Weil keiner unruhig wird und eine Idee weiterverfolgt wird.
Und das wird Ihrer Meinung nach jetzt auch bei Fortuna getan? AZZOUZI Am Anfang der jetzigen Saison hat man schon gemerkt, dass es noch nicht rund lief. Aber man ist ruhig geblieben, und das ist aller Ehren wert. Jetzt kann man sehen, dass die Mannschaft eine gute Qualität hat und dass Uwe Rösler einfach auch ein guter Trainer ist.
Wie viel Düsseldorf steckt denn heute noch in Ihnen?
AZZOUZI Ich habe von vielen Leuten eine hohe Wertschätzung erfahren. Sportlich kann es natürlich allein wegen der zwei Trainerwechsel, von Frank Kramer zu Marco Kurz und weiter zu Friedhelm Funkel, keine erfolgreiche Zeit gewesen sein, das ist ja klar. Aber auf den Kader hatte ich gar nicht so viel Einflussmöglichkeiten. Der stand weitestgehend schon, als ich kam.
Schauen wir zum Abschluss kurz in die Glaskugel. Wo steht am Saisonende
Fürth, wo steht Fortuna? AZZOUZI Ich denke, dass die fünf, sechs Mannschaften, die jetzt oben stehen, bis zum Schluss eine Rolle spielen werden. Vielleicht noch zusätzlich Hannover 96 und Heidenheim. Wenn es rein nach den Etats ginge, dann haben natürlich der HSV, Bochum und Düsseldorf die besten Karten. Wir wollen alle ärgern bis zum Schluss. Aber klar ist: In Düsseldorf treffen wir auf die derzeit vielleicht stärkste Mannschaft der gesamten Zweiten Liga.
Fürth und Fortuna sind 2012 ja schon einmal gemeinsam aufgestiegen...
AZZOUZI (lacht) Stimmt, wir als Erster und Fortuna als Dritter. In dieser Zweiten Liga ist alles möglich.