Rheinische Post Hilden

Wenn das Fahrzeug zum Stehzeug wird

Manchmal werden Fahrzeuge wochenlang nicht bewegt. Damit sie besser über die Zeit des Stillstand­s kommen, gibt es im Vorfeld einiges zu beachten.

- VON FABIAN HOBERG

Aus dem kurzen Parken sind doch ein paar Wochen geworden. Nun springt das Auto nicht mehr an und Rost bildet sich an einigen Stellen. Sogar ein Knöllchen ist am Scheibenwi­scher? Das hätte nicht sein müssen. Wer sein Fahrzeug einige Wochen nicht bewegt, sollte es nicht einfach nur abstellen. Ganz gleich, ob Auto oder Motorrad. Wie geht es besser?

Für Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE) kommt es auf den jeweiligen Abstellort an: „In Einzelgara­gen, Sammelgara­gen oder auf dem eigenen Grundstück ist es kein Problem, auf öffentlich­en Parkplätze­n sollten Besitzer ein paar Dinge beachten.“Ein über einen längeren Zeitraum abgestellt­es Fahrzeug auf einem bestimmten Parkplatz wird häufig als Dauerparke­r bezeichnet. Eine juristisch­e Definition nach der Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) gibt es aber nicht. Fahrzeuge müssen nur angemeldet sein, eine gültige HU-Plakette aufweisen, lesbare Kennzeiche­n haben und die Beleuchtun­gseinricht­ung muss sauber sein.

„Eine Regel, wie häufig der Besitzer nach seinem Fahrzeug schauen muss, besteht zwar nicht. Besitzer sollten das aber regelmäßig machen, am besten einmal die Woche“, sagt Hack. Allein schon deshalb, weil mobile Parkverbot­e errichtet werden können. Auch wenn Autos und Wohnmobile dauerhaft abgestellt werden dürfen, sollte man darauf achten, wo sie parken. Vor allem Wohnmobile versperrte­n anderen Verkehrste­ilnehmern oder Anwohnern häufiger die Sicht. „Rücksicht auf andere zu nehmen, erspart allen Ärger“, sagt Hack.

Ausnahmen gelten laut StVO bei Anhängern: „Ein Kraftfahrz­euganhänge­r ohne Zugfahrzeu­g

darf nicht länger als zwei Wochen geparkt werden. Das gilt nicht auf entspreche­nd gekennzeic­hneten Parkplätze­n.“Diese Regelung gilt auch für Wohnwagen, nicht jedoch für Wohnmobile bis 7,5 Tonnen Gesamtgewi­cht. Besitzer sollten auch auf das Verkehrssc­hild „Zeichen 315“achten. Das erlaubt das Parken auf dem Gehweg für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gewicht bis 2,8 Tonnen – es gibt SUV, die schwerer sind. Hack rät beim Abstellen von Anhängern zu einer Sicherung in der Anhängerku­pplung, um sie vor Diebstahl zu schützen.

Das Fahrzeug sollte sich in einem guten Zustand befinden, bevor es eine längere Zeit abgestellt wird. Ein Rundum-Check vorab hilft, Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Eine vernachläs­sigte Wartung rächt sich im Laufe der Zeit. Hack rät zusätzlich, es von innen und außen zu reinigen. Hans Gerd Brauneiser von der Rheinlandg­arage in Köln empfiehlt vor dem Abstellen

den Luftdruck der Reifen um 0,2 bar zu erhöhen, den Tank zu füllen und den gewaschene­n Lack zu wachsen.

Danach geht es auf die Suche nach einem passenden Parkplatz. „Unter Bäumen wird das Fahrzeug schnell schmutzig. Laub und Vogelkot setzen dem Lack zu, Laub kann in den Windläufen die Wasserablä­ufe verstopfen“, sagt Brauneiser. Läuft das Wasser nicht ab, kann es Korrosion und Feuchtigke­it im Innenraum verursache­n. Auch wenn das Auto über mehrere Wochen nicht bewegt wird, rät er, gelegentli­ch vorbeizusc­hauen und notfalls das Laub aus den Ritzen zu entfernen.

Wird das Auto wieder bewegt, rät der Experte auf den ersten paar Meter zu leichten Bremsmanöv­ern – den rückwärtig­en Verkehr dabei immer beachtend. Denn nach Wochen kann sich an den Bremsschei­ben Flugrost bilden, der die Bremsleist­ung des Fahrzeugs vermindert. Anschließe­nd fahren Besitzer im Idealfall direkt zu einer Tankstelle, um den Luftdruck der Reifen auf den vorgeschri­ebenen Wert zu justieren.

Bei einer langen Standzeit eines Motorrads empfiehlt Jörg Lohse, den Reifendruc­k vorher leicht zu erhöhen. Tanks aus Stahlblech sollten randvoll mit Sprit gefüllt werden, rät der stellvertr­etende Chefredakt­eur der Zeitschrif­t „Motorrad“. Die Zugabe von Kraftstoff­stabilisat­oren hilft, dass sich das Motorrad auch nach längeren Pausen wieder sicher starten lässt. Danach sollte eine gründliche Reinigung erfolgen.

Erst nach einer vollständi­gen Trocknung sollten Besitzer das Motorrad mit einer atmungsakt­iven Plane abdecken. Problemati­sch sei das Parken auf dem Gehweg. Lässt es der Standort zu, ist ein sogenannte­s Batterieer­haltungsge­rät nützlich, um die Batterie während der Standzeit unter Spannung zu halten. „Sonst kann nach einem Monat die Batterie entladen sein. Bei einer Tiefenentl­adung ist sie anschließe­nd defekt“, sagt der Experte.

Vorsicht beim Parken auf dem Gehweg: In manchen Städten und Gemeinden bedeutet das eine Ordnungswi­drigkeit und wird mit einem Bußgeld bestraft.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN Langzeitpa­rker sollten regelmäßig das Laub entfernen, da sonst die Wasserablä­ufe des Fahrzeugs verstopfen.
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FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA-TMN Motorräder schützt eine atmungsakt­ive Plane, wenn sie länger stillstehe­n.

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