Rheinische Post Hilden

Fast jeden Tag ein Knöllchen

Eine Mitarbeite­rin des Marienhosp­itals beklagt, dass am Krankenhau­s noch mehr OSD-Kräfte im Einsatz seien als vor dem Lockdown. Weil viele im Homeoffice sind, sei der Parkdruck hoch, die Stadt nutze das aus. Die weist das zurück.

- VON MARC INGEL

PEMPELFORT Mitarbeite­r in Krankenhäu­sern stehen in diesen Tagen ja ziemlich hoch im Kurs, sogar geklatscht wird öffentlich für sie. Katrin Krause (Name geändert) arbeitet im Marienhosp­ital, und ihr würde es schon vollkommen ausreichen, wenn sie nicht fast jeden Tag ein Knöllchen hinter der Windschutz­scheibe ihres Autos vorfinden würde. Die Bußgelder schwanken dabei zwischen 5 und 25 Euro. Ihr Eindruck: „Seit Beginn des zweiten Lockdowns ist deutlich mehr Personal auf den Straßen unterwegs, um Falschpark­er aufzuschre­iben, manchmal sogar zweimal am Tag.“

Ihren richtigen Namen will sie lieber nicht nennen, um keinen Ärger zu bekommen, obwohl die Mitarbeite­rin des Medizinisc­h-Technische­n Dienstes weiß, dass es vielen Kollegen nicht anders als ihr ergeht. Im Sommer fährt sie gerne mit dem Rad zur Arbeit; jetzt würde sie auch auf Bus und Bahn umsteigen. Aber Katrin Krause ist gesundheit­lich nicht auf der Höhe, hat ein erhöhtes Ansteckung­srisiko, daher, und auch weil sie eben mit nicht minder gefährdete­n Patienten in täglichem Kontakt steht, weicht sie auf das Auto aus. „Wenn alle mit dem Bus fahren würden, wäre das ja auch kontraprod­uktiv“, fügt sie hinzu. Viele Kollegen seien zudem wegen der Kindervers­orgung auf das Auto angewiesen.

Die Straßen rund um das Marienhosp­ital zählen aber zu einem Anwohnerpa­rkgebiet, und seitdem viele im Homeoffice sind, ist der Parkdruck noch höher geworden. Der Krankenhau­s-Parkplatz bietet jedenfalls nicht ausreichen­d Stellplätz­e. Im ersten Lockdown wurden die Kontrollen durch das Ordnungsam­t kurzzeitig ausgesetzt, „aber Herr

G E R M Ü R

Keller hat ja angekündig­t, gerade beim OSD scharf durchzugre­ifen“, so Krause. Ihr Arbeitgebe­r bietet zwar günstige Stellplätz­e in einem nahe gelegenen Parkhaus an, „aber das ist eher für die, die ganz weit weg wohnen, und die Warteliste ist ohnehin lang.“

Katrin Krause hat mal bei der Stadt nachgefrag­t, ob es nicht möglich wäre, einen Anwohnerpa­rkausweis zu bekommen, „nur temporär, für die Zeit des Lockdowns. Aber das hat das Amt rigoros abgeblockt. Dabei stehen hier viele Autos mit Nummernsch­ildern aus Viersen, Mettmann oder Krefeld“, wundert sie sich. Krause kann das Vorgehen der Stadt jedenfalls nicht nachvollzi­ehen: „Wir alle setzen hier jeden Tag ja auch unsere Gesundheit aufs Spiel, obwohl die meisten bekannterm­aßen nicht so viel verdienen.

Und die Stadt nutzt diese Situation gnadenlos aus.“

Dass aktuell mehr OSD-Personal für die Parkraumüb­erwachung eingesetzt werde, weist die Stadt zurück. „Generell werden die Einsatzsch­werpunkte regelmäßig an veränderte Lagebilder angepasst – im Bedarfsfal­l auch täglich. Der Bereich am Marienhosp­ital ist hinsichtli­ch des hohen Parkdrucks bekannt und wird daher kontinuier­lich überwacht“, so ein Sprecher. Generell sei mit Blick auf das Marienhosp­ital zu berücksich­tigen, dass es dort eine sehr gute ÖPNV-Anbindung gibt. Für viele Menschen könne die Nutzung von Bus und Bahn daher eine mögliche Alternativ­e sein, sagt der Stadtsprec­her, der jedoch ausdrückli­ch einschränk­t, dass dies sicher nicht für das Krankenhau­spersonal im Schichtdie­nst gelte.

Bezüglich eines Anwohnerpa­rkausweise­s heißt es: Die erfolgreic­he Antragstel­lung setze voraus, dass der Antragstel­ler auch in dem Bewohnerpa­rkgebiet behördlich gemeldet ist. Und: Da die Fahrzeuge nach einem Umzug nicht mehr umgemeldet werden müssten, steige der Anteil der Bürger mit auswärtige­n Kennzeiche­n zunehmend – auch durch den wachsenden Anteil von Firmenfahr­zeugen oder durch Mietwagen. Generell sei zu dem angesproch­enen Fall zu sagen, „dass der Arbeitgebe­r für die Mitarbeite­rin der erste Ansprechpa­rtner bleibt“, betont der Sprecher. Was er ungeachtet dessen einräumt: „Allgemein ist der Parkdruck durch das Homeoffice weiter angestiege­n – was auch die Bewohner mit eigenem Auto vor wachsende Herausford­erungen stellt.“

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RP-FOTO: MARC INGEL Wer rund um das Marienhosp­ital einen Parkplatz finden will, muss schon Glück haben – und dann dafür auch zahlen.

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