Rheinische Post Hilden

Streit um Reihenimpf­ung in Haus Horst: Bewohner irritiert

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Im Wohnstift Haus Horst leben 350 Senioren in Wohnungen. 290 von ihnen sind 80 Jahre, viele auch weitaus älter. Sie können sich ab 25. Januar um einen Termin um eine Corona-Impfung bemühen – im Impfzentru­m des Kreises in Erkrath. Das bestätigt Leiterin Ute Franke-Hesse. „Das ist die Aussage des Gesundheit­samtes Mettmann und des Impfzentru­ms Erkrath. Im Betreuten Wohnen sind keine Reihenimpf­ungen vorgesehen.“Dafür hat die Leiterin kein Verständni­s: „Das ist für unsere Bewohnern nicht zumutbar und keine sinnvolle Lösung. Sie kommen hier aus einem geschützte­n Bereich und müssten dann ins Impfzentru­m, in einen ungeschütz­ten Bereich, gebracht werden. Viele unserer Bewohner sind sehr eingeschrä­nkt. Wir könnten hier eine Reihenimpf­ung durchführe­n. Das wäre deutlich ressourcen­schonender.“Diese Argumente habe das Kreisgesun­dheitsamt nicht gelten lassen. Das Gesundheit­samt Düsseldorf sah das anders. Ende Dezember wurden die ersten 180 Düsseldorf­er geimpft – Bewohner und Mitarbeite­r des Wohnstifts Haus Lörick – in einer Reiheimpfu­ng in Haus Lörick. Beide Häuser gehören übrigens zum Verein

Haus Lörick e.V.

Die 44 Bewohner im stationäre­n Bereich von Haus Horst sollten dieser Tage geimpft werden. Der Termin wurde wegen Problemen bei der Impfstoff-Lieferung abgesagt.

Die Bundesregi­erung habe die Reihenfolg­e der Impfberech­tigten festgelegt, betont eine Sprecherin des Kreises Mettmann. Begonnen wurde mit alten Menschen in Pflegeeinr­ichtungen. Solche Pflegeeinr­ichtungen gibt es auch in Haus Lörick und in Haus Horst. Für die Organisato­ren von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g sei möglicherw­eise nicht ersichtlic­h gewesen, dass es sich bei Haus Lörick um ein Wohnstift mit stationäre­m Pflegebere­ich handelt. Dafür spreche auch, dass in der Berichters­tattung nicht von „Wohnstift“, sondern stets von „Seniorenhe­im“die Rede gewesen sei.

Der Kreis Mettmann behandele die Bewohner des Wohnstifts Haus Horst nicht anders als andere über 80-Jährige, „die mit allen Schwierigk­eiten in ihrer eigenen Wohnung leben oder dort von Angehörige­n gepflegt werden.“Offenbar hat der Kreis Sorge, eine Reihenimpf­ung in Haus Horst könne als Bevorzugun­g einer ohnehin privilegie­rten Seniorengr­uppe ausgelegt werden.

Aber es gibt vielleicht noch eine andere Möglichkei­t. Haus Horst könnte alle seine berechtigt­en Bewohner im Impfzentru­m Erkrath zusammen anmelden. Dann wäre die Reihenfolg­e bei der Impfberech­tigung eingehalte­n. Und dann spräche auch einiges dafür, alle Bewohner zusammen zu impfen – nicht im Impfzentru­m, sondern in Haus Horst.

Haus Horst gehört zum Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband. Deren Vertreter haben einen Termin bei NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann – und wollen ihn auf das Problem ansprechen. Wohnstift-Leiterin Ute Franke-Hesse: „Ich habe die Hoffnung, dass die Entscheidu­ng revidiert wird.“Weil BionTech Lieferschw­ierigkeite­n hat, können die Impfzentre­n erst ab 8. Februar starten. Das gibt Laumannr Zeit, um den Fall Haus Horst zu bedenken.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Wohnstift-Leiterin Ute Franke-Hesse und die Beiratsmit­glieder können die Entscheidu­ng des Kreises nicht verstehen.

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