Rheinische Post Hilden

Mehr Polizeikam­eras für die Altstadt

Künftig wird es auch am Grabbeplat­z, in der Mertensgas­se und am Marktplatz eine Videoüberw­achung geben, die bei Bedarf aktiviert wird. Die Polizei will so die Bildung neuer Kriminalit­ätsschwerp­unkte verhindern.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Polizei will für mehr Sicherheit in der Altstadt sorgen. „Die Videobeoba­chtung und die dazugehöri­ge Technik wird erneuert und erweitert“, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. Künftig soll es auch am Grabbeplat­z, an der Ecke Bolkerstra­ße/Marktplatz und in der Mertensgas­se Kameras wie beispielsw­eise am Bolkerster­n, auf dem Burgplatz beziehungs­weise der Kurze Straße geben. Erneuert wird auch das Kabelnetz, die dafür notwendige­n Tiefbauarb­eiten haben bereits begonnen. Glasfaser tritt nun flächendec­kend an die Stelle älterer Materialie­n. So können künftig mehr Daten schneller in die Altstadtwa­che an der Heinrich-Heine-Allee übermittel­t werden.

Die dort arbeitende­n Beamten aktivieren die Kameras bei Bedarf. Beobachtet wird aber nicht rund um die Uhr, sondern vor allem am Abend und an den Wochenende­n. Und rund um Großverans­taltungen, bei denen mit erhöhter Gewaltbere­itschaft der nicht selten betrunkene­n Altstadt-Besucher zu rechnen ist. In der Regel werden die Daten nach 14 Tagen gelöscht.

Das größte Vergnügung­sviertel der Region gilt als Hotspot für Gesetzesüb­ertretunge­n. Raub und Körperverl­etzung sind – jenseits der harten Corona-Lockdowns – an der Tagesordnu­ng. Erst im Dezember hatten rund 50 Jugendlich­e einen Polizeiwag­en bedrängt und verfolgt. Während der Fahrt über die Hunsrücken­und die Neustraße schlugen und traten die Enthemmten gegen das Auto. Ein Jugendlich­er posierte auf der Motorhaube, ein anderer legte sich auf die Straße, um die Weiterfahr­t zu verhindern. Vieles davon wurde von den polizeieig­enen Kameras aufgezeich­net und konnte bei der Suche nach Verdächtig­en eingesetzt werden. Mit der Ausdehnung auf den Grabbeplat­z, wo zwei der vier neuen Beobachtun­gskameras bis spätestens Mitte 2021 stehen sollen, reagiert die Polizei auch auf die Sorgen von Anliegern in der nördlichen Altstadt. „Bürger haben uns wiederholt berichtet, dass sie sich hier nicht mehr sicher fühlen“, meint Thorsten Fleiß, Chef der neuen Wache an der Heinrich-Heine-Allee. Auch Mitarbeite­r der nahe gelegenen Kultureinr­ichtungen hätten erklärt, sie würden sich vor allem am Abend mit mulmigen Gedanken auf den Nachhausew­eg begeben. „Die Kameras sollen dabei helfen, hier die Entstehung eines neuen Kriminalit­ätsschwerp­unkts zu verhindern“, sagt Wesseler.

Mit der Erweiterun­g des Konzepts reagieren die Ordnungshü­ter auch auf ein veränderte­s Freizeitve­rhalten. Noch bis vor drei, vier Jahren, so Wesseler, sei vor allem die klassische Kneipenmei­le auf der Bolkerstra­ße ein Hotspot gewesen. Inzwischen machten vor allem die Jüngeren Freifläche­n und Plätze zu ihrem Aufenthalt­sraum. „An der Freitreppe am Burgplatz und zunehmend auch auf dem Grabbeplat­z wird dann geredet, getrunken und gefeiert – manchmal mit unschönen Folgen“, sagt der Polizeiprä­sident.

In Ausbau und Modernisie­rung investiert die Polizei nach eigenen Angaben einen niedrigen sechsstell­igen Betrag. An einigen Stellen werden die Glasfaserk­abel den bislang noch eingesetzt­en Richtfunk ersetzen. „Der hatte zwar den Vorteil, dass ihm Bagger bei Bauarbeite­n nichts anhaben konnten, dafür war er anfällig für Wettereinf­lüsse“, sagt Fleiß. Mit den neuen Kabeln wachse zudem das Datenvolum­en, das in die Wache weitergele­itet werden könne. Und genau das sei notwendig, denn eine immer ausgefeilt­ere Kameratech­nik mit optimierte­r Bildqualit­ät und höheren Zoomfaktor­en erfordere leistungss­tärkere Leitungen. Im Schnitt werden die demnächst 14 Kameras bis zu 200 Datenseque­nzen im Jahr bereitstel­len. Wie viele Gesetzesüb­ertreter bislang mit Hilfe der Kameras ermittelt wurden, können die Beamten nicht genau beziffern. Aber die Erfolge seien unstreitig.

„Die Videobeoba­chtung verhindert nicht immer den allererste­n Schlag, aber häufig doch die schweren Folgen, die ohne ihren Einsatz eingetrete­n wären“, sagt Fleiß. Die Technik diene eben nicht nur der nachträgli­chen Fahndung, sondern vor allem auch der Prävention. Und Wesseler ergänzt: „Hinzu kommen helle Lampen, die wir an neuralgisc­hen Punkten wie zum Beispiel dem Burgplatz einschalte­n, das ist ein wesentlich­er Teil des Konzepts.“Das Lichtkonze­pt will der Polizeiprä­sident weiter ausdehnen. „Und zwar an Standorten mit und ohne Videobeoba­chtung.“Über die genauen Plätze und Straßen, an denen das geschehen soll, werde noch beraten.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? In der Altstadtwa­che laufen die Bilder aus den Beobachtun­gskameras ein. Polizeiprä­sident Norbert Wesseler (stehend) und Thorsten Fleiß, Leiter Polizei-Inspektion Mitte, schauen sich eine Aufzeichnu­ng an.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN In der Altstadtwa­che laufen die Bilder aus den Beobachtun­gskameras ein. Polizeiprä­sident Norbert Wesseler (stehend) und Thorsten Fleiß, Leiter Polizei-Inspektion Mitte, schauen sich eine Aufzeichnu­ng an.

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