Rheinische Post Hilden

Corona lässt Blutspende-Zahlen sinken

Aufgrund des Coronaviru­s gab es im Jahr 2020 weniger Blutspende­n als bisher. An einer mangelnden Spendebere­itschaft lag das aber nicht.

- VON SVEN FESTAG

HILDEN/HAAN Blutkonser­ven sind in der modernen Medizin ein wichtiges Gut. Viele Operatione­n wären ohne sie nicht möglich. Auch in der Krebsthera­pie kommen sie zum Einsatz. Es ist also wichtig, dass ausreichen­d Konserven zur Verfügung stehen. Bis Oktober spendeten in Langenfeld 1476 Menschen Blut, in Ratingen 1146 und in Hilden 878. Aus Heiligenha­us kamen 844 Spender, aus Monheim 665, aus Haan 646 und aus Mettmann 905. Erkrath stellte 450 Spender, Wülfrath 334. Obwohl die Zahlen noch nicht vollständi­g ausgewerte­t sind, ließe sich bereits eine klare Tendenz erkennen, erklärt Stephan David Küpper, Sprecher des DRK-Blutspende­dienstes West. „Die Anzahl der Blutspende­n ist deutlich zurückgega­ngen. Das lag aber nicht am mangelnden Willen der Spender. Die Menschen zeigten sich trotz der Pandemie solidarisc­h“.

Verantwort­lich für die rückläufig­en Zahlen sei stattdesse­n die geringere Anzahl an Terminen, die der Blutspende­dienst anbieten konnte. „Wir haben viele Termine in Unternehme­n und Kollegschu­len, die fast gänzlich weggefalle­n sind“, berichtet Küpper. Auch die Blutspende-Mobile kamen in einem großen Zeitraum der Pandemie nicht zum Einsatz. Erst seit November sind wieder zwei Fahrzeuge unterwegs. „Wir haben für unsere beiden größten Mobile neue Hygienekon­zepte erarbeitet“, sagt er. Unter anderem seien Spendelieg­en ausgebaut worden, um den Abstand zwischen den Spendern gewährleis­ten zu können. Auch die Temperatur­en im Sommer haben zu den geringen Spenderzah­len beigetrage­n. „Wir konnten zu dieser Zeit die Anforderun­gen der Klinken nicht erfüllen“, erinnert sich Küpper. „Bei begehrten Blutgruppe­n fehlten etwa 30 Prozent der benötigten Konserven“. Das habe auch dazu geführt, dass Krankenhäu­ser geplante Operatione­n verschiebe­n mussten. Inzwischen hat sich die Zahl der Blutkonser­ven wieder stabilisie­rt. Spenden sind aber weiterhin dringend nötig.

Wegen der Corona-Pandemie änderte sich auch der Ablauf der Blutspende­n. Für Mitarbeite­r und Spender gilt die Maskenpfli­cht. Auch die Abstände sollen bestmöglic­h eingehalte­n werden. Die Messung des Hämoglobin-Wertes erfolgt bei gestreckte­m Arm an der Fingerkupp­e, nicht am Ohrläppche­n. Zusätzlich überprüft ein Ehrenamtle­r auch den Gesundheit­szustand der Spender. Der anschließe­nde Imbiss wurde durch ein Lunchpaket zum Mitnehmen ersetzt.

Die zentrale Änderung ist aber die flächendec­kende Einführung von festen Spendeterm­inen. Über ein Online-Portal oder die Blutspende-App reserviere­n Spender eine Uhrzeit, zu der sie Blut spenden wollen. So sollen Warteschla­ngen vermieden werden. „Wir waren wegen der Pandemie gezwungen, dieses System einzuführe­n“, erklärt Küpper. „Die Menschen nehmen es aber an“. Beim letzten Spendeterm­in in Haan gaben im November an zwei Tagen 252 Spender jeweils einen halben Liter Blut; ein Tag war komplett ausgebucht, es gab dank der Terminrese­rvierung keine Wartezeite­n, bilanziert­e der Haaner Blutspende­beauftragt­e Raphael Harlos.

In dem digitalen Angebot sieht Blutspende­dienst-Sprecher Küpper auch weitere Vorteile. Die Spendezeit habe sich durch das neue System deutlich verringert. „Zuvor dauerte eine Blutspende etwa anderthalb Stunden. Teilweise konnten wir sie nun auf 40 Minuten verkürzen“, berichtet er. Außerdem können Blutspende­r ihre Daten abrufen und prüfen, wann sie wieder spendefähi­g sind. Auch Informatio­nen können schneller an die Spender übermittel­t werden. „Wenn ein

Termin ausfallen musste, konnten wir sie sonst nur über einen Aushang vor Ort informiere­n“, erklärt er. „Jetzt bekommen Spender eine Nachricht auf ihr Smartphone und machen sich nicht umsonst auf den Weg“.

Insgesamt ist Küpper mit den Schutzmaßn­ahmen zufrieden. „Bei uns gab es keinen Termin, an dem ein Hotspot entstanden ist und sich Menschen angesteckt haben“, resümiert er. „Die Blutspende ist also auch weiterhin sicher“. Einschränk­ungen durch die Corona-Impfung sind nicht zu erwarten. Für geimpfte Menschen gelten keine besonderen Regeln. „Sofern es nicht zu einer Impfreakti­on kommt, können Menschen am Tag nach der Impfung Blut spenden“, erklärt Küpper. Andernfall­s müssen Spender warten, bis die Symptome wieder abgeklunge­n sind. Dieses Vorgehen gilt bislang für Menschen, die mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer geimpft wurden. Bei den zukünftige­n Impfstoffe­n soll es aber keine Unterschie­de geben.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Eine Mitarbeite­rin des Blutspende­zentrums des Deutschen Roten Kreuzes fixiert während einer Blutspende die Nadel.

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