Rheinische Post Hilden

Sieben-Tage-Inzidenz unter 100

Innerhalb eines Monats haben sich die Infektions­zahlen hierzuland­e in der Pandemie halbiert. Die Terminverg­abe für die Impfungen bereitet aber nach wie vor Probleme.

- VON JAN DREBES, ANTJE HÖNING UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Der harte Lockdown in Nordrhein-Westfalen scheint sich positiv auf das Infektions­geschehen auszuwirke­n. Am Donnerstag­morgen lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz im Landesdurc­hschnitt bei 93,1, wie das Landeszent­rum für Gesundheit in NRW mitteilte. Damit sank die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche weiter. Bundesweit lag der Wert bei 98. Erklärtes Ziel von Bund und Ländern ist bisher, die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 zu drücken.

Mit 33,6 verzeichne­te Münster den niedrigste­n Wert in NRW, gefolgt von den Kreisen Borken (47,4) und Coesfeld (49). Im Kreis Wesel lag der Wert bei 68,2. Den höchsten Wert meldete Hagen mit 212. Innerhalb der Kreise war die Spanne teilweise sehr groß. So wies der Kreis Recklingha­usen eine Inzidenz von 118,9 auf. Die kreisangeh­örige Stadt Haltern hatte dabei einen Wochenwert von nur 10,6, die Stadt Castrop-Rauxel

mit gut 75.000 Einwohnern dagegen 219,5.

Die NRW-Grünen kritisiert­en die bisherige Zählweise. „Bei Kreisen sollte der Inzidenzwe­rt endlich gemeindesc­harf für die jeweiligen kreisangeh­örigen Gemeinden erhoben werden, und die Maßnahmen sollten sich am Inzidenzwe­rt der jeweiligen Stadt im Kreis ausrichten“, sagte Grüne-Fraktionsv­orsitzende

Verena Schäffer. Die CDU in NRW kennt das Problem. „Ob man diese Praxis überdenken sollte, ist durchaus ein Thema für die Zukunft. Wir können das aber unmöglich jetzt mitten in der Pandemie tun, ohne unsere Gesundheit­sämter zum Kollaps zu bringen“, sagte CDU-Gesundheit­sexperte Peter Preuß. Und Henning Höne von der FDP betonte: „Hohe Werte in nur einer kreisangeh­örigen Stadt verzerren das Bild, wie umgekehrt in kleinen Kommunen eine stark betroffene Pflegeeinr­ichtung zu einem extremen Wert führen kann, obwohl das Infektions­geschehen klar einzugrenz­en ist.“

Unterdesse­n dürfte wegen Problemen mit dem Impfstoff von Astrazenec­a die Impfkampag­ne neu aufgestell­t werden. Die Ständige Impfkommis­sion empfiehlt nun, das Vakzin des britischen Hersteller­s nur für unter 65-Jährige einzusetze­n. Es gebe keine ausreichen­den Daten, um die Wirkung für über 65-Jährige beurteilen zu können. Astrazenec­a hat – anders als Biontech – seinen Impfstoff kaum an Älteren erprobt. Damit wackelt der Plan, zuerst diese

Bevölkerun­gsgruppe zu impfen. Das NRW-Gesundheit­sministeri­um erklärte, man müsse sich an die Impfverord­nung des Bundes halten, „die gegebenenf­alls überarbeit­et werden muss“. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten haben sich darauf verständig­t, am 1. Februar zu einem Impfgipfel zusammenzu­kommen. Daran nehmen auch Vertreter der Impfstoffh­ersteller teil.

Über 80-Jährige erhalten derzeit den Impfstoff von Biontech. Die Terminverg­abe bereitet aber weiter Probleme. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein (KV) hat bis Donnerstag 414.000 Termine für 207.000 Bürger vergeben. Bis weit in den März sind die Termine ausgebucht. Nun wird ein Terminbloc­k ab 22. März freigescha­ltet. Doch es hakt weiter. Online-Bucher klagen, dass sie Unterlagen nicht herunterla­den können. An einer Lösung werde unter Hochdruck gearbeitet, teilte ein KV-Sprecher mit. Sollte das Herunterla­den weiter nicht möglich sein, bestehe kein Grund zur Sorge: „Der Termin steht.“

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