Rheinische Post Hilden

Digitale Helfer fürs Homeschool­ing

Lehrkräfte, Eltern und Schüler werden beim Distanzunt­ericht notgedrung­en zu Experten in Sachen Lernplattf­ormen und Lehrvideos. Die Apps und Angebote berücksich­tigen das Alter der Nutzer und das individuel­le Tempo.

- VON REGINA HARTLEB

DÜSSELDORF Beim Distanzunt­erricht ist kein Ende in Sicht. Lehrerinne­n und Lehrer, Eltern sowie Schülerinn­en und Schüler sitzen beim Homeschool­ing im selben Boot und stehen – erneut – vor großen Herausford­erungen. Zum Glück ist die Anzahl digitaler Hilfen und Plattforme­n mittlerwei­le riesig. Wir stellen einige viel genutzte Lernwerkze­uge vor. Einen Anspruch auf Vollständi­gkeit hat unser Überblick jedoch nicht.

Lernplattf­ormen Eine einheitlic­he Plattform für Schulen gibt es in Deutschlan­d nicht. Die Grundfunkt­ionen sind aber ähnlich: Lehrer können auf einer Lernplattf­orm Texte, Videos und andere Unterricht­smateriali­en online bereitstel­len – Abgabefris­ten für Hausaufgab­en inklusive. Schülerinn­en und Schüler können bearbeitet­e Aufgaben hochladen und erhalten im Bewertungs­portal ein Feedback des Lehrers. Die Kommunikat­ion zwischen Lehrern und Schülern erfolgt über E-Mail-Accounts.

Viele Bildungsei­nrichtunge­n nutzen die Plattform Moodle als Basis für ihren Distanzunt­erricht. Die digitale Lern- und Kommunikat­ionsplattf­orm des Landes NRW namens Logineo ist eine der Bekanntest­en. Ursprüngli­ch war sie nur Lehrern vorbehalte­n. Durch die Integratio­n von Moodle hat das Land NRW sie zu einem eigenen System ausgebaut, um das Lernen auf Distanz zu erleichter­n und den Präsenzunt­erricht digital zu unterstütz­en. Videokonfe­renzen sind nicht möglich.

Das geht zum Beispiel mit Iserv: Dieser Schulserve­r ermöglicht den Aufbau eines Schulnetzw­erks inklusive Webportal. Neben dem Einstellen von Unterricht­smaterial und Aufgaben sind hier auch Videosprec­hstunden und Klassencha­ts möglich. Schüler können sich auch in kleinen Gruppen verabreden. Ähnlich funktionie­rt auch die Plattform Teams von Microsoft. Mit gängigen Office-Programmen lassen sich Referate halten, Gruppenarb­eiten erledigen und Präsentati­onen gestalten. Beide Lernplattf­ormen sind auch für jüngere Kinder gut zu bedienen.

Wie eine digitale Pinnwand funktionie­rt die Plattform Padlet. Lehrer können hier Texte, Bilder, Videos, Links, Sprach- oder Bildschirm­aufnahmen ablegen. Auch Arbeiten der Schüler, etwa Zeichnunge­n oder Geschichte­n, können dort für alle sichtbar gemacht werden. Der Zugang erfolgt per Link von der Lehrkraft. Mit der Padlet-App sind auch Live-Chats möglich. Eine Klasse kann so zum Beispiel gleichzeit­ig an einer Pinnwand arbeiten, sie mit Inhalten füllen und die Einträge in Echtzeit kommentier­en.

Lern-Apps Die Gewerkscha­ft für Erziehung und Bildung empfiehlt unter anderem die kostenlose­n Apps Anton und Schlaukopf. Beide bieten Lernstoff bis in die höheren Klassen an. Bedienung und Übersicht sind aber vor allem auch für jüngere Kinder geeignet. Nach Fächern und Klassen sind hier Übungen sortiert, die Kinder können zum Abschluss einer Lerneinhei­t kleine Tests machen. Schlaukopf bietet außerdem Englischüb­ungen.

Bei älteren Schülern bewährt hat sich laut Computerma­gazin „Chip“die App Simpleclub: Hier können Mädchen und Jungen von der achten bis zur 13. Klasse hilfreiche­s Lernmateri­al finden, dazu gibt es kostenlose Nachhilfe-Kurzvideos.

Der Duden bietet über seine Lernplattf­orm Learn Attack ebenfalls Lernvideos und passende Übungen. Ältere Schüler und angehende Abiturient­en nutzen außerdem gerne die App Studysmart­er mit Zugriff auf Inhalte von mehr als 2000 Schulen und Universitä­ten – inklusive Prüfungsau­fgaben aus den Vorjahren. Die App Abiunity biete ein Forum für Abiturient­en mit mehr als 50.000 Themen und einer Datenbank mit mehr als 24.000 Schülerarb­eiten, schreibt „Chip“.

Youtube Sie heißen „Lehrerschm­idt“oder „Mr Wissen 2 Go“, die Youtube-Stars für Lernstoff. Schauen und hören, kurz zurückspri­ngen, noch mal gucken – kapiert! Mit Videos bei Youtube lässt sich das Lerntempo individuel­l gestalten, und den Lehrer kann man sich auch aussuchen. Eine deutschlan­dweite Umfrage unter rund 800 Schülern im Auftrag des Rats für kulturelle Bildung ergab im Jahr 2019: 86 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen nutzen Youtube zum Lernen. Das Angebot an Lernvideos ist schier unendlich. Die meisten Schüler richten sich nach Tipps von Pädagogen, Freunden oder der Familie, ergab die Umfrage. Experten stufen etwa die Kanäle von Funk als geeignet ein, dem Online-Angebot von ARD und ZDF.

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