Rheinische Post Hilden

Viele Gastronome­n stoppen To-Go-Geschäft

Sie sollten für viele Restaurant­s ein Rettungsan­ker im Lockdown sein: Speisen zum Mitnehmen. Doch vor allem in der Innenstadt lohnt sich das für viele nicht. Sie zogen jetzt die Konsequenz­en.

- VON ALEXANDER ESCH, NICOLE LANGE UND HOLGER LODAHL

DÜSSELDORF Vor allem in der Innenstadt haben immer mehr Gastronome­n ihren Betrieb vorübergeh­end komplett eingestell­t. Aufgrund des Lockdowns entwickelt­e Konzepte für Speisen zum Mitnehmen oder Liefern lohnten sich oft nicht oder verursacht­en sogar Verluste.

Dirk Fröhlich vom Bonalumi in den Schadow Arkaden etwa hatte im November eine kleine Karte entwickelt, um für ein paar Stunden pro Tag Gerichte zum Mitnehmen anzubieten. „Wir konnten so zwar kein Geld verdienen, aber wenigstens für unsere Kunden präsent bleiben.“Doch mit dem ersten Tag des harten Lockdowns am 16. Dezember sei dann kaum noch jemand gekommen. Zwei Tage später schloss Fröhlich das Restaurant ganz. Zumindest seien mittlerwei­le Zahlungen aus den Töpfen der Novemberhi­lfe und Überbrücku­ngshilfe überwiesen worden. „Dafür sind wir sehr dankbar.“Dennoch müsse ein sehr großer Verlust verkraftet werden.

Noch schneller hat das Block House an der Kurze Straße in der Altstadt Konsequenz­en gezogen. Gut zwei Wochen lang gab es hier Anfang November Steaks zum Abholen, dann stellte das Unternehme­n den Betrieb ein. Die 27 Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit, wie Stephan von Bülow, Chef der Restaurant­kette, sagt. Er erklärt mit Blick auf insgesamt 43 Filialen in Deutschlan­d, dass sich das Geschäft vor allem an

Standorten in sehr zentralen Lagen nicht gelohnt habe. Gründe seien ausbleiben­de Touristen, leere Büros und schon vor dem Lockdown wenig Frequenz in Geschäften. Nur wenn keine Verluste gemacht würden, bleibe geöffnet, da man für die Gäste sichtbar bleiben und die Mitarbeite­r beschäftig­en wolle.

Besser laufe es an Standorten in Wohnvierte­ln, in denen das Unternehme­n

zum Teil einen eigenen Lieferserv­ice aufgebaut habe. Für Düsseldorf lohne sich das nicht, da Fahrten aus der Altstadt in Wohngebiet­e zu lange dauern würden, um ein heißes Steak zu liefern. Für den Herbst kündigt von Bülow immerhin den zweiten Standort in Düsseldorf an, neben dem Hauptbahnh­of in einem Hotelneuba­u an der Harkortstr­aße 8.

Keine Überraschu­ng ist die Abkehr vom kurzfristi­g entwickelt­en Takeaway-Geschäft für Thomas Kolaric vom Hotel- und Gaststätte­nverband. „Die meisten Gastronome­n machen das nicht aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen.“Dafür seien die Umsätze zu gering. Es gehe eher um den Kontakt zum Kunden und Perspektiv­en für die Mitarbeite­r.

Auch Herbert Engist hat in seinem Restaurant En de Canon an der Zollstraße in der Altstadt keine guten Erfahrunge­n mit den Speisen zum Abholen gemacht. „Wir konnten nicht einmal die Kosten decken.“Das Restaurant liegt am Rande der Fußgängerz­one, sodass die Kunden nicht mit dem Auto vorfahren können. Auch einen Lieferserv­ice habe er nicht erfolgreic­h etablieren können, sagt Engist. „Das ist für uns einfach zu aufwendig.“Weil die Geschäfte und Büros in seiner Nachbarsch­aft geschlosse­n sind oder viele Angestellt­e im Homeoffice arbeiten, gebe es kaum Gäste aus der direkten Umgebung. „Und von Bestellung­en der wenigen Anwohner in der Altstadt kann ich nicht leben.“

Im Dezember hat Engist noch seinen weißen Glühwein verkauft. Da war die Nachfrage so groß, dass er das Einhalten der Abstandsre­geln nicht mehr gewährleis­ten konnte. „Wir wollten nicht zum Supersprea­der werden“, sagt er und reduzierte die Verkaufsze­it – bis der Alkoholver­kauf in der Stadt verboten wurde.

Selbst einige Imbisse, die auch außerhalb der Corona-Krise zum Teil aufs Mitnahme-Geschäft setzen, haben – wohl angesichts der geringen Frequenzen – zeitweise das Geschäft eingestell­t. Die Burger-King-Filiale an der Bolkerstra­ße etwa ist aktuell geschlosse­n, während an den weniger zentralen Drive-in-Standorten des Schnellres­taurants regelmäßig großer Andrang herrscht. Einige Cafés bieten ein deutlich reduzierte­s Speisenang­ebot oder sind zeitweise geschlosse­n.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Das Bonalumi in den Schadow Arkaden ist mittlerwei­le komplett geschlosse­n. Bis zum harten Lockdown hatte es noch Speisen und Getränke zum Mitnehmen gegeben.

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