Bei Douglas fallen 600 Stellen weg
Die Parfümerie-Kette will 60 ihrer 430 deutschen Filialen schließen. Das Online-Geschäft soll es richten. Den Betroffenen hilft das nicht.
DÜSSELDORF Die Corona-Krise hat auch das stationäre Geschäft des Parfümeriekonzerns Douglas erschüttert. Trotz eines Umsatzanstiegs um 40 Prozent auf 822 Millionen Euro im Online-Handel sanken die Gesamterlöse des Unternehmens im Geschäftsjahr 2019/2020, das schon im September des vergangenen Jahres endete, um mehr als sechs Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das heißt im Umkehrschluss: In den Ladenlokalen der Parfümerie-Kette brach der Umsatz um mehr als 18 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro ein, was zu einem gewichtigen Teil auch auf die pandemiebedingten Zwangsschließungen im Frühjahr zurückzuführen ist.
Die Folgen dieses Rückgangs sind nun bekannt – mit weitreichenden Konsequenzen für einen Teil der Beschäftigten: 60 der etwa 430 Filialen in Deutschland, von denen mehr als 50 im Rheinland liegen, sollen nach Angaben des Unternehmens geschlossen werden. Das wäre fast jedes siebte Ladenlokal. Rund 600 Mitarbeiter werden demnach ihren Job verlieren. Damit streicht Douglas nahezu jeden achten Arbeitsplatz hierzulande. Die ausscheidenden Mitarbeiter sollen laut Douglas-Chefin Tina Müller mithilfe einer Transferagentur nach Möglichkeit einen neuen Job finden. „Wir gehen davon aus, dass wir mit der neuen Zahl an Filialen zukunftssicher aufgestellt sind“, sagte Konzernchefin Müller unserer Redaktion. Aber der Trend zum Online-Geschäft werde sich fortsetzen, so dass man das Filialnetz regelmäßig überprüfen müsse.
Im Gegensatz zu einer Transfergesellschaft, die im Fall der Fälle die Rolle des Arbeitgebers übernimmt, bleiben die vom Jobabbau betroffenen Mitarbeiter bei Douglas angestellt. Sie werden aber freigestellt, damit sie die Beratungsleistungen der Transferagentur in Anspruch nehmen können. Zudem will der Konzern, wie das in solchen Fällen üblich ist, einem Teil der Belegschaft Abfindungen anbieten, damit die Betroffenen das Unternehmen freiwillig verlassen. Diese Angebote seien besser als gegenwärtig in der Branche üblich, erklärte Douglas.
Der operative Gewinn (Ebitda) soll durch die Filialschließungen und weitere Maßnahmen ab dem Geschäftsjahr 2021/2022 um rund 120 Millionen Euro steigen. „Dem steht in den Geschäftsjahren 2020/21 und 2021/22 eine geschätzte einmalige Cash-Belastung von insgesamt netto 94 Millionen Euro gegenüber“, teilte Douglas mit. Auf der anderen Seite will Müller in sogenannte Flagship-Stores „in Toplagen“der Innenstädte investieren und setzt dabei auf international führende Marken. Diese Stores sind in der Regel 600 bis 1000 Quadratmeter groß. So einen bekommt auch die Landeshauptstadt: „Ende 2022, Anfang 2023 wird ein neuer Flagship-Store in Düsseldorf eröffnet“, kündigte Müller an. Dort werde es 20.000 bis 25.000 Produkte, eine verstärkte Beratung und Behandlung von Kunden (Maniküre, Pflege und Schönheitebehandlung) geben.
Der Umsatzrückgang bei Douglas ist im Vergleich zu anderen Unternehmen, die vom Lockdown in der Pandemie getroffen waren, noch moderat. Viel stärker als auf den Umsatz drückt Corona auf den Gewinn des Konzerns, weil die Belastung durch Fixkosten in der Zeit von Zwangsschließungen natürlich nicht komplett wegfällt. Das operative Ergebnis ist im abgelaufenen Geschäftsjahr, in das der erste Lockdown fiel, um ein Sechstel auf 292 Millionen Euro gefallen. Neben den Fixkosten drücken auch Investitionen in das Online-Geschäft auf den Konzerngewinn, die Douglas aber nicht konkret beziffert. „Wir investieren auf jeden Fall überproportional ins E-Commerce-Geschäft“, sagte Müller.
Der Kostendruck ist jedenfalls immens. In Südeuropa, wo die meisten Niederlassungen wegfallen sollen, fällt er sogar noch viel stärker ins Gewicht als hierzulande. Deshalb muss das Unternehmen sparen – auch mit Blick auf einen möglichen Börsengang im kommenden Jahr. Dann könnte der Finanzinvestor CVC Capital Partners, der 85 Prozent an Douglas hält, einen Teil dieses Pakets an den Aktienmarkt bringen.
Zuletzt war auch darüber spekuliert worden, ob CVC Kapital nachschießen oder einer Schuldenstreckung durch Douglas zustimmen würde. Den Konzern plagen insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro Verbindlichkeiten, die er in den beiden kommenden Jahren tilgen muss. „Wir starten in den nächsten Wochen die Refinanzierungsgespräche mit den Banken“, so Müller. Aktuell hat sich das Unternehmen eine zusätzliche Kreditlinie von 75 Millionen Euro gesichert. Müller dazu: „Das ist reine Vorsorge, falls sich der Lockdown noch einmal deutlich verlängert.“