Endlich wieder ein Blick Richtung Zukunft
Joe Biden macht nicht nur Nägel mit Köpfen, er lässt auch keine Zeit verstreichen. Es ist beeindruckend, das Tempo, mit dem dieser Veteran der Politik sein Wiederaufbauwerk in Angriff nimmt. Wobei es sich eben um nichts anderes als um einen Wiederaufbau handelt. Donald Trump war ja geradezu besessen von der Idee, alles zu zertrümmern, was sein Vorgänger hochgezogen hatte. Biden knüpft dort an, wo Barack Obama aufgehört hat. Allerdings tut er das mit einer Konsequenz, die manche, die von diesem klassischen Vertreter der politischen Mitte eher ein vorsichtiges Ausloten des Terrains erwartet hatten, denn doch überrascht. Die Wende in der Klimapolitik kann als Paradebeispiel dafür gelten. Nicht nur, dass Biden auf E-Autos, Windkraft und Solarenergie setzt und die Vergabe von Ölbohrgenehmigungen auf Staatsland auf Eis legt. Ebenso wichtig ist, welchen Stellenwert er der Klimapolitik einräumt. Jede strategische Entscheidung seines Kabinetts soll künftig darauf abgeklopft werden, wie sie sich auf die Umwelt auswirkt. John Kerry, der Sonderbeauftragte für den Klimaschutz, sitzt mit am Tisch des Sicherheitsrats des Weißen Hauses. Avril Haines, die neue Koordinatorin der Geheimdienste, wird in einer Analyse unter die Lupe nehmen, was die Erderwärmung für die nationale Sicherheit der USA bedeutet. Der Kampf gegen den Klimawandel hat höchste Priorität.
Natürlich heißt das nicht, dass Amerika über Nacht vom Problem- zum Musterschüler wird. Dafür ist das Land zu groß, die Realität zu vielschichtig, sind die regionalen Interessen zu verschieden. So wie Kalifornien, einer der Vorreiter der Umweltdebatte, in vier Jahren Trump eigene Wege ging, dürfte ein Ölstaat wie Texas nunmehr Biden auszubremsen versuchen. Egal, in der Regierungszentrale geht der Blick endlich wieder in Richtung Zukunft.
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