Veranstalter setzt auf digitale Events
Das Unternehmen Satis & Fy sucht einen Weg aus dem Lockdown – und zwar mit einem Studio für gestreamte Firmenveranstaltungen in einem Hotel. Der erste Konzern hat es nun genutzt.
DÜSSELDORF Sichtbarer kann ein Notsignal in Düsseldorf kaum sein. Am Abend des 22. Juni 2020 erstrahlte der gesamte Rheinturm in der Farbe Rot. Es war ein Alarmsignal der Veranstalterszene in der „Night of Light“, um auf die Nöte der Branche aufmerksam zu machen. Mit beleuchtet hatte das Wahrzeichen damals das Düsseldorfer Team der Satis & Fy AG, das aus der früheren Lightcompany aus Neuss hervorgegangen ist. Geholfen hat die Aktion nicht wirklich, es sollte für einige Mitarbeiter der vorerst letzte Arbeitseinsatz bleiben – und der war auch noch unentgeltlich, wie der Managing Director des Teams, Leif-Erik Wilhelm, am Telefon erzählt.
Die Pandemie hielt das Geschäftsmodell weiter im Würgegriff. Große Veranstaltungen mit viel Publikum an einem Ort waren einfach nicht mehr möglich. „Viele von uns waren zum Nichtstun verdammt“, sagt Wilhelm. Bis jetzt zumindest, denn mitten im Lockdown setzt sein Unternehmen eine neue Idee um. Mit digitalen Live-Events im Hotel Crowne Plaza Düsseldorf/Neuss. Das Team hat sich selbst am Schopf gepackt und zumindest ein Stückchen aus dem Sumpf gezogen.
Denn selbst im Sommer gab es kaum Aufträge. Es mussten sogar Kollegen abgestellt werden, um das technische Equipment im Lager zu warten, damit es nicht kaputtgeht. Immerhin konnten einige Kollegen aus Düsseldorf beim Auftritt des langjährigen Kunden Nike im neuen Flagshipstore an der ChampsÉlysées in Paris mitwirken.
Doch mit dem erneuten Lockdown wurden die Hoffnungen auf mehr Aufträge wieder zerstört, wie Wilhelm sagt. Was blieb, war die ein oder andere kleinere, digitale Veranstaltung wie die Ansprache eines neuen Chefs an seine Mitarbeiter aus dessen Wohnzimmer. Doch hier ist der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag laut Wilhelm relativ hoch, da für die kurze Rede ja komplett auf- und wieder abgebaut werden musste.
So entstand die Idee, einen Ort zu finden, an dem solche Events in einer Art festem Studio möglich werden, was an einigen Standorten von Satis & Fy auch schon umgesetzt wurde. In Düsseldorf fehlten aber Räumlichkeiten. Das seit 2018 an der Reisholzer Werftstraße in den Rheinhöfen sitzende Team bekommt gerade erst grünes Licht für den Umbau zweier Hallen auf dem Areal, wie Wilhelm sagt. In „The Frame“soll ab Herbst Platz für Firmenveranstaltungen sein, aber noch ist man nicht fertig. So boten sich die zurzeit meist nahezu leerstehenden Hotels als Partner an, mit dem Crowne Plaza wurde schließlich einer gefunden.
Ein großer Saal ist technisch aufgerüstet worden: mit 120 Scheinwerfern, 200 Quadratmeter Bühne, Kulisse, LED-Wand, mehr als zehn Zuspielrechner für die unterschiedlichen Präsentationen, drei Kamerazüge, zwei Kameraprompter.
Das erste Event mit einem großen Versicherungskonzern ist vor wenigen Tagen über die Bühne gegangen. Einige Personen der Führungsetage waren mit dem Produktionsteam vor Ort, mehrere Hundert Teilnehmer folgten per Stream und wurden vereinzelt zugeschaltet. Auch fünf Nebenräume werden genutzt, zum Beispiel für Catering, Maske oder Arbeitsplätze. Wilhelm lobt das schon zuvor bestehende, ausgeklügelte Hygienekonzept mit einem Einbahnstraßensystem im Hotel und sehr guter Lüftung.
„Wir sind super happy, dass wir wieder etwas zu tun haben, und dass auch unsere Freelancer und Soloselbstständigen wieder eingebunden werden können. Die hat es besonders getroffen“, berichtet Wilhelm. Und es gibt wieder eine Perspektive für die Angestellten, die zuletzt mit der Absage der Messe Boot und mit ihr verbundener Aufträge eine weitere schlechte Nachricht verkraften mussten.
Auch Jürgen Linder, General Manager des Crowne Plaza an der Rheinallee 1 in Neuss, ist froh über die Kooperation. „Hier haben zwei Betroffene aus der Not eine Tugend gemacht.“Jedes Geschäft sei besser als gar keins, auch wenn das natürlich kein Vergleich zum sonstigen Umsatz mit Gästen und Veranstaltungen
sei. Weitere Anfragen gebe es schon, und Linder hoffe als nächsten Schritt auf Hybridevents mit ein wenig Publikum vor Ort, wenn sie wieder möglich werden.
Zurzeit würden die Räume günstiger angeboten, Satis & Fy treffen dann eine individuelle Vereinbarung, da im Studio Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Größe möglich seien. Als weiteren möglichen Partner bei entsprechender Nachfrage hat der Veranstalter auch schon das Stahlwerk gefunden.
Leif-Erik Wilhelm hat den Eindruck, dass sich allmählich mehr und mehr Unternehmen trauten, zumindest digital Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Allerdings bleibe eine große Unsicherheit aufgrund sich häufig ändernder Corona-Schutzregeln und der Gefahr kurzfristiger Absagen.