Schulen öffnen ab Montag für benachteiligte Schüler
DÜSSELDORF Die schwarz-gelbe Landesregierung öffnet die Schulen von Montag an für Kinder, die zu Hause kein geeignetes Lernumfeld vorfinden. Schüler aller Klassen, die dem Unterricht ohne Begleitung nicht zielgerichtet folgen könnten, hätten zur Wahrung der Chancengerechtigkeit die Möglichkeit, in der Schule am Distanzunterricht teilzunehmen, hieß es in einer E-Mail an die Schulen.
Die Schulleiter kämen auf die jeweiligen Schüler und deren Eltern zu, eine Teilnahme sei freiwillig. Die Initiative kann bei den älteren Schülern aber nicht von den Eltern ausgehen – anders als bei der Betreuung für die Klassen eins bis sechs und den Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die neue Regelung gilt zunächst bis zum 12. Februar. Die Notbetreuung bis zur Jahrgangsstufe sechs besteht unverändert fort.
Zugleich sollen bis Mitte Februar keine Klausuren oder Klassenarbeiten geschrieben werden. Sollten Vorabi-Klausuren anstehen, könnten diese aber im Einvernehmen mit allen Beteiligten stattfinden. Das Ministerium verfügte überdies ein Betretungsverbot
für die Schulgebäude. Ausgenommen sind hiervon etwa die Notbetreuung, Konferenzen, das Sekretariat, Reinigungspersonal und Schulanmeldungen.
Die Opposition warf der nordrhein-westfälischen Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Landtag vor, keine Konzepte für die Zeit ab dem 15. Februar zu haben. „Nichtstun ist Machtmissbrauch“, zitierte SPD-Fraktionsvize Jochen Ott ein FDP-Plakat aus dem Landtagswahlkampf. Es gebe keine systematische
Yvonne Gebauer NRW-Schulministerin Vorbereitung auf die Zeit ab dem 15. Februar. Sollten Wechselmodelle zum Einsatz kommen, müsse die Ministerin diese jetzt vorbereiten. Die SPD-Fraktion schlug in einem Eilantrag vor, Sim-Karten an Schüler zu verteilen, die sonst nicht ins Netz kämen.
Die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sigrid Beer, betonte, dass sie die Entscheidung zum Distanzunterricht unterstütze. Es müsse aber alles dafür getan werden, dass Bildungsgerechtigkeit nicht nur ein hohles Wort bleibe. Beer schlug Nachhilfe-Lernprogramme für sozial Benachteiligte in den Ferien vor. Auch müsse die Schulministerin ermöglichen, dass nicht nur ganze Schuljahre freiwillig wiederholt werden können, sondern auch halbe. „Wer die Prüfungen später ablegen will, soll die Zeit dafür bekommen“, sagte Beer. Die Grünen-Politikerin geriet heftig mit Ministerin Gebauer aneinander: „Sind Sie schulpolitisch eine Lame Duck?“, fragte Beer. Wenn es um Schulen und Kitas gehe, scheine Familienminister Joachim Stamp (FDP) das Sagen zu haben. Gebauer konterte die Vorwürfe und verwies auf ihre Bilanz als Schulministerin: angefangen von der Umstellung von G 8 auf G 9 bis zur Lernplattform Logineo. Dagegen seien die „sieben dunklen Jahre rot-grüner Schulpolitik“unvergessen. Gleichzeitig bekräftigte Gebauer: „Wir planen jetzt mit Wechselmodellen.“
„Wir planen mit Wechselmodellen“