Rheinische Post Hilden

Besserung bei Corona-Hilfen ist in Sicht

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Neun von zehn Abschläge seien bereits gezahlt worden, sagt NRW-Wirtschaft­sminister Pinkwart.

DÜSSELDORF/BERLIN Überrasche­nde Wendung bei den Gastro-Hilfen: Zumindest teilweise gleicht der Staat seinen eklatanten Fehlstart bei der Auszahlung der speziellen Wirtschaft­shilfen für November und Dezember wieder aus. Nachdem sich Gastronome­n, Hoteliers und auch zwangsweis­e geschlosse­ne Einzelhänd­ler Ende des Jahres massenhaft beklagt hatten, die versproche­nen Unterstütz­ungen trotz gegenteili­ger Verspreche­n doch nicht sehr schnell erhalten zu haben, wurden nun auf rund 90 Prozent der in NRW vorliegend­en Anträge Abschläge gezahlt. Das sagte Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) am Freitag. Ingesamt seien 550 Millionen Euro für 88.000 Anträge verteilt worden, was pro Vorgang 6250 Euro wären. Im Gespräch mit unserer Redaktion räumte Pinkwart aber ein, dass gerade Anträge mit einem besonders hohen Volumen ab einer Million Euro noch nicht bearbeitet worden seien.

Bei der Novemberhi­lfe und der Dezemberhi­lfe werden bis zu 75 Prozent des Umsatzes der Vorjahresm­onate erstattet, doch erst nachträgli­ch hatte sich herausgest­ellt, dass es das Geld häufig nur gibt, wenn auch Verluste gemacht werden. „Die nachträgli­chen Korrekture­n waren inakzeptab­el“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf. „Verspreche­n müssen eingehalte­n werden, damit kein weiteres Vertrauen verloren geht.“Auch Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk NRW, ist genervt: „Die Stimmung im Handwerk ist zunehmend fragil. Die Hilfen kommen insgesamt zu spät. Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand.“Dazu würden beispielsw­eise viele Friseure und Kosmetiker gehören.

Pinkwart erklärte, dass das Bundesprog­ramm für die seit Jahresanfa­ng anlaufende Überbrücku­ngshilfe III auch wegen des Drucks der

Länder deutlich vereinfach­t werde. So soll der Zusammenbr­uch ganzer Branchen wegen des immer längeren Lockdowns verhindert werden. Das Geld steht Unternehme­n zu, deren Umsatz wegen der Corona-Krise um mehr als 30 Prozent einbrach. Es gebe einen Abschlag von 100.000 Euro pro Monat statt bisher 50.000 Euro, so Pinkwart. Er und die anderen Wirtschaft­sminister der Länder wollten aber Abschlagza­hlungen von 150.000 Euro pro Monat.

Das sei auch notwendig, weil sich der Start der Abschlagza­hlungen für die Überbrücku­ngshilfe auf Februar verzögert. Hinzu kommt: Die kompletten Anträge können wohl erst im März gestellt werden. Pinkwart ist unzufriede­n: „Um Unternehme­n Sicherheit zu geben, brauchen wir einen verbindlic­hen Starttermi­n für die Abschlagza­hlungen.“

Er begrüßte aber, dass der Bund die Hilfe nun bis zu einer Umsatz-Obergrenze von 750 Millionen Euro statt 500 Millionen Euro geben will. Aber die Länder dringen auf eine „Anhebung auf 1,5 Milliarden Euro“, erklärte Pinkwart. Damit könnte die Existenz so mancher Handels- oder Hotelkette gesichert werden.

Pinkwart lobte, dass Mode- und Textilhänd­ler nicht verkaufte Saisonware nun als Fixkosten ansetzen können. Der Staat wird die Ware also zum großen Teil ersetzen, die Händler können sie dann verramsche­n.

Die Neustarthi­lfe für Solo-selbststän­dige, die keine Fixkosten nachweisen können, wird vom Bund von maximal 5000 Euro auf 7500 Euro erhöht. Hier schlagen die Länder zusätzlich einen Sockel für alle im Lockdown befindlich­en Soloselbst­ständigen in Höhe von 3000 Euro vor – es wäre indirekt eine Art Arbeitslos­engeld für Selbststän­dige für die Zeit der vom Staat erzwungene­n berufliche­n Untätigkei­t, beispielsw­eise für freiberufl­iche Volkshochs­chullehrer, Grafiker, Regisseure oder auch Clowns.

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