Sitzenbleiben kann eine Gnade sein
Was soll aus dieser Schülergeneration werden? Unterricht fällt über Wochen aus, Homeschooling funktioniert nur bedingt, Abschlussjahrgängen fehlt die Prüfungsvorbereitung. Am Ende des Schuljahres steht wohl, was mancher Schüler schon im Vorjahr notiert hat: schon wieder nichts gelernt! Da wirkt es fast wie Hohn, wenn die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz sagt, der Abschluss 2021 dürfe nicht als Makel, sondern müsse als Auszeichnung gesehen werden. Recht hat sie nur in einem Punkt: Wer das durchsteht – als Schüler wie als Lehrer –, hat Kampfgeist bewiesen. Entscheidend aber ist das Wissen. Was jetzt versäumt wird, ist nur schwer nachzuholen. Es sei denn, die früher so gescholtene Ehrenrunde würde zum allgemeinen Angebot erhoben.
Was im Fernsehen als langweilig bemängelt wird, kann in der Schule die Rettung sein: Wiederholung. Es gibt sogar die Forderung, alle Schüler in die zweite Runde zu schicken. Das ist aber weder organisatorisch möglich noch pädagogisch sinnvoll. Zum einen reichen die Kapazitäten nicht aus. Zum anderen würde den Überfliegern Frust verordnet. Diskutiert wird erneut, was im Vorjahr schon Fehlentwicklungen verursachte: Das Sitzenbleiben könnte auf Wunsch der Eltern auch 2021 ausgesetzt werden. Damit kämen Schülerinnen und Schüler trotz erheblicher Defizite zwar weiter, ihnen würde aber die Chance genommen, ihre Lücken zügig zu schließen. So wäre für manch einen das endgültige Scheitern programmiert.
Schon vor Corona war das Sitzenbleiben zwar als unschön verpönt, aber immerhin mit der Hoffnung verbunden, doch noch den Dreh zu kriegen. Wer den schwächeren Schülern jetzt helfen will, muss sie mit allen Möglichkeiten der Förderung ausstatten. Dazu zählt 2021 auch die Gnade des Sitzenbleibens.
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