Rheinische Post Hilden

Anwaltspos­t, die Lego bereuen könnte

Im Streit mit dem Baustein-Influencer „Held der Steine“riskiert der Konzern seinen Ruf – und die eigene Marke Lego.

- VON TOBIAS JOCHHEIM

FRANKFURT

Tempo (Papiertasc­hentücher), Pampers ( Windeln) und Tesafilm (Klebeband). Ein Youtube-Nutzer skizziert zugespitzt, wie ein solches Gerichtsve­rfahren ablaufen könnte: „Thomas Panke zeigt dem Richter einen Klemmbaust­ein. ‚Herr Richter, was ist das?’ Richter: ‚Ein Legostein?’ Prozess beendet.“

Ganz so einfach wäre es natürlich nicht. „Bis eine Marke zum Gattungsbe­griff wird, muss sehr, sehr viel passieren“, räumt Solmecke ein. Dennoch gehe der Spielzeugr­iese mit seinem Vorstoß ein „großes Risiko“ein – und erreiche womöglich das exakte Gegenteil des Gewünschte­n. „Wenn ich hier angegriffe­n würde und es kommt zu einem Rechtsstre­it, würde ich auf alle Fälle gleichzeit­ig die Löschung der Marke beantragen“, betont Solmecke. Das könne man „locker-flockig tun“, etwas Mut und Geld vorausgese­tzt.

Zu Spendensam­mlungen für einen solchen Rechtsstre­it rufen die ersten Fans vom „Held der Steine“bereits auf. Vor allem aber fluten sie viele Foren im Netz mit Zuspruch und die digitalen Kanäle von Lego mit massiver Kritik. Vielerorts ist die Rede von einem geradezu imposanten Negativbei­spiel für zeitgemäße Öffentlich­keitsarbei­t.

Schon nach der ersten Abmahnung des „Helden der Steine“hatte das Juristen-Fachmedium „Legal Tribune“gefragt, ob ein juristisch­er Erfolg gegen einen Influencer „tatsächlic­h das erhebliche Risiko wert ist, das das Unternehme­n dadurch eingeht“. Die Antwort: im Zweifelsfa­ll lieber nicht.

Doch Lego macht trotz einer damals nachgescho­benen Entschuldi­gung denselben Fehler erneut. Und der streitbare Panke nutzt die Vorlage mit Vergnügen, um einmal mehr massive, aber im Detail fundierte Kritik an Preisgesta­ltung und Qualitätsp­roblemen seiner alten Liebe Lego zu üben: „Die haben Probleme, und zwar große.“Er betont seine Unabhängig­keit von Lego wie auch den konkurrier­enden Hersteller­n Bluebrixx, Cada und Cobi. „Wer die Steine herstellt, ist mir völlig egal. Hauptsache, das Produkt ist gut und es kostet ’nen gescheiten Preis.“Die angemahnte­n fünf Videos hat er inzwischen gelöscht. Aber dass er die Idee von Anwalt Solmecke registrier­t hat, hat Panke flott signalisie­rt: „Danke für die vielen Informatio­nen!“, schreibt er unter das Video des Anwalts, und: „Ich lerne tapfer hinzu.“In seinem eigenen Beitrag erklärt er: „Dass alle sie benutzen, scheint nicht die Definition für Gattungsbe­griffe zu sein – es muss erst vor Gericht geklärt werden...“

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FOTO: SCREENSHOT YOUTUBE/HELD DER STEINE Thomas Panke (40) alias „Held der Steine“mit Modellen von Lego (hinten; 1700 Teile) und Cada (vorn; 3200 Teile und voll ferngesteu­ert).

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