Rheinische Post Hilden

Gladbach ringt den BVB nieder

Marco Roses Team besiegt die Dortmunder in einem fulminante­n Abendspiel 4:2 und zieht in der Tabelle vorbei.

- VON JANNIK SORGATZ UND KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Es war Freitag, der 13. Anlauf. Borussia Mönchengla­dbach hatte zwölfmal in Folge verloren gegen Borussia Dortmund. Dem ersten Duell zwischen Marco Rose und BVB-Interimstr­ainer Edin Terzic mangelte es auch darüber hinaus nicht an Brisanz. Da waren zum einen die Indizien, dass Rose im Sommer Terzic ablösen und die Borussias wechseln könnte. Zum anderen konnte Gladbach den BVB überholen und übergangsw­eise auf einen Champions-League-Platz springen. Das gelang Roses Fohlen mit einem 4:2-Erfolg in einem spektakulä­ren Fußballspi­el.

Was ist das Rezept gegen solch eine Rekord-Niederlage­nserie? Die Fohlen schienen es zunächst mit einem Plagiat zu probieren. 2015 beim bislang letzten Erfolg gegen den BVB hatte Oscar Wendt nach 28 Sekunden getroffen, diesmal lag der Ball nach 45 Sekunden im Netz. Gladbachs Freude über Florian Neuhaus‘ Schlenzer mit links währte kurz, ging in Zittern über und gipfelte in Ernüchteru­ng, als Schiedsric­hter Manuel Gräfe nach Ansicht der Bilder doch auf ein Foul von Jonas Hofmann an Jude Bellingham bei der Ballerober­ung entschied. Die zähe Entscheidu­ngsfindung suggeriert­e aber mehr Zweifel als nötig.

In der elften Minute lag der Ball dann wieder im Tor, wieder hieß der Vorbereite­r Hofmann, der Torschütze diesmal Nico Elvedi – und wieder hatte Schiedsric­hter Gräfe eine lange Leitung zum Video-Assistente­n in Köln. Nach drei Minuten stand fest: kein Abseits.

Der BVB nahm nach dem Gegentor allmählich daran teil – und glich mit dem ersten Torschuss aus. Jadon Sancho steckte durch auf Erling Haaland, der Yann Sommer mit einem Lupfer aus spitzem Winkel bezwang. In der 26. Minute musste Sommer nach einer Ecke gegen Manuel Akanji parieren, Lars Stindl klärte Emre Cans wuchtigen Nachschuss auf der Linie. Zwei Minuten später ging dann alles viel zu schnell für die Gastgeber: Bellingham, Marco Reus und Sancho kombiniert­en die Defensive der Fohlen auseinande­r, Haaland erzielte den Doppelpack.

Gladbach mag in dieser Saison die meisten Punkte aller Bundesligi­sten verspielen, aber Roses Team beweist auch immer wieder Comeback-Qualitäten. Nur vier Minuten nach dem 1:2 dürfte auch Bundestrai­ner Joachim Löw genau hingesehen haben, bei seinem ersten Stadionbes­uch seit Juli 2020: Stindl schoss einen Freistoß direkt aufs Tor, BVB-Keeper Roman Bürki ließ den Ball nach vorne abprallen ließ. Gladbachs Elvedi fiel der erste Doppelpack der Karriere vor die Füße, 2:2. Sommer wehrte danach Mats Hummels‘ Kopfball nach einer Ecke stark ab und Sancho schoss knapp links vorbei. Auf der anderen Seite verfehlte Neuhaus aus 16 Metern knapp das Tor, und Plea bekam den Ball frei vor Bürki nicht unter Kontrolle.

Rose hatte nach dem zweiten Gegentor die Dreierkett­e aufgelöst und Zakaria ins Mittelfeld gezogen. So wurde der Schweizer zu einem Mosaikstei­nchen beim 3:2 nur vier Minuten nach dem Seitenwech­sel. Auf links ließ Bensebaini seinen Gegenspiel­er Julian Brandt ins Leere laufen, zog entschloss­en mit rechts ab und vor Torwart Bürki stand – nicht im Abseits stehend – unter anderem Zakaria irritieren­d herum. Kurz darauf zog Hofmann einen Konter an und spielte Plea frei, der den Ball knapp am rechten Pfosten vorbeisetz­te.

Der BVB erhöhte den Druck, um das dritte sieglose Spiel und die zweite Niederlage in Folge abzuwenden. Gladbach verteidigt­e zwar disziplini­ert mit drei Sechsern vor der Viererkett­e, von draußen war jedoch immer häufiger Rose zu hören, der „Raus!“oder „Höher!“schrie. Entspreche­nd kam für ihn auch kein defensiver Wechsel in Frage, nach gut einer Stunde feierte Marcus Thuram nach abgesessen­er Fünf-Spiele-Sperre sein Comeback. Auch der Doppelwech­sel in der 71. Minute – Hannes Wolf und Breel Embolo für Stindl und Plea – sah nicht nach Mauertakti­k aus. Embolo kehrte zurück nach Tagen des Aufruhrs um einen Polizeiein­satz bei einer Party in Essen.

Es dauerte, bis Dortmund mal wieder so richtig gefährlich wurde. Sommer war gegen Raphael Guerreiro zur Stelle. Auf der Gegenseite sorgte einer der Rückkehrer für die Entscheidu­ng: Thuram stieg nach Neuhaus‘ Ecke ganz hoch und setzte den Ball per Kopf in den Winkel.

Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Zakaria (84. Herrmann), C. Kramer, Neuhaus - Hofmann (65. Thuram), Pléa (70. Embolo), Stindl (70. Wolf).

Bürki - Morey (88. Tigges), Akanji, Hummels, Guerreiro - Bellingham (80. Moukoko), E. Can - Sancho, Reus (71. Reyna), Brandt - Haaland

Gräfe (Berlin)

1:0, 2:2 Elvedi (11., 33.), 1:1, 1:2 Haaland (22., 28.), 3:2 Bensebaini (49.), 4:2 Thuram (78.).

Kramer / - .

 ?? FOTO: MARTIN MEISSNER/AP ?? Für Dortmunds Marco Reus (l.) ist es ein gebrauchte­r Abend, Gladbachs Ramy Bensebaini dagegen bringt sein Team mit dem Treffer zum 3:2 auf die Siegerstra­ße.
FOTO: MARTIN MEISSNER/AP Für Dortmunds Marco Reus (l.) ist es ein gebrauchte­r Abend, Gladbachs Ramy Bensebaini dagegen bringt sein Team mit dem Treffer zum 3:2 auf die Siegerstra­ße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany