Digitale Helfer fürs Homeschooling
Lehrkräfte, Eltern und Schüler werden beim Distanzuntericht notgedrungen zu Experten in Sachen Lernplattformen und Lehrvideos. Die Apps und Angebote berücksichtigen das Alter der Nutzer und das individuelle Tempo.
DÜSSELDORF Beim Distanzunterricht ist kein Ende in Sicht. Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sitzen beim Homeschooling im selben Boot und stehen – erneut – vor großen Herausforderungen. Zum Glück ist die Anzahl digitaler Hilfen und Plattformen mittlerweile riesig. Wir stellen einige viel genutzte Lernwerkzeuge vor. Einen Anspruch auf Vollständigkeit hat unser Überblick jedoch nicht.
Lernplattformen Eine einheitliche Plattform für Schulen gibt es in Deutschland nicht. Die Grundfunktionen sind aber ähnlich: Lehrer können auf einer Lernplattform Texte, Videos und andere Unterrichtsmaterialien online bereitstellen – Abgabefristen für Hausaufgaben inklusive. Schülerinnen und Schüler können bearbeitete Aufgaben hochladen und erhalten im Bewertungsportal ein Feedback des Lehrers. Die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern erfolgt über E-Mail-Accounts.
Viele Bildungseinrichtungen nutzen die Plattform Moodle als Basis für ihren Distanzunterricht. Die digitale Lern- und Kommunikationsplattform des Landes NRW namens Logineo ist eine der Bekanntesten. Ursprünglich war sie nur Lehrern vorbehalten. Durch die Integration von Moodle hat das Land NRW sie zu einem eigenen System ausgebaut, um das Lernen auf Distanz zu erleichtern und den Präsenzunterricht digital zu unterstützen. Videokonferenzen sind nicht möglich.
Das geht zum Beispiel mit Iserv: Dieser Schulserver ermöglicht den Aufbau eines Schulnetzwerks inklusive Webportal. Neben dem Einstellen von Unterrichtsmaterial und Aufgaben sind hier auch Videosprechstunden und Klassenchats möglich. Schüler können sich auch in kleinen Gruppen verabreden. Ähnlich funktioniert auch die Plattform Teams von Microsoft. Mit gängigen Office-Programmen lassen sich Referate halten, Gruppenarbeiten erledigen und Präsentationen gestalten. Beide Lernplattformen sind auch für jüngere Kinder gut zu bedienen.
Wie eine digitale Pinnwand funktioniert die Plattform Padlet. Lehrer können hier Texte, Bilder, Videos, Links, Sprach- oder Bildschirmaufnahmen ablegen. Auch Arbeiten der Schüler, etwa Zeichnungen oder Geschichten, können dort für alle sichtbar gemacht werden. Der Zugang erfolgt per Link von der Lehrkraft. Mit der Padlet-App sind auch Live-Chats möglich. Eine Klasse kann so zum Beispiel gleichzeitig an einer Pinnwand arbeiten, sie mit Inhalten füllen und die Einträge in Echtzeit kommentieren.
Lern-Apps Die Gewerkschaft für Erziehung und Bildung empfiehlt unter anderem die kostenlosen Apps Anton und Schlaukopf. Beide bieten Lernstoff bis in die höheren Klassen an. Bedienung und Übersicht sind aber vor allem auch für jüngere Kinder geeignet. Nach Fächern und Klassen sind hier Übungen sortiert, die Kinder können zum Abschluss einer Lerneinheit kleine Tests machen. Schlaukopf bietet außerdem Englischübungen.
Bei älteren Schülern bewährt hat sich laut Computermagazin „Chip“die App Simpleclub: Hier können Mädchen und Jungen von der achten bis zur 13. Klasse hilfreiches Lernmaterial finden, dazu gibt es kostenlose Nachhilfe-Kurzvideos.
Der Duden bietet über seine Lernplattform Learn Attack ebenfalls Lernvideos und passende Übungen. Ältere Schüler und angehende Abiturienten nutzen außerdem gerne die App Studysmarter mit Zugriff auf Inhalte von mehr als 2000 Schulen und Universitäten – inklusive Prüfungsaufgaben aus den Vorjahren. Die App Abiunity biete ein Forum für Abiturienten mit mehr als 50.000 Themen und einer Datenbank mit mehr als 24.000 Schülerarbeiten, schreibt „Chip“.
Youtube Sie heißen „Lehrerschmidt“oder „Mr Wissen 2 Go“, die Youtube-Stars für Lernstoff. Schauen und hören, kurz zurückspringen, noch mal gucken – kapiert! Mit Videos bei Youtube lässt sich das Lerntempo individuell gestalten, und den Lehrer kann man sich auch aussuchen. Eine deutschlandweite Umfrage unter rund 800 Schülern im Auftrag des Rats für kulturelle Bildung ergab im Jahr 2019: 86 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen nutzen Youtube zum Lernen. Das Angebot an Lernvideos ist schier unendlich. Die meisten Schüler richten sich nach Tipps von Pädagogen, Freunden oder der Familie, ergab die Umfrage. Experten stufen etwa die Kanäle von Funk als geeignet ein, dem Online-Angebot von ARD und ZDF.