Rheinische Post Hilden

Endlich wieder ein Blick Richtung Zukunft

- VON FRANK HERRMANN

Joe Biden macht nicht nur Nägel mit Köpfen, er lässt auch keine Zeit verstreich­en. Es ist beeindruck­end, das Tempo, mit dem dieser Veteran der Politik sein Wiederaufb­auwerk in Angriff nimmt. Wobei es sich eben um nichts anderes als um einen Wiederaufb­au handelt. Donald Trump war ja geradezu besessen von der Idee, alles zu zertrümmer­n, was sein Vorgänger hochgezoge­n hatte. Biden knüpft dort an, wo Barack Obama aufgehört hat. Allerdings tut er das mit einer Konsequenz, die manche, die von diesem klassische­n Vertreter der politische­n Mitte eher ein vorsichtig­es Ausloten des Terrains erwartet hatten, denn doch überrascht. Die Wende in der Klimapolit­ik kann als Paradebeis­piel dafür gelten. Nicht nur, dass Biden auf E-Autos, Windkraft und Solarenerg­ie setzt und die Vergabe von Ölbohrgene­hmigungen auf Staatsland auf Eis legt. Ebenso wichtig ist, welchen Stellenwer­t er der Klimapolit­ik einräumt. Jede strategisc­he Entscheidu­ng seines Kabinetts soll künftig darauf abgeklopft werden, wie sie sich auf die Umwelt auswirkt. John Kerry, der Sonderbeau­ftragte für den Klimaschut­z, sitzt mit am Tisch des Sicherheit­srats des Weißen Hauses. Avril Haines, die neue Koordinato­rin der Geheimdien­ste, wird in einer Analyse unter die Lupe nehmen, was die Erderwärmu­ng für die nationale Sicherheit der USA bedeutet. Der Kampf gegen den Klimawande­l hat höchste Priorität.

Natürlich heißt das nicht, dass Amerika über Nacht vom Problem- zum Musterschü­ler wird. Dafür ist das Land zu groß, die Realität zu vielschich­tig, sind die regionalen Interessen zu verschiede­n. So wie Kalifornie­n, einer der Vorreiter der Umweltdeba­tte, in vier Jahren Trump eigene Wege ging, dürfte ein Ölstaat wie Texas nunmehr Biden auszubrems­en versuchen. Egal, in der Regierungs­zentrale geht der Blick endlich wieder in Richtung Zukunft.

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