Sie sind die Neuen
Die ersten Sitzungen der CDU-Gremien unter Armin Laschet bringen drei Frauen nach Berlin, die den Vorstand so weiblich werden ließen wie keinen zuvor. Erste Eindrücke von Laura Hopmann (31), Anna Kreye (26) und Wiebke Winter (24).
BERLIN Eine Woche hat er warten müssen, bis es durch die schriftliche Abstimmung auch amtlich war, dann kann Armin Laschet an diesem Montag die ersten Sitzungen von Präsidium und Vorstand der Bundes-CDU als neuer Parteichef eröffnen. Wie er sich hinterher fühlt? „Gut“, sagt er an dem Pult, an dem er im Konrad-Adenauer-Haus am 15. Mai 2017 zuletzt gestanden hat, damals als Wahlsieger in NRW. Jetzt als Wahlsieger gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen. „Heute beginnt etwas Neues für die CDU“, lautet sein Kernsatz.
Er gilt zwar auch für den 59-jährigen Laschet persönlich. Aber mehr noch für die 31-jährige Laura Hopmann aus Hildesheim, die 26-jährige Anna Kreye aus Magdeburg und die 24-jährige Wiebke Winter aus Bremen. Sie sind von den Delegierten in den Bundesvorstand gewählt worden, Hopmann sogar mit 91,9 Prozent. Sie haben, wie Laschet in der Vorstandssitzung feststellt, ihren Anteil daran, dass die Christdemokraten den weiblichsten Bundesvorstand ihrer Geschichte haben.
Klar, dass Tilman Kuban (33) mächtig stolz darauf ist, dass seine
Junge Union sowohl zum weiblichsten Vorstand als auch zur starken digitalen Weiterentwicklung der Partei so viel beitragen konnte. Dass er hinter den Kulissen mächtig für die drei Frauen geworben hat, versteht sich von selbst. Der Erfolg gibt ihm recht. Es war eine Doppelstrategie: Nach außen hin trat die Junge Union für den 65-jährigen Merz ein, nach innen liefen die Überzeugungsversuche für die drei jungen Frauen.
Merz bleibt ein beherrschendes Thema auch bei Laschets Berliner Premiere. Er habe ihm einen Posten im Präsidium angeboten, eine der wichtigsten Positionen in der Führung. Das habe Merz nicht annehmen können. Aber es bleibe dabei: „Ich schätze ihn, ich schätze seinen Rat, er wird seinen Platz finden.“Wenn es darum gehe, auch seine Anhänger einzubinden, müsse sich niemand Sorgen machen, dass Wettbewerbsfähigkeit oder Wirtschaftskompetenz keine wichtige Rolle spielen würden, versichert Laschet.
Gerüchten über einen massiven Mitgliederschwund seit der Niederlage von Merz tritt Generalsekretär
Paul Ziemiak entgegen. Laschet bestätigt einen positiven Trend für den NRW-Landesverband, und auch die Baden-Württemberger hätten ihm das signalisiert, als er am Freitag in die Landtagswahlkämpfe in Stuttgart und Mainz einstieg. Schließlich wird in beiden Ländern schon in 50 Tagen gewählt. Ein erster wichtiger Test für die neu aufgestellte CDU.
Es sind Präsidiums- und Vorstandssitzungen unter einem neuen Vorsitzenden – aber mit gewohnten Rednern: Gesundheitsminister Jens Spahn und Wirtschaftsminister Peter Altmaier schildern die Entwicklungen bei Impfungen und Wirtschaftshilfen, die Bundeskanzlerin die Versuche, die Pandemiebekämpfung europäisch möglichst einheitlich zu gestalten. Dann setzt Laschet erste außenpolitische Akzente und zeigt sich dankbar, dass der neue US-Präsident Joe Biden den von seinem Vorgänger beschlossenen Truppenabzug aus Deutschland gestoppt hat.
Das neue Präsidiumsmitglied Norbert Röttgen hat sich als eloquenter Außenpolitiker schon bei der ersten Sitzung eingebracht und an dem Papier mitgearbeitet, mit dem die CDU die Neuaufstellung des transatlantischen Verhältnisses beschreibt. Und dann gibt es noch den Beschluss, dass Ziemiak und CSU-Generalsekretär Markus Blume einen Fahrplan für ein gemeinsames Regierungsprogramm von CDU und CSU festlegen sollen.
Wie haben es die Neuen erlebt? Kreye steht noch unter dem Eindruck des Vortrags der Kanzlerin. „Es war spannend, ihr zuzuhören“, berichtet sie. Merkel habe einmal mehr bewiesen, dass sie den Blick für das große Ganze habe. Hopmann nimmt vor allem aus Spahns Bericht „viel Zuversicht mit“. Es sei klar gewesen, dass die Logistik zum Impfstart „ruckeln“werde. Umso positiver stimme sie die Aussicht, dass bald nicht mehr über die Verfügbarkeit des Impfstoffs, sondern über die Impfbereitschaft gesprochen werde.
Und Winter, die Jüngste, denkt vor allem an die nächsten Monate, wenn das Wahlprogramm entsteht – und sie als Vorstandsmitglied dabei sein wird. Hier will sie „die Forderungen der jungen Generation aktiv einbringen“. Dass die CDU Zukunftspartei sei, müsse bei der Generationengerechtigkeit deutlich werden – etwa mit einer Idee für die Rente, die die Lebensleistung anerkenne und „trotzdem für die nächste Generation bezahlbar bleibt“.