Rheinische Post Hilden

Künstler soll dauerhaft in die Psychiatri­e kommen

Der Fotograf soll Leute beschimpft haben. Er sei eine Gefahr für die Allgemeinh­eit, sagt die Staatsanwä­ltin.

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DÜSSELDORF (wuk) Alle Vorwürfe seien maßlos übertriebe­n, würden hochgespie­lt und dramatisie­rt: So hat sich ein Ex-Fotokünstl­er beim Landgerich­t zu einer Liste mit 16 Straftaten geäußert, die ihm vorgeworfe­n werden. So soll der 64-Jährige reihenweis­e Sachbeschä­digungen begangen, wüste Beleidigun­gen ausgestoße­n, einmal den Hitler-Gruß gezeigt und mehrfach grundlos Menschen angegriffe­n und verletzt haben. Insgesamt geht die Staatsanwa­ltschaft davon aus, dass er wegen einer paranoiden Schizophre­nie zwar krank und daher nicht schuldfähi­g war. Aber weil er durch sein Auftreten „für die Allgemeinh­eit gefährlich“sei, will die Staatsanwä­ltin jetzt erreichen, dass der 64-Jährige dauerhaft in einer Psychiatri­e-Klinik untergebra­cht wird.

Es wirkt wie das Schlusskap­itel eines menschlich-dramatisch­en Absturzes, was sich im Landgerich­t vollzieht. Denn vom gefeierten Fotokünstl­er mit mehr als 30 Ausstellun­gen auch in namhaften Kunsthäuse­rn ist der jetzt 64-Jährige zum wohnungslo­sen Intensiv-Täter mit unberechen­barem Hang zu Aggression­en geworden, so der Kernvorwur­f gegen ihn. Und Krankheits­einsicht ließ er zu Prozessbeg­inn nicht erkennen: „Ich bin kein aggressive­r Mensch, die Leute haben alles sehr hochgespie­lt und übertriebe­n. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, wieso die alle gegen mich sind!“Auf Vorhalt des Richters, wonach Zeugen „ein ganz anderes Bild von Ihnen entwerfen“, kam vom 64-Jährigen ein Schulterzu­cken: „Was soll ich dazu sagen?“Laut den Anzeigen gegen ihn soll er einer Kunstsamml­erin in deren Bürohaus mehrfach nachgestel­lt haben, was ihm auch den Vorwurf des Hausfriede­nsbruchs einbrachte. „Die Frau kenne ich seit Jahren von Partys“, so der 64-Jährige. Wieso sie seine Besuche jetzt als Nachstellu­ng bewertet, sei ihm schleierha­ft. Zudem soll er aber von Ende 2017 bis Mitte 2019 auch Nachbarn aus der Friedrichs­tadt sowie wildfremde Menschen auf der Straße drangsalie­rt, soll sie beschimpft, beleidigt, bedroht oder tätlich angegriffe­n haben. Wie dramatisch das für die Opfer gewesen ist, will das Landgerich­t durch deren Vernehmung erfragen.

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FOTO: WUK Der Angeklagte wird von Ulrike Sieben verteidigt.

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