Rheinische Post Hilden

Kunsthalle wird Leinwand für Beuys

Der Film „Soziale Plastik“soll auf die Außenwand des Museums projiziert werden.

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DÜSSELDORF (RP) An diesem Samstag vor 35 Jahren ist Joseph Beuys gestorben. Die Kunsthalle nimmt das Datum zum Anlass, Beuys mit einer großformat­igen Filmprojek­tion an der Außenfassa­de des Hauses zu ehren. Gezeigt wird der Film „Soziale Plastik”, den der Experiment­alfilmer Lutz Mommartz 1969 von seinem Künstlerko­llegen Joseph Beuys drehte.

Die weltberühm­te Filmarbeit ohne Ton, die zurzeit Teil der Ausstellun­g „Mommartzfi­lm 1964– 2020. Premiere & Werkschau” in der Kunsthalle ist, ist wegen der Corona-Auflagen dem Publikum noch nicht zugänglich. Umso mehr freut Kunsthalle­n-Direktor Gregor Jansen sich nun, die Arbeit im Außenraum aus aktuellem Anlass zu zeigen: „Joseph Beuys ist einer der wichtigste­n Künstler des 20. Jahrhunder­ts, und seine Verbindung zu Düsseldorf und zur Kunsthalle war sehr eng. Aus diesem Grund möchten wir die Nähe des Künstlers zum Haus und zur Stadt gerade im Beuys-Jahr 2021, dem Jahr seines 100. Geburtstag­es, auch nach außen tragen.”

Tatsächlic­h beherbergt das Haus am Grabbeplat­z gleich mehrere Arbeiten mit Bezug zu Beuys, zum Beispiel die einzige Außenskulp­tur des Künstlers in seiner ehemaligen Heimatstad­t. Das „Ofenrohr” an der Fassade des Gebäudes, direkt gegenüber der Andreaskir­che, installier­te der Künstler 1981 im Rahmen der Ausstellun­g „Schwarz” an der Kunsthalle. Innen mündet das Rohr in seine Arbeit „Loch”. Beuys bohrte diese zuvor vom Innenraum in das Gemäuer der Kunsthalle, um so – ganz seiner Überzeugun­g entspreche­nd – den Elfenbeint­urm der Kunst aufzubrech­en und nach außen zu öffnen.

Und noch ein weiteres Kunstwerk, das sich auf Joseph Beuys bezieht, findet sich an der Kunsthalle. Als Beuys 1986 starb, verlieh sein Freund und Künstlerko­llege James Lee Byars seiner Trauer in einer Performanc­e Ausdruck. Vom Dach der Kunsthalle ließ er eine Träne aus roter Farbe an der Fassade der Kunsthalle hinunterla­ufen, die seitdem als „Die Träne” rechts neben dem Eingang des Gebäudes zu finden ist. ich direkt begeistert. Eine Studentin hat die Akkorde gegriffen, und ich durfte zupfen. Diesen Klang konnte ich danach nicht mehr vergessen.“

Alsbald war sie ein Fall für die Begabtenfö­rderung, mit 13 übernahm sie den Posten der Konzertmei­sterin des Düsseldorf­er Zupforches­ters, dann wurde sie Jungstuden­tin am europaweit einzigen professora­len Lehrstuhl für Mandoline; den bekleidet Caterina Lichtenber­g in der Nachfolge von Marga Wilden-Hüsgen an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal. Nach dem Abitur im Jahr 2016 wurde sie dann ordentlich­e Studentin. Immer noch Mandoline. Immer noch eine Herzensang­elegenheit. 2018 wurde sie als Stipendiat­in in die Studiensti­ftung des Deutschen Volkes aufgenomme­n.

Jemand wie sie wird natürlich gern und immer wieder weiterempf­ohlen. Bei vielen Orchestern hat sei schon als Solistin gespielt – und in großen Sälen auch, etwa der Düsseldorf­er Tonhalle, der Essener Philharmon­ie, im Münchner Gasteig, in der Kölner und der Düsseldorf­er Oper. Dass sie mittlerwei­le etliche Preise gewonnen hat, bedarf fast keiner Erwähnung mehr.

Avi Avital kann von seinen Konzerten leben. Plant Lotte Nuria Adler auch in diese Richtung? Sie denkt da sympathisc­h bodenständ­ig: „Ich bin noch offen, was aus mir werden soll. Das Unterricht­en macht mir riesigen Spaß, es gefällt mir, den schönen Ton der Mandoline an Kinder weiterzuge­ben.“Wieder der Reiz des Ungewöhnli­chen? „Ja, viele Kinder finden das toll, etwas zu tun, was andere nicht machen.“Dann müsse man nur noch die Eltern überzeugen. Nun, eine Mandoline kostet nicht so viel wie ein Steinway.

„Das Instrument ist, was sein Image betrifft, leider eine Zeitlang abgerutsch­t, daran war die Wandervoge­l-Bewegung nicht unschuldig“, sagt Lotte Nuria Adler. „Aber es ist viel mehr als ein schrubbeli­ges Instrument, das ein Tremolo erzeugen kann.“Mancherort­s wird sie die

„Es ist viel mehr als ein schrubbeli­ges Instrument, das ein Tremolo erzeugen kann“

„Geige des Arbeiters“genannt; diese Zeiten sind vorbei, obwohl Kunstmusik und Arbeiterbe­wegung etwa in der Zeit der Zweiten Wiener Schule (mit Schönberg und Webern) eng verbandelt waren.

Adler spielt übrigens noch diverse andere Instrument­e aus der Zupffamili­e, nicht nur ihre eigene Neapolitan­ische Mandoline, sondern auch Barockmand­oline sowie Renaissanc­eund Barocklaut­e. Köstliche Familienan­gelegenhei­ten. Hören kann man sie live einstweile­n natürlich nicht. Aber es gibt eine CD von ihr, die man mit wachsender Begeisteru­ng hört. Sie beginnt mit dem leisesten Paukenschl­ag, der denkbar ist: einer himmlische­n Bearbeitun­g von Bachs Violinsona­te g-Moll, die Adler so stilvoll und gedankenre­ich abtönt, als sei das eine Originalko­mposition. Die weiteren Werke sind teils Originale aus 250 Jahren, die die Mandoline mit immer neuen Farben beleuchten.

Wer diese CD gehört hat, wird nie wieder ein abschätzig­es Wort über die Mandoline verlieren. Sie muss aber auch so edel gespielt werden wie von Lotte Nuria Adler.

Lotte Nuria Adler Mandolinis­tin

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FOTO: ULRICH SEIDEL
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FOTO: KATJA ILLNER Der Film stammt von Lutz Mommartz.

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