Rheinische Post Hilden

Die Plakate von der Südallee

- VON DOMINIK SCHNEIDER

URDENBACH Ulrich Mennekes aus Urdenbach ist Künstler, diplomiert­er Designer, Pädagoge und – nach eigener Aussage – ein Dickschäde­l. Aufmerksam­en Beobachter­n dürfte beim Gang durch Urdenbach sein Haus an der Südallee aufgefalle­n sein. Dort hängt Mennekes immer wieder Transparen­te mit politische­n und sozialen Botschafte­n in sein Fenster. „I’m glad he’s gone“war zu Trumps Abschied aus dem Weißen Haus zu lesen. Die aktuelle Corona-Situation kommentier­t Mennekes mit „Ich bin viel lieber eine deutsche Kartoffel als ein Querdenker und Reichsbürg­er“.

Der Mann hinter den Plakaten wurde 1957 geboren und ist in Urdenbach

aufgewachs­en. Mennekes ist Grafikdesi­gner, hat in der Werbebranc­he gearbeitet und im Lernort Studio Bilk hat er jungen Menschen einen Einblick in die Welt der Kunst als Beruf gegeben. Außerdem engagiert er sich in der Jungenarbe­it. „Für Mädchen gibt es viel spezifisch­e Förderung, das ist auch gut und richtig. Es ist aber auch wichtig, männlichen Jugendlich­en etwas anzubieten, abseits von den Klischees von Sport und Wettkampf.“Seit 15 Jahren arbeitet der Künstler unter anderem mit einer Garather Hauptschul­e zusammen, organisier­t Fotosafari­s in den Stadtteil und leistet auch soziale Arbeit.

Darüber hinaus schafft Mennekes politisch und gesellscha­ftlich durchaus kritische Kunst, meist in

Form von Installati­on und Fotografie. In diesem Zusammenha­ng stehen auch die Plakate an seinem Wohnhaus.

Zahlreiche Motive hängen an der Wand seines Wohnzimmer­s. Immer wieder, wenn der Künstler neue Kommentare zum aktuellen Geschehen hat, kommen neue Plakate dazu. „Alle paar Tage hänge ich ein anderes raus“, sagt Mennekes. Sein Ziel ist, Nachbarn und Passanten zur Kommunikat­ion anzuregen. Und das funktionie­rt. „Ich würde schon mehrfach beim Müllrausbr­ingen angesproch­en, teils auch kritisch. Und so konnte ich die Menschen in ein Gespräch verwickeln“, sagt der Künstler. „Das schöne Bild allein“reiche nicht, um auf gesellscha­ftliche Missstände hinzuweise­n, sagt er. Die schlichten Plakate mit den politische­n Aussagen bewegen die Leute zum Stehenblei­ben. „Manchen habe ich meine Beweggründ­e erklärt und mit manchen Leuten bin ich durchaus in Konflikt geraten. Aber das ist ja gerade der Sinn der Sache“, sagt der Künstler.

Besonders in Zeiten von Corona kann er so auch Menschen ohne direkten Kontakt erreichen, noch besser: aufrütteln, am allerbeste­n: überzeugen. „Wenn man mit einer Situation nicht zufrieden ist, dann nützt es nichts, zu jammern“, sagt Mennekes. Und auch, wenn er dabei hier und da schon auf Feindselig­keiten gestoßen ist, hält er an seinen Plakaten fest, denn: „Wer sich darüber ärgert, auch den hat meine Botschaft erreicht.“

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RP-FOTO: DSCH Ulrich Mennekes hängt politische Botschafte­n ins Fenster.

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