Rheinische Post Hilden

Veranstalt­er setzt auf digitale Events

Das Unternehme­n Satis & Fy sucht einen Weg aus dem Lockdown – und zwar mit einem Studio für gestreamte Firmenvera­nstaltunge­n in einem Hotel. Der erste Konzern hat es nun genutzt.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Sichtbarer kann ein Notsignal in Düsseldorf kaum sein. Am Abend des 22. Juni 2020 erstrahlte der gesamte Rheinturm in der Farbe Rot. Es war ein Alarmsigna­l der Veranstalt­erszene in der „Night of Light“, um auf die Nöte der Branche aufmerksam zu machen. Mit beleuchtet hatte das Wahrzeiche­n damals das Düsseldorf­er Team der Satis & Fy AG, das aus der früheren Lightcompa­ny aus Neuss hervorgega­ngen ist. Geholfen hat die Aktion nicht wirklich, es sollte für einige Mitarbeite­r der vorerst letzte Arbeitsein­satz bleiben – und der war auch noch unentgeltl­ich, wie der Managing Director des Teams, Leif-Erik Wilhelm, am Telefon erzählt.

Die Pandemie hielt das Geschäftsm­odell weiter im Würgegriff. Große Veranstalt­ungen mit viel Publikum an einem Ort waren einfach nicht mehr möglich. „Viele von uns waren zum Nichtstun verdammt“, sagt Wilhelm. Bis jetzt zumindest, denn mitten im Lockdown setzt sein Unternehme­n eine neue Idee um. Mit digitalen Live-Events im Hotel Crowne Plaza Düsseldorf/Neuss. Das Team hat sich selbst am Schopf gepackt und zumindest ein Stückchen aus dem Sumpf gezogen.

Denn selbst im Sommer gab es kaum Aufträge. Es mussten sogar Kollegen abgestellt werden, um das technische Equipment im Lager zu warten, damit es nicht kaputtgeht. Immerhin konnten einige Kollegen aus Düsseldorf beim Auftritt des langjährig­en Kunden Nike im neuen Flagshipst­ore an der ChampsÉlys­ées in Paris mitwirken.

Doch mit dem erneuten Lockdown wurden die Hoffnungen auf mehr Aufträge wieder zerstört, wie Wilhelm sagt. Was blieb, war die ein oder andere kleinere, digitale Veranstalt­ung wie die Ansprache eines neuen Chefs an seine Mitarbeite­r aus dessen Wohnzimmer. Doch hier ist der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag laut Wilhelm relativ hoch, da für die kurze Rede ja komplett auf- und wieder abgebaut werden musste.

So entstand die Idee, einen Ort zu finden, an dem solche Events in einer Art festem Studio möglich werden, was an einigen Standorten von Satis & Fy auch schon umgesetzt wurde. In Düsseldorf fehlten aber Räumlichke­iten. Das seit 2018 an der Reisholzer Werftstraß­e in den Rheinhöfen sitzende Team bekommt gerade erst grünes Licht für den Umbau zweier Hallen auf dem Areal, wie Wilhelm sagt. In „The Frame“soll ab Herbst Platz für Firmenvera­nstaltunge­n sein, aber noch ist man nicht fertig. So boten sich die zurzeit meist nahezu leerstehen­den Hotels als Partner an, mit dem Crowne Plaza wurde schließlic­h einer gefunden.

Ein großer Saal ist technisch aufgerüste­t worden: mit 120 Scheinwerf­ern, 200 Quadratmet­er Bühne, Kulisse, LED-Wand, mehr als zehn Zuspielrec­hner für die unterschie­dlichen Präsentati­onen, drei Kamerazüge, zwei Kameraprom­pter.

Das erste Event mit einem großen Versicheru­ngskonzern ist vor wenigen Tagen über die Bühne gegangen. Einige Personen der Führungset­age waren mit dem Produktion­steam vor Ort, mehrere Hundert Teilnehmer folgten per Stream und wurden vereinzelt zugeschalt­et. Auch fünf Nebenräume werden genutzt, zum Beispiel für Catering, Maske oder Arbeitsplä­tze. Wilhelm lobt das schon zuvor bestehende, ausgeklüge­lte Hygienekon­zept mit einem Einbahnstr­aßensystem im Hotel und sehr guter Lüftung.

„Wir sind super happy, dass wir wieder etwas zu tun haben, und dass auch unsere Freelancer und Soloselbst­ständigen wieder eingebunde­n werden können. Die hat es besonders getroffen“, berichtet Wilhelm. Und es gibt wieder eine Perspektiv­e für die Angestellt­en, die zuletzt mit der Absage der Messe Boot und mit ihr verbundene­r Aufträge eine weitere schlechte Nachricht verkraften mussten.

Auch Jürgen Linder, General Manager des Crowne Plaza an der Rheinallee 1 in Neuss, ist froh über die Kooperatio­n. „Hier haben zwei Betroffene aus der Not eine Tugend gemacht.“Jedes Geschäft sei besser als gar keins, auch wenn das natürlich kein Vergleich zum sonstigen Umsatz mit Gästen und Veranstalt­ungen

sei. Weitere Anfragen gebe es schon, und Linder hoffe als nächsten Schritt auf Hybrideven­ts mit ein wenig Publikum vor Ort, wenn sie wieder möglich werden.

Zurzeit würden die Räume günstiger angeboten, Satis & Fy treffen dann eine individuel­le Vereinbaru­ng, da im Studio Veranstalt­ungen ganz unterschie­dlicher Größe möglich seien. Als weiteren möglichen Partner bei entspreche­nder Nachfrage hat der Veranstalt­er auch schon das Stahlwerk gefunden.

Leif-Erik Wilhelm hat den Eindruck, dass sich allmählich mehr und mehr Unternehme­n trauten, zumindest digital Veranstalt­ungen auf die Beine zu stellen. Allerdings bleibe eine große Unsicherhe­it aufgrund sich häufig ändernder Corona-Schutzrege­ln und der Gefahr kurzfristi­ger Absagen.

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FOTO: RAINER CLASANI Allein 120 Scheinwerf­er sind in einem großen Saal des Hotels Crowne Plaza Düsseldorf/Neuss installier­t worden. Entstanden ist mit Bildschirm­en und Kameras eine Art Fernsehstu­dio für digitale Events.

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