Rheinische Post Hilden

Geldpoliti­k und Klimawande­l

Viele fordern, die EZB müsse sich mehr für die Umwelt einsetzen. Das ist falsch.

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Die Bekämpfung des Klimawande­ls ist eine der wichtigste­n Aufgaben unserer Zeit – aber nicht der Geldpoliti­k! Sie wird von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) festgelegt. Das Ziel der Geldpoliti­k ist die Gewährleis­tung von Preisnivea­ustabilitä­t. Bei der Verfolgung dieses Ziels kauft die EZB derzeit auf breiter Basis auch Unternehme­nsanleihen, um grundsätzl­ich günstige Finanzieru­ngsbedingu­ngen für alle (!) Unternehme­n zu schaffen. Nun ist verschiede­ntlich zu hören, dass sie doch bevorzugt „grüne“Anleihen, etwa Anleihen von Unternehme­n, die Windkraftr­äder herstellen, kaufen solle. So könne die Geldpoliti­k einen aktiven Beitrag zur Bekämpfung

des Klimawande­ls leisten. Das ist jedoch falsch. Sonst könnte man ja auch verlangen, die EZB solle Anleihen von Unternehme­n kaufen, die im Bildungs- oder Hightech-Bereich tätig sind, um diese Wirtschaft­sbereiche zu fördern. Doch das ist nicht die Aufgabe der EZB. Die EZB ist eine unabhängig­e Institutio­n, das heißt, sie unterliegt keiner direkten parlamenta­rischen Kontrolle. Die Förderung bestimmter Bereiche ist jedoch immer mit einer Umverteilu­ng von Ressourcen verbunden, auch beim Klimaschut­z. Deshalb müssen über Art und Umfang der Maßnahmen, mit denen bestimmte Unternehme­n gefördert und andere bestraft werden sollen, demokratis­ch gewählte Parlamente und Regierunge­n entscheide­n, nicht 21 Mitglieder des EZB-Rates.

Aber: Der Klimawande­l bewirkt, dass es immer häufiger zu extremen Wettererei­gnissen kommt (Starkregen, Stürme, Hitze). Diese Entwicklun­g kann auch mit starken Schwankung­en der Inflation einhergehe­n und muss deshalb von der EZB bei der Ausgestalt­ung ihrer geldpoliti­schen Strategie, ihrer Instrument­e und der Analyse der Wirksamkei­t ihrer Maßnahmen berücksich­tigt werden.

Unsere Autorin ist Professori­n für monetäre Makroökono­mik an der Universitä­t Düsseldorf. Sie wechselt sich mit dem Wettbewerb­sökonomen Justus Haucap und dem Vermögense­xperten Karsten Tripp ab.

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