Streit um Reihenimpfung in Haus Horst: Bewohner irritiert
HILDEN Im Wohnstift Haus Horst leben 350 Senioren in Wohnungen. 290 von ihnen sind 80 Jahre, viele auch weitaus älter. Sie können sich ab 25. Januar um einen Termin um eine Corona-Impfung bemühen – im Impfzentrum des Kreises in Erkrath. Das bestätigt Leiterin Ute Franke-Hesse. „Das ist die Aussage des Gesundheitsamtes Mettmann und des Impfzentrums Erkrath. Im Betreuten Wohnen sind keine Reihenimpfungen vorgesehen.“Dafür hat die Leiterin kein Verständnis: „Das ist für unsere Bewohnern nicht zumutbar und keine sinnvolle Lösung. Sie kommen hier aus einem geschützten Bereich und müssten dann ins Impfzentrum, in einen ungeschützten Bereich, gebracht werden. Viele unserer Bewohner sind sehr eingeschränkt. Wir könnten hier eine Reihenimpfung durchführen. Das wäre deutlich ressourcenschonender.“Diese Argumente habe das Kreisgesundheitsamt nicht gelten lassen. Das Gesundheitsamt Düsseldorf sah das anders. Ende Dezember wurden die ersten 180 Düsseldorfer geimpft – Bewohner und Mitarbeiter des Wohnstifts Haus Lörick – in einer Reiheimpfung in Haus Lörick. Beide Häuser gehören übrigens zum Verein
Haus Lörick e.V.
Die 44 Bewohner im stationären Bereich von Haus Horst sollten dieser Tage geimpft werden. Der Termin wurde wegen Problemen bei der Impfstoff-Lieferung abgesagt.
Die Bundesregierung habe die Reihenfolge der Impfberechtigten festgelegt, betont eine Sprecherin des Kreises Mettmann. Begonnen wurde mit alten Menschen in Pflegeeinrichtungen. Solche Pflegeeinrichtungen gibt es auch in Haus Lörick und in Haus Horst. Für die Organisatoren von der Kassenärztlichen Vereinigung sei möglicherweise nicht ersichtlich gewesen, dass es sich bei Haus Lörick um ein Wohnstift mit stationärem Pflegebereich handelt. Dafür spreche auch, dass in der Berichterstattung nicht von „Wohnstift“, sondern stets von „Seniorenheim“die Rede gewesen sei.
Der Kreis Mettmann behandele die Bewohner des Wohnstifts Haus Horst nicht anders als andere über 80-Jährige, „die mit allen Schwierigkeiten in ihrer eigenen Wohnung leben oder dort von Angehörigen gepflegt werden.“Offenbar hat der Kreis Sorge, eine Reihenimpfung in Haus Horst könne als Bevorzugung einer ohnehin privilegierten Seniorengruppe ausgelegt werden.
Aber es gibt vielleicht noch eine andere Möglichkeit. Haus Horst könnte alle seine berechtigten Bewohner im Impfzentrum Erkrath zusammen anmelden. Dann wäre die Reihenfolge bei der Impfberechtigung eingehalten. Und dann spräche auch einiges dafür, alle Bewohner zusammen zu impfen – nicht im Impfzentrum, sondern in Haus Horst.
Haus Horst gehört zum Paritätischen Wohlfahrtsverband. Deren Vertreter haben einen Termin bei NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann – und wollen ihn auf das Problem ansprechen. Wohnstift-Leiterin Ute Franke-Hesse: „Ich habe die Hoffnung, dass die Entscheidung revidiert wird.“Weil BionTech Lieferschwierigkeiten hat, können die Impfzentren erst ab 8. Februar starten. Das gibt Laumannr Zeit, um den Fall Haus Horst zu bedenken.