E-Scooter gefährden Behinderte
Der neue Behindertenrat will in Düsseldorf mehr Barrierefreiheit.
DÜSSELDORF E-Scooter als gefährliche Stolperfallen, Haltestellen, die Menschen mit Handicap Angst machen, und ein Tiefhof am Heine-Platz, der auch für Rollstuhlfahrer erreichbar sein muss: Die Liste von Sabine Humpert-Kalb mit wichtigen Projekten ist lang. Die 52-Jährige ist neue Vorsitzende des Behindertenrats, der die Interessen der Düsseldorfer mit Handicap vertritt. Ein Novum. Denn bislang stand immer ein Ratsmitglied an der Spitze dieses Gremiums. „Wir fanden es gut, jemand aus der Mitte der Betroffenen zu nehmen. Jemanden, der weiß, wie es sich anfühlt, in unserer Stadt auf Barrieren zu stoßen“, sagt die Frau, die wegen einer fortschreitenden Erkrankung der Netzhaut nur noch über etwa zehn Prozent des üblichen Sehvermögens verfügt.
Ganz oben auf ihrer Agenda steht das Problem der achtlos abgestellten oder liegengelassenen E-Scooter. „Wer auf den Langstock angewiesen ist, ertastet die Roller oft nicht oder viel zu spät. Das Risiko, sich bei einem Sturz schwer zu verletzen, ist enorm“, sagt Humpert-Kalb. Für Diskussionen sorgt ein Vorfall in Bremen, bei dem ein blinder Mann so stolperte, dass er wochenlang im Krankenhaus lag und sich danach nicht mehr vor die Türe traute. Der Behindertenrat will nicht warten, bis etwas Vergleichbares in Düsseldorf passiert. „Norbert Zielonka vom Sozialverband VdK hat Oberbürgermeister Stephan Keller angeschrieben und unser Runder Tisch Verkehr wird über die E-Scooter sprechen“, sagt Humpert-Kalb. Vor allem müsse klar sein, wer letztlich die Verantwortung für die Folgen von Unfällen trage. An den Behinderten dürfe es jedenfalls nicht hängenbleiben. Die Stadt müsse klare Regeln formulieren und durchsetzen.
Druck machen möchte die Interessenvertretung beim Thema Haltestellen. Hier wünschen sich die Gehandicapten von der Rheinbahn eine Kennzeichnung sämtlicher barrierefreier Haltestellen während der Fahrten mit Bus und Bahn. Kenne sich ein Fahrgast nicht aus oder gebe es mal eine Umleitung, sorge das häufig für große Verunsicherung. Die Bilkerin erinnert sich an eine Fahrt mit einer Bekannten, die eigentlich vom ISS Dome zur Corneliusstraße gehen sollte. Plötzlich sei die Bahn auf die Strecke der 706 umgeleitet worden. „Erst nach einigem Hin und Her war klar, dass wir erst am Brehmplatz die Bahn wieder barrierefrei verlassen konnten.“
Im Blick haben die Behinderten auch die Umgestaltung des Heine-Platzes. Bei dem dort geplanten Tiefhof dürfe nicht nur über Treppenabgänge diskutiert werden. „Es muss dort Aufzüge geben, die so groß sind, dass auch Elektro-Rollstühle hineinpassen“, sagt Humpert-Kalb. Wichtig sei zudem, die Barrierefreiheit der Düsseldorfer Spielplätze voranzutreiben. Hier sei das Gartenamt aber auf einem guten Weg.
Anders sehe es dagegen bei der Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen aus. Hier seien noch viele Wünsche offen. „Wir wollen für Düsseldorf einen mobilen Dienst, der sich außerhalb der klassischen Praxiszeiten um Menschen in einer akuten Krise kümmert. Vorbilder dafür gibt es unter anderem in Wuppertal und München.“