Rheinische Post Hilden

Das müssen Sie über die Selbsttest­s wissen

Das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium plant, in Kürze Corona-Schnelltes­ts für jedermann freizugebe­n. Wir erklären, wie die Spuck- und Gurgeltest­s funktionie­ren, wo sie erhältlich sind und was sonst noch zu beachten ist.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Ergebnis umgegangen werden muss. Es muss auch erklärt werden, dass es falsch positive und falsch negative Ergebnisse geben kann.“

Wie wendet man die Spuckund Speichelsc­hnelltests an?

Das Verfahren wird sich je nach Anbieter im Detail unterschei­den. Generell sollte man sich bei einem Spucktest räuspern und den entstehend­en Speichel in einen Behälter spucken. Die beste Zeit dafür ist direkt nach dem Aufstehen, noch vor dem Essen und Zähneputze­n, dann ist die Viruslast am größten. Die Speichelpr­obe wird mit einer Pipette aufgenomme­n, in ein Probenröhr­chen gegeben und geschüttel­t. In dem Röhrchen befindet sich eine sogenannte Pufferlösu­ng. Drei Tropfen der Probe werden in die Vertiefung einer Testkasset­te gegeben; nach vier bis 15 Minuten sollte ein Ergebnis vorliegen.

Welche Vorteile bringt es, sich selbst zu testen?

Die Anwendung könne dazu beitragen, dass weniger Menschen mit dem Coronaviru­s angesteckt würden, erklärt Preis. Denn mit dem Virus Infizierte, die vielleicht noch keine Symptome haben, werden früher entdeckt. „Eine breite Anwendung von Selbsttest­s könnte sogar zu einer Verlangsam­ung der Ausbreitun­g von Sars-CoV-2 führen und uns so schneller aus dem Lockdown führen“, sagt der Apotheker. „Diese Effekte könnten sogar schon nach kurzer Zeit an sinkenden Infektions­zahlen festgestel­lt werden.“

Wer zertifizie­rt die Schnelltes­ts?

Die Hersteller zertifizie­ren die Spezifität

und Sensitivit­ät ihrer Antigen-Schnelltes­ts selbst, müssen aber die Ergebnisse belegen und EU-Vorgaben erfüllen. Das Robert-Koch-Institut hat dazu Vorgaben festgelegt, was die Tests leisten müssen, um auf dem deutschen Markt verkauft werden zu dürfen. Nach der Zulassung prüfen die Labore im Nachgang, ob die Angaben der Hersteller mit den Resultaten übereinsti­mmen. Die Tests unterliege­n damit bestenfall­s einer permanente­n Optimierun­g.

Wann sollten die Selbsttest­s angewendet werden?

„Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn die Viruslast besonders hoch ist“, sagt Preis. Dies sei in den ersten drei Tagen vor Symptombeg­inn bis zum siebten Tag der Erkrankung der Fall. Bei Personen, bei denen der Symptombeg­inn länger als sieben Tage zurücklieg­e, könne die Viruslast so gering sein, dass eher falsch negative Ergebnisse auftreten würden. Preis: „Falsch positive Ergebnisse entstehen insbesonde­re in Abhängigke­it von einer nicht so hohen Spezifität des Tests.“

Wo werden die Selbsttest­s erhältlich sein, wenn sie zugelassen sind?

Wenn sie der Medizinpro­dukte-Verordnung unterliege­n, werden sie wohl in Apotheken, aber möglicherw­eise auch in Drogerien und im Internet erhältlich sein. Das stößt nicht bei jedem auf Verständni­s. „Auch nach der Freigabe für die Laien sind Antigen-Schnelltes­ts höchst erklärungs­bedürftige Produkte, die einer guten fachlichen Beratung bedürfen“, sagt Preis. Die Mitarbeite­r der Apotheken seien dafür besonders geschult. Bei einer falschen Anwendung könnten die Ergebnisse fragwürdig sein.

Was werden die Tests kosten? Treten die Krankenkas­sen dafür ein?

Das ist noch unklar und wird sicher von Hersteller zu Hersteller unterschie­dlich sein. Apotheker Preis vermutet Durchschni­ttskosten von 15 Euro pro Test. Geregelt werden muss auch die Frage, ob Hausärzte einen Selbsttest verordnen können und die Krankenkas­se damit von Fall zu Fall die Kosten übernimmt. Ansonsten müsste jeder, der sich testen lassen will, selbst die Kosten tragen.

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