Wann aus mobilem Arbeiten Homeoffice wird
Nach der neuen Corona-Verordnung müssen Arbeitgeber künftig Homeoffice anbieten. Doch was ist damit konkret gemeint?
DÜSSELDORF Die beiden Begriffe Homeoffice und mobiles Arbeiten werden häufig synonym verwendet. Doch das ist im Grunde genommen falsch. Zwar beschreiben beide Bezeichnungen Formen des Arbeitens außerhalb der eigentlichen Betriebsstätte, der rechtliche Rahmen unterscheidet sich aber grundlegend: Das klassische Homeoffice, offiziell Telearbeit genannt, ist gesetzlich geregelt. Hierfür gilt die Arbeitsstättenverordnung, was bedeutet, dass der Arbeitgeber für die Ausstattung des Arbeitsplatzes verantwortlich ist. Wörtlich heißt es: „Telearbeitsplätze sind vom Arbeitgeber fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten, für die der Arbeitgeber
eine mit den Beschäftigten vereinbarte wöchentliche Arbeitszeit und die Dauer der Einrichtung festgelegt hat.“Die geltenden Arbeitsschutzund Unfallverhütungsvorschriften müssen umgesetzt und überprüft werden. Dafür ist der Arbeitgeber verantwortlich.
Das ist bei der mobilen Arbeit anders, denn die ist – wie der Name schon sagt – beweglich, also nicht an einen festen Ort gebunden. Sprich: Man kann von Cafés aus arbeiten, im Zug oder am Baggersee. Wichtig: Laut Verordnung geht es hier nicht um eine dauerhaft geregelte Arbeit außerhalb der Betriebsstätte, sondern um das „gelegentliche Arbeiten von zu Hause aus oder während der Reisetätigkeit“. Die Arbeitsstättenverordnung gilt also nicht. Allerdings muss der Arbeitgeber
auch für das mobile Arbeiten eine Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz abgeben. Heißt in der Praxis: Firmen müssen ihre Angestellten etwa über die Folgen von dauerhaftem, unergonomischen Sitzen auf schlechten Stühlen aufklären. Auch die gesetzlichen Arbeitszeiten müssen eingehalten werden.
Grundsätzlich besteht bei Telearbeit und mobilem Arbeiten der Unfallversicherungsschutz – aber nur, wenn ein direkter Zusammenhang zur Arbeit besteht. Das ist in der Praxis jedoch schwierig nachzuvollziehen. Das Stolpern über das Kabel des Druckers wäre wahrscheinlich ein Arbeitsunfall, beim Gang zur Toilette kann das schon wieder anders aussehen. Mobiles Arbeiten ist zudem auch mit dem privaten Laptop
und mit eigenen Möbeln möglich. Das ist dann nicht nur für den Rücken und die Augen der Arbeitnehmer oft eine Belastung, sondern auch für die Unternehmen: „Jetzt gerade wird das Thema Sicherheit und Datenschutz immer wichtiger. Wir hören vermehrt von Sicherheitsbedenken, wenn sich Arbeitnehmer von zu Hause ins Firmennetzwerk einwählen“, sagt Stephan Haida, Gründer des Start-ups Home-Office-Total, das Heimarbeitsplätze durch Experten zertifiziert.
Auch die Unternehmen haben also ein Interesse an gut eingerichteten und sicher angeschlossenen Arbeitsplätzen. „Teilweise gehen Arbeitgeber etwas dreist an das Thema Homeoffice heran“, sagt Haida. Es werde zu viel vorausgesetzt, das die Arbeitnehmer selbst umsetzen müssen. Das sei zu Beginn der Pandemie noch akzeptiert worden, da die Menschen froh waren, überhaupt von zu Hause aus arbeiten zu können. „Mittlerweile kippt das aber etwas“, berichtet Haida aus seiner Beratungspraxis. Das Arbeiten von zu Hause in der Pandemie ist also eigentlich Telearbeit, läuft aber offiziell als mobiles Arbeiten, auch um Arbeitgeber zu entlasten. „Und das macht ja oft auch Sinn. Sonst wäre die finanzielle Belastung der Unternehmen noch höher“, so Haida.
Er und andere Experten gehen davon aus, dass das Thema Homeoffice auch nach Ende der Pandemie aktuell bleiben wird. Um es zur Zufriedenheit aller Parteien zu gestalten, müsse aus dem Provisorium aber bald ein professionelles Homeoffice werden.