Politik drängt auf Glasfaserausbau
Schnelles Internet gilt als Standortfaktor. Aber Düsseldorf liegt im Städtevergleich weit hinten. Das soll sich nun ändern.
DÜSSELDORF Das schwarz-grüne Ratsbündnis verspricht einen neuen Anlauf beim Ausbau von Hochgeschwindigkeits-Internet durch Glasfaserkabel. Weil die Verlegung nur schleppend vorankommt, soll die Stadt neue Modelle in der Zusammenarbeit mit privaten Geldgebern prüfen. Das Ziel ist eine stadtweite Verfügbarkeit von Anschlüssen, bei denen das Glasfaserkabel bis zum Haus oder sogar bis in die Wohnung oder das Büro reicht – so wird das höchste Tempo erzielt. Die Rede ist von einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Euro.
Die Städte liegen beim Ausbau deutlich auseinander – und Düsseldorf erreicht eine schwache Position. Für rund vier Prozent der Adressen ist ein „echter“Glasfaseranschluss, der mindestens bis zum Haus reicht, verfügbar. Damit liegt Düsseldorf in einem Städtevergleich des Portals Verivox auf Platz 12 und ungefähr gleich auf mit Münster oder Berlin. Die Spitzenreiter sind allerdings erheblich weiter: Köln liegt mit 80 Prozent Ausbauquote
auf dem Spitzenrang.
Bis jetzt ist das zumindest für Privathaushalte selten ein Problem. Ein erheblich langsamerer Breitbandanschluss reicht für die meisten heutigen Anwendungen aus, und der ist in Düsseldorf in den meisten Quartieren verfügbar. Für Unternehmen wird Glasfaser aber immer stärker zum Standortfaktor. Branchenkenner gehen davon aus, dass auch die
Bedürfnisse von Privathaushalten bald steigen werden.
Von „Breitband“wird heute bereits ab einer Übertragungsrate von 30 MBit pro Sekunde gesprochen, über Glasfaser sind 1000 MBit möglich, also ein Vielfaches mehr. „Ein schnelles Netz gehört zur Grundversorgung eines attraktiven Standorts“, sagt Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). „Nicht zuletzt durch immer mehr Homeoffice-Möglichkeiten brauchen wir hier eine flächendeckende Versorgung.“
Der Weg dahin ist allerdings mühsam. Bislang liegen Städte vorn, in denen regionale Anbieter den Ausbau erledigt haben, in Köln etwa NetCologne. Düsseldorf hatte mit Isis einst ein ähnliches Unternehmen, das aber von Arcor übernommen wurde. Zuletzt ging es mühsam voran. Anfang 2020 musste die Stadt einräumen, dass ein Programm gescheitert war, dass die letzten „weißen Flecken“schließen sollte, an denen nicht einmal herkömmliches Breitband-Internet verfügbar ist. Es fand sich kein privater Partner. In der Wirtschaft wird wiederum kritisiert, dass die bürokratischen Hürden zu hoch seien.
Seit dem Machtwechsel im Rathaus suchen Stadt und Unternehmen demonstrativ Nähe. Oberbürgermeister Keller unterzeichnete im November eine erste Absichtserklärung mit Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter. Unter anderem will Vodafone bald Gebiete in Lörick und Wittlaer mit schnellem Internet versorgen. Auch mit der Telekom gibt es eine erste Vereinbarung.
Zugleich will das Rathaus die Strategie verändern. Das schwarz-grüne Bündnis und der Stadtchef wollen, dass die Stadt in Gegenden, in denen sich der Ausbau nicht rechnet, selbst als Bauherr aktiv wird. „Digitale Genehmigungsprozesse“sollen Bürokratie abbauen. Zudem soll geprüft werden, ob sich der Ausbau durch ein Konsortium mit privaten Partnern vorantreiben lässt.
Klar ist: Ein flächendeckender Ausbau wird lange dauern, da zum Verlegen der Boden aufgerissen werden muss – ein Mammutprojekt. CDU-Kreisparteichef Thomas Jarzombek wünscht sich auch daher nun mehr Tempo. „Wir müssen jetzt beginnen, damit wir in fünf bis zehn Jahren nicht zurückhängen“, sagt er.
Angesichts des großen Aufwands für den Glasfaserausbau soll zugleich nach anderen Wegen für erheblich schnellere Anschlüsse gesucht werden: Auch über das TV-Kabelnetz und den neuen Mobilfunk-Standard 5G lassen sich schnelle Verbindungen erreichen. Auch das wollen Stadtverwaltung und Politik fördern.